Berlin. In den Niederlanden ist es zu Ausschreitungen gekommen, die Rede ist von einem Pogrom. Was verbirgt sich hinter dem Begriff? Die Definition.
Für die vielen, friedlichen Fußballfans, die in Amsterdam nur ein Spiel ihrer Lieblingsmannschaft verfolgen wollten, müssen es beängstigende und dramatische Stunden gewesen sein: In der Hauptstadt der Niederlande ist es rund um ein Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv (5:0) zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Obwohl auch israelische Fans festgenommen wurden, waren wohl vor allem die Fans von Maccabi Tel Aviv Opfer von Angriffen – der israelische UN-Botschafter Danny Danon schrieb auf X von einem „Pogrom in Europa“. Doch was ist mit einem Pogrom eigentlich gemeint?
Laut einer Definition der Bundeszentrale für politische Bildung sind mit dem Begriff „gewalttätige Aktionen, Übergriffe und Ausschreitungen gegen (ethnische, nationale, religiöse etc.) Minderheiten oder politische Gruppierungen“ gemeint. Als Pogrome bezeichnet man also gezielte Angriffe auf Menschen, die wegen ihrer Herkunft, Staatszugehörigkeit oder Religion als „Gruppe“ definiert werden können.
Pogrome waren ursprüngliche Angriffe auf Juden
Ursprünglich wurden gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung im Russischen Reich als Pogrome bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Verwüstung“ oder „Zerstörung“. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich diese enge Definition – vor allem im sogenannten Dritten Reich kam es in dieser Zeit zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die schließlich im Massenmord endeten. Inzwischen hat sich der Begriff verallgemeinert und wird für ähnliche Ereignisse verwendet, auch wenn die Opfer keine Juden sind. So spricht man etwa mit Blick auf die gewalttätigen Ausschreitungen im Jahr 2008 in Südafrika von einem Pogrom.
Da der Begriff inzwischen weit ausgelegt wird, ist es nicht falsch, mit Blick auf die Geschehnisse in den Niederlanden von einem Pogrom zu sprechen. Die Ereignisse dürfen aber nicht mit den antisemitischen Pogromen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt werden. Der größte Unterschied: Damals war die Gewalt staatlich gewollt und gelenkt – in Amsterdam war die Polizei dagegen im Einsatz, um die Ausschreitungen zu beenden.