Berlin. .
An Heiligabend und Weihnachten werden die meisten Kirchen wieder bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Doch das ist nur eine trügerische Momentaufnahme. Denn Tatsache ist: Immer weniger Menschen in Deutschland gehören einer christlichen Kirche an.
Der Trend der vergangenen Jahre hat sich sogar weiter verschärft. Grund für den Mitgliederschwund ist zum einen die demografische Entwicklung in Deutschland. Doch auch die Zahl der Austritte hat zuletzt offenbar wieder deutlich zugenommen und macht den Kirchen zu schaffen. “Natürlich wiegen die Kirchenaustritte jedes Jahr schwer, und zwar für beide große Kirchen“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Umso mehr setze er sich dafür ein, die Kirche den Menschen wieder verständlicher zu machen und deutlich zu zeigen: „Die Kirche ist für den Menschen da.“ Wer sonst setze sich in der Gesellschaft so sehr für eine Gesamtausrichtung ein und für verbindliche ethische Werte, fragt der katholische Geistliche.
Tatsache ist, dass die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland zuletzt jeweils eine sechsstellige Zahl an Mitgliedern pro Jahr durch Austritt verloren haben. Die katholische Kirche schrumpfte im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um rund 267 000 Mitglieder, darunter sind knapp 124 000 Austritte. Das sind etwas mehr als im Jahr zuvor - und rund 40 000 mehr als noch im Jahr 2006. Für das Jahr 2010 liegen noch keine verlässlichen Zahlen vor.
Erste „Wasserstandsmeldungen“ aus den Bistümern deuten aber auf einen weiteren Anstieg hin - wobei vor allem die zahlreichen Missbrauchsfälle und der zunächst als zögerlich wahrgenommene Umgang von Bischöfen und Papst damit zahlreiche Menschen dazu bewogen haben dürfte, der Kirche den Rücken zu kehren.
Große regionale Unterschiede
In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lagen die Austrittszahlen in den vergangenen Jahren stets um mehrere zehntausend höher als bei den Katholiken. 2008 verzeichnete man 168 901 Austritte. Bei der Veröffentlichung der Zahlen für 2009 vor wenigen Wochen wurden keine Angaben zu Kirchenaustritten gemacht. 24, 2 Millionen Protestanten zählte man demnach zum Stichtag 31. Dezember 2009. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Minus von rund 320 000 Mitgliedern, wobei in dieser Zahl neben den Austritten etwa auch die Sterbefälle enthalten sind.
Insgesamt gehören gerade einmal noch 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland laut der EKD-Statistik noch einer der beiden großen Kirchen an. Dabei gibt es große regionale Unterschiede. Während Bayern, Rheinland-Pfalz und dass Saarland Werte von mehr als 75 Prozent verzeichnen, liegt der Anteil von Katholiken und Protestanten an der Gesamtbevölkerung in den neuen Bundesländern nur zwischen 17,9 Prozent in Sachsen-Anhalt und 31,9 Prozent in Thüringen. Der Anteil der Katholiken liegt in vier der fünf neuen Bundesländern sogar unter vier Prozent. dapd