London. Nick Griffin, der Vorsitzende der rechtsextremen British National Party (BNP), wurde in seinem ersten Fernsehauftritt vom Publikum heftig ausgebuht. Der Parteichef verteidigte die Rechte der "gebürtigen Briten". Die BBC wurde kritisiert, dem rechten Politiker ein Forum zu bieten.
Der rechtsextreme Parteichef Nick Griffin hat bei seinem erstmaligen und umstrittenen Auftritt in der renommiertesten Talkshow des Landes die Rechte «gebürtiger Briten» verteidigt. Der Vorsitzende der British National Party (BNP) wurde vom Publikum teils heftig ausgebuht. Bereits vor der Sendung am Donnerstagabend protestierten Hunderte vor dem Gelände der BBC gegen die Entscheidung, Griffin ein Forum zu bieten.
Griffin gab sich in der Sendung eher moderat. Er bestritt, den Idealen Adolf Hitlers anzuhängen. Die Frage, ob er den Holocaust je geleugnet habe, beantwortete er jedoch nur ausweichend. «Ich bin nicht von der Leugnung des Holocausts überzeugt», sagte Griffin. Er habe in der Sache seine Meinung geändert. Worin die Meinungsänderung bestand, wollte er trotz Nachfragen nicht sagen.
Als Griffin Homosexualität als «wirklich gruselig» bezeichnete, wurde er vom Publikum ausgebuht. Ein Mann rief, Griffin solle doch zum Südpol gehen. «Das ist eine farblose Landschaft. Das würde gut zu Ihnen passen», sagte der Zuschauer, woraufhin großes Gelächter ausbrach. Tatsächlich weigerte sich die BNP noch bis vor kurzem gemäß Parteistatut, nicht-weiße Mitglieder aufzunehmen. Die Regelung wurde jedoch kürzlich von einem Gericht für nichtig erklärt. Einwanderung lehnt die BNP kategorisch ab.
BBC verteidigt Einladung
Nach dem Gespräch zeigte sich Griffin eher zufrieden. Die Sendung sei wie ein Boxkampf gewesen - er habe Schläge einstecken müssen, aber habe auch Schläge austeilen können, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Gleichwohl beschwerte er sich, dass zu viele Angehörige von Minderheiten im Publikum gewesen seien. «Sie haben uns in London aufgezeichnet, wo die gebürtige Bevölkerung in der Minderheit ist, deswegen haben wir dort nicht viel Sympathie oder Unterstützung», sagte Griffin. Die BNP sitzt nicht im britischen Parlament, konnte sich jedoch bei der jüngsten Europawahl zwei Sitze im EU-Parlament sichern.
Die Einladung an Griffin hat in Großbritannien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die BBC verteidigte ihre Entscheidung. Den BNP-Vorsitzenden nicht im Programm des öffentlich-rechtlichen Senders zu berücksichtigen, käme einer Zensur gleich, erklärte BBC-Chef Mark Thompson. Ein BBC-Sprecher erklärte, der Sender entscheide nicht darüber, welche Parteien gemocht würden.
Etwa 25 Demonstranten war es nach Angaben der Polizei, vor der Aufzeichnung der Sendung gelungen, die Sicherheitsabsperrungen zu durchbrechen und auf das Gelände vorzudringen.
Partei mit «faschistischem Hintergrund»
Einige Mitglieder der Labour-Regierung von Premierminister Gordon Brown zeigten sich empört, dass der rechtsextremen Partei mit «Question Time» eine Plattform vor Millionen Fernsehzuschauern geboten wird. Allerdings nahm auch Justizminister Jack Straw an der Diskussionsrunde teil.
Ein weiterer Teilnehmer, Chris Huhne von der Liberalen Partei, sagte, Griffin habe einen deutlich erkennbaren «faschistischen Hintergrund». Der frühere Anti-Apartheid-Aktivist und Kabinettsminister Peter Hain sah in dem Auftritt eine gefährliche Legitimierung der politischen Positionen der BNP. «Unsere schwarzen, muslimischen und jüdischen Mitbürger werden wesentlich weniger ruhig schlafen, nachdem die BBC die BNP nun legitimiert hat», sagte Hain nach der Sendung. Die BNP sei als «rassistische Partei mit faschistischen Wurzeln» gefährlich.
Der Labour-Abgeordnete Andy Slaughter, der sich an der Demonstration vor der BBC-Zentrale beteiligte, nannte die Einladung an Griffin unverantwortlich. Dagegen erklärte Premierminister Brown, Griffins Auftreten werde die «rassistischen und fanatischen» Ansichten der Partei offenlegen. (ap)