Den Haag/Essen. .

Diese Nachricht hat viele Menschen in den Niederlanden schockiert: Die aus dem Iran stammende Niederländerin Zahra Bahrami ist in Teheran zum Tode verurteilt worden. Vollstreckt wurde das Urteil noch nicht.

Das Todesurteil gegen die Frau, die vor 16 Jahren als Flüchtling in die Niederlande kam, soll bereits am vergangenen Sonntag verhängt, aber noch nicht vollstreckt worden sein. Das meldete der niederländische ,,Wereldomroep“ (Radio Netherlands International) an diesem Mittwoch unter Berufung auf die im Iran lebende Tochter von Zahra Bahrami.

Im Dezember 2009 war die 45-jährige Zahra Bahrami in den Iran gereist, um ihre dort lebende Tochter aus einer geschiedenen Ehe, Banafsheh Erfani, zu besuchen. Doch kurz darauf, am 27. Dezember, wurde sie festgenommen, wie es in einem Entschließungsantrag des Europäischen Parlaments heißt. Im August 2010 sei sie wegen „Feindschaft zu Gott“ und „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Sie habe an staatsfeindlichen Demonstrationen teilgenommen, so lautete ein Vorwurf des islamischen Tribunals in Teheran.

Kokain und ein Messer

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Darüber hinaus, so berichtete ihr niederländischer Anwalt im letzten Sommer, habe man ihr zur Last gelegt, dass sie ein halbes Kilo Kokain und ein Messer bei sich gehabt habe.

Der Prozess gegen die Niederländerin begann Mitte August 2010. Zuvor hatte sie nach Erkenntnissen des EU-Parlaments monatelang im Teheraner Evin-Gefängnis in Einzelhaft verbracht, sei gefoltert worden. Der niederländische Botschafter erhielt keine Erlaubnis, sie zu sehen.

Schließlich, so heißt es in einem Entschließungsantrag des EU-Parlaments, habe man sie „gezwungen, vor laufender Fernseh-Kamera ein ,Geständnis’ abzulegen und dabei die gegen sie erhobenen Beschuldigungen zuzugeben“. Von einem fairen Prozess könne keine Rede sein, so die Autoren des Antrags: „Bahrami hatte während ihres Prozesses nicht einmal das Recht auf einen Anwalt“ gehabt. Dies hat sich zwischenzeitlich offenbar geändert. Allerdings wurde ihr Verteidiger in Teheran verpflichtet, über die Verurteilung zu schweigen.

Geständnisse unter Druck

Auch Bahramis 24-jährige Tochter Banafsheh Erfani hat während des Prozesses gegen ihre Mutter berichtet, der iranische Geheimdienst habe die Vorwürfe gegen ihre Mutter konstruiert. Durch Folterungen und Isolationshaft hätten iranische Sicherheitsbeamte ein Geständnis erpresst.

Nun ist die Todesstrafe tatsächlich gegen Zahra Bahrami verkündet worden. Ihre Angehörigen und ihr niederländischer Anwalt befürchten, das Urteil könnte schon bald vollstreckt werden.

,,Geständnisse wie dieses sind nichts wert. Es ist dort immer das gleiche Muster: Die Menschen werden gefoltert, bis sie am Ende einfach ein Geständnis ablegen,“ sagt Eduard Nazarski von Amnesty International Amsterdam.

Politisches Asyl

1994 war Bahrami in die Niederlande geflohen, erhielt dort politisches Asyl. Seither lebt sie dort. Sie studierte am Konservatorium in Rotterdam Gesang und Tanz, spezialisierte sich auf hinduistische Tänze. Sie trat in den Niederlanden auf, aber auch in Australien, Indonesien und Surinam.

Noch setzt das Außenministerium in den Haag auf Verhandlungen; der iranische Botschafter wurde am Mittwoch einbestellt, die Regierung machte deutlich, dass die Wahl-Niederländerin unter ihrem Schutz steht.