Berlin. Was würde passieren, wenn Parteien 100% ihres Programms umsetzen könnten? Das hat ein Berliner eine KI gefragt. Das Ergebnis überrascht.
Wie wollen wir in Zukunft leben? Es ist die große Frage, die auch bei der kommenden Bundestagswahl gestellt wird. Jede Partei hat dabei ihre eigenen Vorschläge und Visionen – gepackt in Hunderte Seiten starke Wahlprogramme, die auf vieles Antwort geben. Von Migration und Sicherheit, über Wirtschaft und Umwelt bis hin zu speziellen Themen wie Drogenpolitik.
Doch wohl kaum jemand hat eine Vorstellung, was es konkret bedeuten würde, wenn die CDU, die SPD, die Grünen oder die AfD exakt nach dem jeweiligen Wahlprogramm in Deutschland regieren würde. Ein mögliches Zukunftsbild hat nun schon zum zweiten Mal der Berliner KI-Berater Max Mundhenke geliefert. „Wie würde unsere Zukunft aussehen, wenn 100% der jeweiligen Wahlprogramme vollständig umgesetzt werden?“ hat er eine Künstliche Intelligenz (KI) gefragt und sie Bilder zeichnen lassen.
Futuristische Stadtlandschaften: So stellt die KI die Wahlprogramme dar
Die auf seinem Instagram-Account Tom Kraftwerk veröffentlichten Bilder zeigen futuristische Stadtlandschaften, die sich auf den ersten Blick ähneln. Doch die Unterschiede liegen im Detail: Bei den Grünen dominieren Gärten, Elektrobusse und Solarpaneele das Bild. Sie sollen die „nachhaltige Stadt der Zukunft, inspiriert von der ökologischen und sozialen Vision“ der Partei zeigen.
Durch das Bild einer CDU-Zukunft ziehen sich dagegen breite Autobahnen und Bahntrassen, die für „fortschrittliche und pragmatische Mobilität“ stehen. Neben Hochhäusern im Hintergrund sind hier auch traditionelle Häuser zu sehen, um so „kulturelles Erbe mit Innovation“ miteinander zu verbinden.
Rauchende Schornsteine, Deutschlandflaggen und massive Grenzbarrieren sind auf dem Bild einer von der AfD regierten Stadt zu sehen, die „die Vision der AfD für eine geordnete, traditionelle und souveräne Zukunft“ darstellen sollen.
Viele politische Forderungen können nicht bildlich dargestellt werden
„Mir geht es darum zu zeigen, wo eigentlich die Unterschiede zwischen den Programmen der einzelnen Parteien sind“, sagt Mundhenke im Gespräch mit unserer Redaktion über sein Projekt. Zugleich stellt er klar: „Die Ergebnisse stellen natürlich keine Wahlempfehlung dar.“ Vielmehr möchte er auf spielerischem Wege eine Auseinandersetzung mit den Wahlprogrammen und konkreten politischen Forderungen der Parteien bewirken.
Dabei ist eines klar: Mundhenkes KI-Bilder können dabei nur einen ersten Anhaltspunkt geben, um die politischen Unterschiede zwischen den Parteien aufzuzeigen. Denn viele Forderungen, die Parteien aufstellen können nicht bildlich dargestellt werden. „Die Linke etwa möchte in der Gesundheitspolitik kommunale Versorgungszentren haben und das ist eben ein Konzept für integrierte Gesundheitsversorgung, das schwer bildlich darzustellen ist“, erläutert Mundhenke.
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Wie aus einer fixen Idee ein demokratisches Bildungsprojekt wird
Mundhenke berät hauptberuflich Unternehmen bei der Nutzung von KI-Anwendungen. Auf die Idee, KI mit politischen Inhalten zu verbinden, kam er vor der Europawahl im vergangenen Jahr. „Ein Freund hatte mir gesagt: Ach, diese ganzen Wahlplakate, da müsste man mal gucken, inwiefern die eigentlich der Wahrheit entsprechen und mal eine KI fragen, wie so ehrliche Wahlplakate aussehen sollten“, erinnert sich Mundhenke. Ihm ging die Idee nicht mehr aus dem Kopf – doch statt der Wahlplakate nahm er sich schließlich die Wahlprogramme vor. „Die Idee war, die zu analysieren und zu zeigen, wo da eigentlich die Unterschiede sind.“
Was eine fixe Idee zur Europawahl war, schlägt inzwischen hohe Wellen: „Tatsächlich ist daraus ein ziemlich großes demokratisches Bildungsprojekt geworden. Also ich sitze jetzt mit Lehrern zusammen, die die Bilder im Politik- und im Erdkundeunterricht nutzen wollen“, erzählt Mundhenke. Zudem sollen seine KI-Bilder vor der Wahl in verschiedenen deutschen Städten ausgestellt werden. Dort sollen dann auch Politiker und Wissenschaftler auf Panels mit Wählern diskutieren. „Es geht darum, die Leute über die Bilder sprechen zu lassen und zu gucken: Was ist denn eigentlich so unsere Zukunft?“ Statt immer nur auf Krisen zu schauen, will Mundhenke mit seinen KI-Bildern auch dazu einladen, über positive Zukunftsbilder nachzudenken.
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
Debatte über Nutzung von KI anregen
Doch neben der Debatte über verschiedene politische Visionen will Mundhenke auch eine Debatte über den Umgang mit KI anregen: „Wir müssen KI als Hammer verstehen. Mit einem Hammer kann man ein Haus bauen, mit einem Hammer kann man aber auch jemanden den Kopf einschlagen. Also KI ist einfach ein extrem mächtiges Werkzeug“, sagt Mundhenke.
Das sieht er auch im aktuellen Wahlkampf: Parteien wie die CDU haben etwa KI-Tools für Wahlkämpfer entwickelt, mit denen sie Details aus dem Wahlprogramm nachschlagen können – die AfD dagegen erstellt mit KI rassistische Bilder mit einer Horde migrantisch aussehender Männer, die es so nicht gibt. „Wir sind verantwortlich dafür, wie wir KI nutzen. Bauen wir damit ein Haus oder schlagen wir mal den Kopf ein?“, fragt Mundhenke. Für ihn ist die Antwort klar.
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