Berlin. „Wir kämen schon klar“, glaubt der CDU-Chef Friedrich Merz. Was Trump an Merz schätzt – und warum sich Merz keine Illusionen macht.

Es ist kein unrealistisches Szenario: Ein künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz trifft auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Ginge das gut? Vor vier Jahren, im November 2020, war sich Merz völlig sicher: „Wir kämen schon klar.“ Denn: „Ich weiß, wie die Amerikaner ticken. Ich bin nun beruflich auch sehr viel in Amerika gewesen.“ Ob es aber je ein persönliches Treffen zwischen Merz und Trump gab? Die Antwort ist kompliziert.

Anruf in der CDU-Zentrale. Dort hüllt man sich in Schweigen. Eine Auskunft zu bisherigen Treffen gibt es nicht. Nachfrage in der Unionsfraktion: Er könne nicht sagen, ob und wann Friedrich Merz jemals mit Donald Trump zusammengetroffen sei, „das weiß ich nicht“, sagt Außenexperte Jürgen Hardt. Aus dem Umfeld des Parteichefs heißt es schließlich: Friedrich Merz habe von Trumps Team eine stehende Einladung für Gespräche unmittelbar nach der Präsidentschaftswahl. Bedeutet so viel wie: Es gibt Drähte, aber offenbar noch keine stabile persönliche Beziehung zu Trump.  

Merz gratulierte Trump am Mittwochvormittag zum Wahlsieg und hob die gemeinsamen Werte und Interessen mit den USA sowie das kollektive Schutzversprechen als Mitglieder in der Nato hervor. „Es liegt nun insbesondere auch in der Hand von uns Deutschen und Europäern, die Beziehungen zu unserem wichtigsten Verbündeten zu gestalten“, schrieb Merz auf der Plattform X.

Trump im Weißen Haus: Merz macht sich keine Illusionen

Klar ist: Merz macht sich wenig Illusionen über die künftige Zusammenarbeit zwischen Berlin und Washington. Jede neue amerikanische Regierung werde sich sehr viel mehr auf den pazifisch-asiatischen Raum schauen als auf den transatlantischen, warnt Merz seit langem. Und: Deutschland habe mit Joe Biden wohl den letzten transatlantischen Präsidenten für längere Zeit im Weißen Haus gesehen. Klar sei: Wenn Donald Trump kommt, „wird es ziemlich unfreundlich“.

CDU-Mann Hardt erwartet, dass Merz gegenüber Trump den richtigen Ton finden werde. Mehr noch: Das Lebenswerk des 68-jährigen Deutschen, gerade auch wegen seiner Jahre beim US-Finanzriesen Blackrock, beeindrucke Trump, glaubt Hardt. Und: „Mit Merz sind wir gut gerüstet für toughe Auseinandersetzungen.“  

Merz ist in den USA vielen bekannt als langjähriger Vorsitzender des deutsch-amerikanischen Netzwerks Atlantikbrücke. In den USA erwartet man, dass der CDU-Mann Deutschland wirtschaftlich wieder stärker und in der Außen- und Sicherheitspolitik wieder relevanter mache, meint Hardt.

Die Union hat auch in der Opposition ihre Kontakte nach Washington gepflegt – zuletzt war eine Delegation bei den Parteitagen von Republikanern und Demokraten zu Gast. Das Problem: Die Drähte sind gut – sie laufen aber vor allem zu denjenigen US-Politikern, die eh schon transatlantisch dächten. „Wir müssen es hinkriegen, auch die anderen zu erreichen“, mahnt Hardt. Eine Aufgabe, die jeder künftige Bundeskanzler lösen muss, ganz egal, ob er Merz heißt oder Olaf Scholz.