Brüssel. Die Umweltbelastung in den Städten ist noch immer zu hoch, warnt ein Report. Folge: Hunderttausende Menschen im Jahr sterben vorzeitig.
Schlechte Luft, zu viel Lärm: Die Umweltbelastung in europäischen Städten ist noch immer eine der größten Risikofaktoren für die Gesundheit der EU-Bürger. Das ist das Fazit eines neuen Berichts des EU-Rechnungshofs. An den Folgen von Luftverschmutzung sterben europaweit demnach mindestens 250.000 Menschen im Jahr vorzeitig, warnen die Prüfer unter Verweis auf Daten der EU-Umweltagentur. Und langfristige Lärmbelastung sei in der EU jährlich für 12.000 vorzeitige Todesfälle und 48.000 Fälle von Herzerkrankungen verantwortlich.
Fazit des Prüfberichts: Mit einer Reihe von Umweltauflagen habe sich in den vergangenen Jahren die Lage in den Städten zwar verbessert, gut sei sie noch längst nicht. „Die ergriffenen Maßnahmen waren nach wie vor nicht wirksam genug, um die Bürger und die Umwelt vor Luftverschmutzung und Lärm zu schützen, obwohl die EU-Vorschriften bereits seit vielen Jahren in Kraft sind“, schreiben die Experten.
Umweltverschmutzung: Manche Vorkehrungen sind laut Bericht nicht sinnvoll
Noch nicht einmal alle ergriffenen Maßnahmen seien wirklich sinnvoll. Die Prüfer verweisen auf das Beispiel sogenannter „grüner Achsen“, auf denen Fußgänger und Radfahrer in vielen Städten Vorrang vor Autos hätten. „Diese Achsen sind für die unmittelbaren Anlieger zwar vorteilhaft, führen in den umliegenden Straßen aber zu schlechterer Luft und mehr Lärm“, stellt der Report klar.
Dabei betreffen die Probleme die Mehrheit der Europäer: Drei Viertel der EU-Bürger leben in Ballungsräumen und seien daher in besonderem Maße von Luftverschmutzung und Lärmbelastung betroffen.
Als besonders großes Problem bezeichnet der Bericht die Konzentration an Stickstoffdioxid, die durch Pkw und Lastwagen verursacht wird, vor allem von jenen mit Diesel-Motor: 2022 sei der aktuelle EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid in zehn der 27 Mitgliedstaaten noch immer überschritten worden. Der Rechnungshof warnt zugleich davor, die Gesundheitsgefahren von zu viel Lärm zu unterschätzen. Zu den Schäden gehörten beispielsweise Schlafstörungen, Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen.
Die Prüfer erwarten, dass die EU ihr offizielles Ziel verfehlen wird, die Zahl der von Verkehrslärm besonders betroffenen Menschen bis 2030 um 30 Prozent zu verringern. Schätzungen zufolge werde der Rückgang bestenfalls bei 19 Prozent liegen, schlimmstenfalls werde sogar ein Anstieg um 3 Prozent zu verzeichnen sein. Die Datenlage sei allerdings unsicher: In den meisten Mitgliedstaaten würden Daten zur Lärmbelastung nur lückenhaft und mit Verzögerung erhoben.
Umweltbelastung: Warum das Thema neue Brisanz bekommt
Der verantwortliche Rechnungsprüfer Klaus-Heiner Lehne verwies darauf, dass das Thema Luftverschmutzung bald neue Brisanz erhält: Schon beschlossene oder geplante Grenzwerte für Luftqualitätsstandards, die sich an den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Vorgaben orientierten, würden den Mitgliedstaaten und den Städten erhebliche Anstrengungen abverlangen. „Beim Kampf gegen die Umweltbelastung in den Städten sind zwar Erfolge erzielt worden, trotzdem dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, sagte Lehne.
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Den Städten falle es allerdings schwer, wirksam gegen Luftverschmutzung zu viel Lärm vorzugehen, bilanziert der Report nach Untersuchungen in ausgewählten europäischen Metropolen. Das liege etwa an schlechter Koordinierung durch die Behörden, Zweifeln an der Wirksamkeit der Maßnahmen oder auch am Widerstand von Anwohnern gegen entsprechende Eingriffe.
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