Bungay. .
Wikileaks-Chef Assange genießt seinen ersten Tag in Freiheit. Allerdings fürchtet er eine neue Strafverfolgung. Er sei von seinen Anwälten unterrichtet worden, dass es in einem geheimen Verfahren eine US-Klageschrift wegen Spionage vorbereitet wird.
Nach seiner Haftentlassung befürchtet Wikileaks-Chef Julian Assange eine Strafverfolgung wegen Spionage in den USA. Er sei von seinen US-Anwälten unterrichtet worden, dass es in einem geheimen Verfahren „eine US-Klageschrift wegen Spionage gegen mich geben könnte“, sagte Assange am Freitag dem britischen Sender BBC. Zugleich äußerte der 39-jährige Australier den Verdacht, dass hinter den Bemühungen der schwedischen Justiz um seine Auslieferung wegen Vergewaltigungsvorwürfen der Versuch stehe, „mich einer Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, die es dann leichter macht, mich an die USA auszuliefern“.
Assange wies die Vorwürfe, er habe in Schweden eine Frau vergewaltigt und eine andere sexuell belästigt, erneut zurück. Es handele dabei um „eine sehr erfolgreiche und eine sehr falsche Schmutzkampagne“. Assanges Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks hatte Ende November mit der Veröffentlichung von 250.000 geheimen Dokumenten der US-Diplomatie begonnen und dafür heftige Kritik der Regierung in Washington geerntet. Assange vermutet daher, dass die schwedischen Ermittlungen gegen ihn politisch motiviert sind.
Vorläufige Freilassung wurde am Donnerstag angeordnet
Ein Londoner Gericht hatte am Donnerstag seine vorläufige Freilassung angeordnet. Im Gegenzug musste Assange eine Barkaution von 200.000 Pfund (rund 235.000 Euro) sowie Sicherheitszahlungen von weiteren 40.000 Pfund hinterlegen und sich verpflichten, auf dem Anwesen eines Freundes in der Nähe des kleinen Städtchens Bungay in der ostenglischen Grafschaft Suffolk zu bleiben. Zu seiner Überwachung muss er eine elektronische Fußfessel tragen und sich täglich bei der Polizei melden. Ob er an Schweden ausgeliefert wird, dürfte erst in einigen Wochen oder gar Monaten entschieden werden.
Assange ist in Ellingham Hall, einem Herrenhaus im georgianischen Stil mit einem 240 Hektar großem Park, untergekommen. Das Anwesen gehört dem früheren Armeeoffizier und heutigen Journalisten Vaughan Smith. Er hatte in London den Frontline Club gegründet, der Wikileaks als Basis in Großbritannien dient. „Es ist sehr nett, an Weihnachten frei zu sein und die frische Luft zu riechen“, sagte Assange bei seiner Ankunft auf Ellingham Hall. Er hatte mehr als eine Woche im Londoner Wandsworth-Gefängnis zugebracht. (afp)