Berlin. Er würde so gern, aber keiner braucht ihn: Markus Söder hätte gern mal gekanzlert. Diesmal wird es nichts. Eine Option bleibt ihm aber.

Er trägt jetzt Bart. Aber kein Intimtattoo. Er hat abgenommen, trotz Dönerneigung. Ozempic? Aber nein. Disziplin. Wir wissen weit mehr über Markus Söder als wir möchten, wobei die harten Fakten im täglichen Banalitätenrauschen untergehen. Söder hat zwei historisch schwache Ergebnisse bei den Bayernwahlen eingefahren und als Finanzminister und Ministerpräsident jahrelang mitangesehen, wie der BayWa-Konzern 5,6 Milliarden Euro Schulden aufhäufte, dessen Kontrollgremien von CSU-Kräften durchsetzt sind. Passiert schon mal, wenn man nur halbtags arbeitet. Angesichts all der belanglosen Instagram-Posts und der deutlich inhaltsärmeren Sommer-Interviews kann er nicht viel Zeit am Schreibtisch verbracht haben.

Markus Söder ist der Leon Goretzka der Politik: Er würde so gern, aber keiner braucht ihn. Warum auch? Als Anführer einer Regionalpartei bespielt er weit weniger Wähler als die NRW-CDU von Hendrik Wüst. Bayern first ist kein Programm für Berlin. Bundesweit betrachtet liegt die CSU etwa auf FDP-Level, agiert allerdings klientelaffiner. Grüße gehen raus an den Scheuer-Andi.

Andreas Scheuer
Andreas Scheuer (CSU), vor Ur-Zeiten Bundesverkehrsminister (Archivbild): Bayern first ist kein Programm für Berlin. © DPA Images | Kira Hofmann

Markus Söder: Blutgrätschen gegen Laschet haben ihm selbst massiv geschadet

Die Politik hat kein gutes Gedächtnis. Aber wie Markus Goretzka vor ziemlich genau vier Jahren begann, den nicht immer stilsicheren, aber stets kooperationsbereiten Armin Laschet mit Blutgrätschen zu traktieren, steckt so traumatief im kollektiven Gedächtnis der CDU, dass sich selbst Merz-Skeptiker lieber hinter dem emotional bisweilen unausgeglichenen Sauerländer versammeln.

Natürlich ist es eine persönliche Tragödie, wenn nach Strauß und Stoiber nun dem dritten Supertalent aus Bayern das Kanzleramt verwehrt bleibt. Stattdessen lebenslänglich Gillamoos und Kutschefahren zum Oktoberfest. Bleibt allenfalls der Ersatzdienst im Schloss Bellevue, auf dessen Fassade sich ein paar blaue Rauten gut machten. Das Bedürfnis nach einem Entertainment-Experten im Amt des Bundespräsidenten ist enorm und der Garten groß genug, um Kutsche mit Leon Goretzka zu fahren und ein bisschen von früher zu plaudern.