Berlin/San Francisco. Im Libanon hat in der Nacht eine israelische Bodenoffensive begonnen. Die Rede ist von einer „begrenzten Aktion“ im Süden des Landes.

Nach einem langwierigen, stundenlangen Bombenangriff haben israelische Truppen die Grenze in den Libanon überquert: Israel hat die Bodenoffensive begonnen. Sie war erwartet worden.

Wie die Armee in der Nacht über die Plattform X mitteilte, sollte es aber eine „begrenzte“ Aktion im Süden des Landes sein, nahe der israelischen Nordgrenze.

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In der Erklärung heißt es, „die IDF haben vor wenigen Stunden eine gezielte und begrenzte Bodenoperation im Gebiet des Südlibanons gegen terroristische Ziele und Infrastrukturen der Terrororganisation Hisbollah in einer Reihe von Dörfern nahe der Grenze begonnen, die eine unmittelbare und reale Bedrohung für israelische Siedlungen an der Nordgrenze darstellen.“

Israels Bodenoffensive: Angriffe auf terroristische Ziele

Die Operation habe begonnen „auf Grundlage präziser Geheimdienstinformationen mit begrenzten, örtlich begrenzten und gezielten Bodenangriffen auf terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah im Südlibanon“, hieß es weiter.

Artilleriefeuer kündigte die Invasion an. Spezialeinheiten waren bereits im Nachbarland im Einsatz. Zudem bombardiert die israelische Luftwaffe erneut die südlichen Vororte Beiruts.

Nahostkonflikt - Libanon
Israelischer Granatenbeschuss trifft ein Gebiet im Südlibanon, von Nordisrael aus gesehen. © DPA Images | Leo Correa

Israel: Wollen keine Gebiete erobern – angeblich 100 Tote im Libanon

Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon hatte sich zuletzt auf dramatische Weise verschärft. Seit Tagen greift das israelische Militär massiv Ziele in dem Nachbarland an, nach eigener Darstellung unter anderem Waffenlager der Hisbollah. Israels Luftwaffe bombardierte am späten Abend Ziele nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die Lage im Libanon ist dramatisch: Nach libanesischen Angaben kamen innerhalb von 24 Stunden fast 100 Menschen im Land ums Leben.

Einem Bericht des israelischen Senders Kan zufolge soll eine Offensive vor allem gegen Einrichtungen der Eliteeinheiten der Hisbollah gerichtet sein. Eine Bodenoffensive sei nicht auf die Eroberung von Gebieten, sondern auf die Zerstörung militärischer Ziele ausgerichtet.  Man wolle keine „langfristige Besetzung“, zitiert CNN israelische Regierungsbeamte. Die Armee tue alles, was notwendig sei, um die Bürger Israels zu verteidigen und die Bürger Nordisraels in ihre Häuser zurückzubringen.

Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl

Raketenangriffe auf Israel

Die Operation werde parallel zu den Kämpfen im Gazastreifen gegen die Hamas und in anderen Gebieten fortgesetzt. Für den Einsatz seien die Soldaten in den vergangenen Monaten trainiert worden. Israel will die Rückkehr von 60.000 Israelis ermöglichen, die seit Monaten durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden. 

Auf Israel flogen auch am frühen Dienstagmorgen Raketen. Die Armee teilte auf Telegram mit, in der Gegend von Meron in Nordisrael seien etwa zehn Geschosse abgefangen worden. Einige seien im offenen Gelände abgestürzt. Zudem habe die Luftabwehr vor Kurzem eine Drohne Dutzende Kilometer vor der Küste Zentralisraels abgefangen, hieß es weiter. 

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Zehntausende Libanesen flohen aus ihren Dörfern und Städten. Viele harren in der Hauptstadt Beirut aus und schlafen angesichts fehlender Unterkünfte teils auch auf Matratzen an der Küstenpromenade der Mittelmeerstadt. Die jüngste Eskalation dürfte bei vielen der rund neun Millionen Einwohner des Landes Erinnerungen an den letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah vor 18 Jahren wecken.

Vor Beginn der israelischen Bodenoffensive hatte die libanesische Armee laut Militärkreisen Soldaten von der Grenze zurückgezogen. Einige Soldaten seien von der sogenannten Blauen Linie abgezogen worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus libanesischen Armeekreisen.

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Am Montag hatte sich erstmals nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah die Spitze der islamistischen Miliz zu Wort gemeldet und ihre Kampfbereitschaft signalisiert. „Wir wissen, dass der Kampf lang dauern könnte und sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet“, sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Rede. „Wenn Israel sich entscheidet, eine Bodenoffensive zu starten: Wir sind bereit.“ Wer die Hisbollah anführen soll, sagte er nicht.