Berlin. .

Ausgerechnet Familienministerin Kristina Schröder will sich keine Elternzeit nehmen. Wenn ihr erstes Kind im Juli zur Welt kommt, wird sie nur im gesetzlich vorgeschriebenen Mutterschutz zu Hause bleiben. Schwangerschaft soll Signalwirkung haben.

Als Kristina Schröder 2009 in die Fußstapfen von Supermutter Ursula von der Leyen (beide CDU) trat, lästerten die Kritiker: Ledig und kinderlos – taugt sie als Familienministerin? „Makel“ eins fegte Schröder kurz nach Amtsantritt durch die Hochzeit mit Ole Schröder vom Tisch. Bald dürften die konservativen Kreise weiter besänftigt sein – wenn das kleine Schröderchen da ist. Via „Bild“ bestätigte die 33-jährige Ministerin: „Es stimmt, wir erwarten im Juli unser erstes Kind.“

Vom Kinderreichtum von der Leyens ist Schröder damit noch weit entfernt. Dafür sorgt sie mit ihrer Baby-Botschaft für ein Novum: Schröder wird die erste Bundesministerin sein, die in ihrer Amtszeit ein Kind bekommt. Während der Mutterschutzzeit will sie zu Hause bleiben und ihr Amt von dort aus führen. Im Alltagsgeschäft springen die Staatssekretäre für Schröder in die Bresche. Notfalls steht Bildungsministerin Annette Schavan als Aushilfe bereit.

Doch ausgerechnet für die Familienministerin kommt die Elternzeit nicht in Frage: Eine Abgeordnete dürfe die aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht ­nehmen. Andernfalls, so eine Sprecherin der Bundestagsverwaltung, müsse Schröder ihr Mandat zurückgeben. Der Grund: Parlamentarier sind nur ihrem Gewissen verpflichtet, können sich ihre Zeit im Prinzip selbst einteilen.

Ehemann könnte Elternzeit nehmen

Schröders Gatte Ole könnte Elternzeit nehmen. Ob aber der Parlamentarische Staatssekretär wie der ­Grünen-Chef Cem Özdemir ins „Wickelvolontariat“ geht, bleibt das Geheimnis des Politiker-Paares. Das Ministerium wollte dazu keine Angaben machen.

Das passt ins Schröder-Bild: Seit ihrem Amtsantritt blockt die Ministerin stoisch alle Fragen zu ihrem Familienbild ab. Schröder will nicht einmal sagen, wer zu Hause kocht, weil man daraus Rückschlüsse auf die Rollenverteilung ziehen könnte. Das aber möchte die Ministerin nicht, weil sie niemandem vorgeben will, wie er – oder sie – zu leben hat.

Gleiche Herausforderung wie andere berufstätige Eltern

„Wir werden dann vor den gleichen Herausforderungen stehen wie viele andere Paare in Deutschland, bei denen beide beruflich sehr gefordert sind“, sagte Schröder, die nun zwischen Wickel- und Kabinettstisch wirbeln muss. Ihr droht auch die Diskussion, ob die Arbeit unter dem Baby ­leidet. So dürfte Schröder SPD-Generalsekretärin An­drea Nahles, die am Dienstag ihr Kind bekam, nicht grundlos vor Wochen zur Seite gesprungen sein. Im Interview mahnte sie Respekt für die Abgeordnete Nahles an.

Für Schröder mag es hilfreich sein, dass das Ministerium den Familien-TÜV hat. Den gibt es nur, wenn ein Ministerium flexible Arbeitszeiten oder eine Kinderbetreuung ermöglicht. Dass der Ministerin die Arbeitszeiten zum Verhängnis werden, glaubt zumindest CSU-Familienpolitikerin Dorothee Bär nicht: „Wenn man ausgerechnet im Familienministerium die Arbeitszeiten nicht flexibel gestalten könnte, dann würde in diesem Lande etwas falsch laufen“, sagte die gleichfalls schwangere Bär.

Familie und Politik

Die FDP-Familienpolitikerin Miriam Gruß hofft, dass Schröders Schwangerschaft Signalwirkung hat: „Familie und Politik sind miteinander vereinbar.“ Wie das geht, hat die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny vorgemacht. 2009 nahm die 35-Jährige ihre vier Monate alte Tochter mit in den Plenarsaal – ein Novum im Bundestag. Später einigte sich das Präsidium darauf, dass Abgeordnete im Notfall den Nachwuchs mitbringen dürfen – etwa zu Abstimmungen.

„Mit einem Kind verschieben sich die Prioritäten“, sagt Skudelny, die Abendveranstaltungen meidet und wichtige Termine vorzieht. Dann seien Baby und Politik unter einen Hut zu bekommen. Das sieht Bär auch so: „Früher haben die Frauen im Krieg oder auf der Flucht Kinder bekommen. Da soll keiner behaupten, dass Politik und Kinder zugleich nicht machbar sind.“