Berlin. Nach der Störung eines Unterseekabels steht ein Frachter unter Sabotageverdacht. Er könnte in Verbindung zu Russland stehen.
Nach der mutmaßlichen Sabotage an einem Unterwasserkabel in der Ostsee hat die Polizei in Finnland den verdächtigen Tanker „Eagle S“ beschlagnahmt. Das Schiff sei für weitere Ermittlungen zum Hafen von Kilpilahti eskortiert worden, erklärte die Polizei am Samstag. Zuvor hatte der Tanker im Meer vor der finnischen Küste gelegen. Die finnischen Behörden ermitteln wegen des Verdachts der „schweren Sabotage“ an dem Untersee-Stromkabel Estlink 2, das Finnland und Estland verbindet.
Unterdessen hat die Nato bereits angekündigt, ihre militärische Präsenz in der Ostsee zu verstärken. Dies teilte Nato-Generalsekretär Mark Rutte am Freitag mit. An dem Stromkabel Estlink 2 war eine Störung festgestellt worden, die „Eagel S“ soll damit in Verbindung stehen.
Die finnischen Ermittler vermuten, dass der verdächtige Tanker zur sogenannten russischen Schattenflotte gehört, mit der Russland das vor zwei Jahren im Zuge des Ukraine-Krieges verhängte Öl-Embargo umgeht. Für die Schattenflotte nutzt Russland unter fremder Flagge fahrende Tanker, um ungeachtet der internationalen Sanktionen Rohöl und Ölprodukte zu exportieren. Das Schiff war unter der Flagge der Cookinseln unterwegs.
- Pistorius im Interview: „Putin weiß, wie er Nadelstiche bei uns setzen muss“
- Sabotage-Alarm: Stecken Putins „Wegwerf-Agenten“ dahinter?
Auch der EU zufolge steht der Frachter in Verbindung zu Russland. „Das verdächtige Schiff ist Teil der russischen Schattenflotte, die die Sicherheit und die Umwelt bedroht und gleichzeitig den russischen Kriegshaushalt finanziert“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der EU-Kommission und der Außenbeauftragten Kaja Kallas.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich alarmiert über den mutmaßlichen Sabotageakt Russlands und warnte im Gespräch mit unserer Redaktion vor der sogenannten russischen Schattenflotte. „Fast im Monatsrhythmus beschädigen Schiffe derzeit wichtige Unterseekabel in der Ostsee“, sagte sie Baerbock. „Es fällt mehr als schwer, da noch an Zufälle zu glauben. Das ist ein dringender Weckruf für uns alle.“ Unterseekabel seien „die Kommunikationsadern, die unsere Welt zusammenhalten“.
Zur russischen Schattenflotte werden Schiffe gezählt, die Russland inoffiziell benutzt, um Sanktionen zu umgehen – zum Beispiel beim Öltransport. „Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, um gegen diese Flotte vorzugehen“, hieß es weiter in der Mitteilung.
Auch interessant
EU kündigt Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte an
Die EU drohte die Verhängung von Sanktionen gegen Russlands sogenannte Schattenflotte an. „Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, die sich gegen diese Flotte richten“, erklärten die Europäische Kommission und die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas am Donnerstag gemeinsam.
Der Schaden am Kabel könnte nach Angaben der Ermittler vom Anker des Schiffs verursacht worden sein. Die EU vermutet dabei Vorsatz: Der Vorfall sei der jüngste in einer Serie von mutmaßlichen Attacken auf kritische Infrastruktur, hieß es. Jede vorsätzliche Zerstörung der kritischen Infrastruktur Europas werde aufs Schärfste verurteilt.
Auch interessant
Störung an Estlink 2: Finnland stoppt russischen Öltanker „Eagle S“
An dem Stromkabel Estlink 2 zwischen Finnland und Estland war am Mittwoch eine Störung festgestellt worden. Finnische Behörden stoppten daraufhin am Donnerstag einen von einem russischen Hafen gestarteten Öltanker. Derzeit befinde sich der Tanker „Eagle S“ vor der Küste der Halbinsel Porkkala rund 30 Kilometer westlich der finnischen Hauptstadt Helsinki.
- USA: Trump-Deal mit Putin? Röttgen schildert Worst-Case-Szenario
- CDU-Chef: Kennen sich Merz und Trump persönlich? Die Antwort ist kompliziert
- Bundespolitik Kosmos Weidel: Das mächtige Netzwerk der AfD-Galionsfigur
- Geothermie: Wann lohnt sich das Heizen mit der Energie der Erde?
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 haben die Spannungen in der Ostsee deutlich zugenommen. Im September hatten sich eine Reihe von Unterwasser-Explosionen an der Nord-Stream-Pipeline zwischen Russland und Europa ereignet. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt.
Die EU-Staaten hatten sich bereits Anfang Dezember auf Sanktionen gegen 50 weitere Tanker der russischen Schattenflotte geeinigt.