Berlin. Der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober ist tot. Israel jubelt, das Militär veröffentlicht ein Last-Minute-Video von Yahya Sinwar.
Nach dem Tod von Hamas-Führer Yahya Sinwar werden immer mehr Details bekannt. Israels Armee IDF stellte sogar eine Aufnahme vom „letzten Moment“ ins Netz, eine Art Last-Minute-Video.
Eine kleine Gruppe von Kämpfern war einer israelischen Patrouille aufgefallen – es kam zum Feuergefecht. Die Hamas-Leute suchten Schutz in einem Wohngebiet in Rafah.
„Er bewegte sich von einem unterirdischen Komplex zu Häusern“, erzählt Armeesprecher Daniel Hagari. Er vermutet, dass der Hamas-Führer versuchte, „nach Norden zu einem sichereren Komplex zu entkommen.“
Hamas-Führer Sinwar wirft mit einem Stock nach der Drohne
Mithilfe einer Drohne konnten die Israelis einen Mann im Haus ausfindig machen. Er sitzt auf einem Stuhl, scheint leicht an der Hand verwundet zu sein und wirft mit einem Stock nach der Drohne. Die Israelis wissen zu diesem Zeitpunkt noch nichts von seiner Identität. Kurz danach eröffnet ein Panzer das Feuer auf das Gebäude.
Raw footage of Yahya Sinwar’s last moments: pic.twitter.com/GJGDlu7bie
— LTC Nadav Shoshani (@LTC_Shoshani) 17. Oktober 2024
Als sich der Staub legt und die Soldaten das Gebäude durchsuchen, die Leichen und große Mengen an Bargeld und gefälschte Pässe finden, fällt den Infanteristen ein Mann auf, der eine Weste mit Handgranaten trägt: Er sieht dem meistgesuchten Terroristen sehr ähnlich.
Die letzte Gewissheit bringt eine DNA-Probe seiner Zähne. Da er jahrelang in einem israelischen Gefängnis saß, lagen die biometrischen Daten für einen Vergleich vor.
Israelis waren ihm seit Langem auf der Spur
Sinwar lebte im Gazastreifen versteckt. In Geheimdienstkreisen hieß es, dass er schon lange keine elektronischen Geräte nutzte und über ein Netzwerk menschlicher Kuriere mit seinen Leuten kommunizierte. Seit Monaten gab es von ihm auch keine Audio- oder Videoaufnahmen. Zeitweise kamen Zweifel auf, ob er überhaupt noch am Leben sei.
Wiewohl er seit Jahren gesucht wurde, insbesondere nach dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023, ging Sinwar seinen Jägern am Ende durch Zufall ins Netz.
Die Israelis ließen aber nicht locker und kamen ihm immer näher. Gegenüber Reportern sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallat unlängst, „als wir die Tunnel unter Rafah betraten, in denen die Geiseln ermordet wurden, fanden wir Zeichen von Sinwars früherer Anwesenheit in Tel Sultan“.
Ein Enthauptungsschlag
Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive hatte die Hamas keinen Gegenangriff gestartet, geschweige denn eine Angriffsfront eröffnet. Israel hatte einen Großteil der Verstecke und Waffen zerstört. Nicht zuletzt waren viele Kämpfer gefallen, auch Kommandeure. Ein Bataillonskommandeur der Khan-Younis-Brigade, der stets an der Seite von Sinwar war, wurde nach israelischen Angaben ebenfalls tot in den Trümmern gefunden.
Nachdem Israel Ismail Haniyeh, den politischen Führer der Hamas, und einen der Unterhändler ermordet hatte, gab es niemanden mehr, mit denen man über eine Feuerpause oder Geiselfreilassung verhandeln konnte. Sinwars Position hatte sich danach eher verhärtet. Nun wächst zwar bei den USA die Zuversicht, dass nach Sinwars Tod eine Friedenslösung leichter zu erreichen sein wird. Aber die Hamas ist enthauptet – mit wem will man einen Frieden und eine Nachkriegsordnung verhandeln?
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