Berlin. Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. Bereits vor dem Spiel gab es offenbar Warnungen vor geplanten Aktionen.

Gewalt gegen israelische Fußball-Fans am Donnerstagabend in Amsterdam: Nach einem Europa-League-Spiel kam es in der niederländischen Hauptstadt zu brutalen Übergriffen, die von pro-palästinensischen Demonstranten ausgegangen sein sollen. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete am Freitagmorgen die Entsendung zweier Rettungsflugzeuge in die Niederlande an, um den israelischen Fußballfans zu helfen.

Vor den Angriffen waren niederländische Sicherheitskräfte israelischen Berichten zufolge gewarnt worden. Israels Diaspora-Ministerium habe vorab über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachtet haben. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.

Netanjahu „betrachtet den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst“, erklärte das Büro des Regierungschef. Er fordere „die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten.“

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Amsterdam: Unruhen rund um Fußballspiel Ajax gegen Tel Aviv

Unterdessen reist Israels neuer Außenminister Gideon Saar kurzfristig in die Niederlande. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit. Saar werde dabei die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus betonen. Den Angaben nach wird sich der israelische Außenminister auch mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vor Ort treffen.

Im Anschluss an das Fußballspiel des niederländischen Erstligisten Ajax Amsterdam in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv war es zu gewaltsamen Zusammenstößen von propalästinensischen Demonstranten und israelischen Fans gekommen.

Ajax Amsterdam - Maccabi Tel Aviv - Unruhen
Donnerstagabend in Amsterdam: Auf diesem Videostandbild eskortiert die Polizei Anhänger von Maccabi Tel Aviv zur U-Bahn. © DPA Images | InterVision

Nach Angaben der Polizei gab es an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen – wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. Insgesamt seien am Donnerstagabend 62 Menschen vorläufig festgenommen worden. Ob es dabei auch um Fußballfans ging, sagte die Polizei zunächst nicht. Ajax hatte das Spiel mit 5:0 gewonnen.

„Belagert, misshandelt und mit Feuerwerkkörpern beworfen“ – mehrere Israelis verletzt

Fünf Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Israelische Fans waren offenbar durch die Straßen getrieben und verprügelt worden. Aufnahmen auf X zeigen, wie Menschen geschlagen, getreten und absichtlich von Autos angefahren werden. Andere Videos sollen zeigen, wie Fans des Fußballclubs Maccabi Tel Aviv zuvor eine palästinensische Flagge von einer Hauswand reißen und Schmähgesänge skandieren.

Nach Angaben der Amsterdamer Polizei wurden „umfangreiche Ermittlungen zu mehreren gewalttätigen Ereignissen“ eingeleitet. Die Polizei habe Kenntnis von Berichten über eine mögliche Geiselnahme und vermisste Personen, allerdings seien diese bislang nicht bestätigt worden, hieß es. „Auch dieser Aspekt wird derzeit untersucht“, erklärte die Polizei.

„An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen“, erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses „antisemitische Verhalten“.

Ajax Amsterdam - Maccabi Tel Aviv
Demonstranten in Amsterdam bei einer pro-palästinensischen Demonstration während des Spiels Ajax gegen Maccabi Tel Aviv. © DPA Images | Jeroen Jumelet

Israels UN-Botschaft kommentiert Gewaltszenen mit „Pogrom“

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon kommentierte auf X: „Da findet ein Pogrom 2024 in Europa statt“.

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Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese „unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis“. Er habe inzwischen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu.

Angesichts der Angriffe in Amsterdam spricht Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, eine Warnung aus: „Das sind Bilder des Schreckens. Die Hatz auf Juden ist wieder ausgebrochen – das waren keine Krawalle unter Fangruppen. Es ist ein Armutszeugnis, dass Juden und Israelis in Westeuropa nicht mehr sicher sein können. Und das kurz vor dem 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht.“

Amsterdam am Donnerstag: Tumulte schon vor Spielbeginn

Schon am Nachmittag hatte es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußballfans und Sicherheitskräften gegeben. Dabei wurden nach Polizeiangaben auch etwa zehn israelische Fans festgenommen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern. 

Bereits vor dem Spiel hatte es auch nahe dem Stadion im Südosten der Stadt vereinzelt Auseinandersetzungen gegeben. Etwa 200 Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor der Johan-Cruijff-Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die mobilen Einsatzkräfte hielten die Demonstranten nach Angaben der Polizei aber vom Stadion fern.