London. Der britische Premierminister Gordon Brown hat parteiinternen Kritikern nach der Schlappe seiner Labour-Partei bei der Europawahl die Stirn geboten. Bei einem nicht öffentlichen Treffen in London gelang es Brown am Montag-Abend die Mehrheit der Abgeordneten hinter sich zu bringen.
Der britische Premierminister Gordon Brown hat nach der historischen Schlappe seiner Labour Party bei der Europawahl die innerparteiliche Rebellion gegen ihn fürs erste politisch überlebt. Vor mehreren hundert Abgeordneten räumte er am Montag bei einem nichtöffentlichen Parteitreffen Fehler ein. Doch es gelang ihm, die Parteimehrheit hinter sich zu bringen, wie Teilnehmer berichteten. «Es gab eine massive Demonstration der Einheit», sagte Kulturminister Ben Bradshaw. «Er hat die Rede seines Lebens gehalten.»
Mindestens zwei Abgeordnete forderten Brown während des 90-minütigen Treffens direkt zum Rücktritt auf, wie aus Teilnehmerkreisen verlauteten. Sie erhielten aber kaum Unterstützung.
Kabinett liegt in Trümmern
Die Labour Party landete mit knapp über 15 Prozent bei der Europawahl nur auf dem dritten Platz, zwei Punkte hinter den EU-Gegnern der UK Independence Party (UKIP). Die oppositionellen konservativen Tories wurden mit knapp 29 Prozent klar als stärkste Kraft. Erstmals konnte die rechtsextreme British National Party (BNP) zwei Sitze für das Parlament in Straßburg erobern. Zudem liegt Browns Kabinett nach zahlreichen Rücktritten in Trümmern, und die Partei ist im Sog des Spendenskandals wie paralysiert.
Angesichts von Rücktrittsforderungen sagte Brown, «Probleme lassen sich nicht durch Davonlaufen lösen, sondern indem man sich ihnen stellt und gegen sie angeht». Er wisse, dass er seine Stärken und sein Schwächen habe, «dass ich einige Sachen gut mache und andere nicht so gut», räumte Brown allerdings bei der wöchentlichen Sitzung mit Labour-Abgeordneten ein.
Aus Kreisen der Abgeordneten verlautete im Anschluss an das Treffen, dass der Premierminister sich wacker geschlagen habe. Kulturminister Ben Bradshaw sagte, Browns Parteikollegen hätten sich auf «beeindruckende Weise» hinter den Regierungschef gestellt. Barry Sheerman, bislang ein Brown-kritischer Abgeordneter, sagte, Brown habe ihn überzeugt. Dennoch gingen einige Labour-Mitglieder offenbar erneut in die Offensive. So sollen die einstigen Minister Charles Clarke und Stephen Byers den Premier zum Rücktritt aufgefordert haben. (ap/afp)