Washington. Das Musk-Interview soll für Donald Trump ein Befreiungsschlag sein, doch das Gegenteil tritt ein. Der Ex-Präsident wirkt verbraucht.
Geschenkt, dass Elon Musk demnächst zum Mars fliegen will, aber nicht mal für eine paar Hunderttausend Interessierte eine stabile Audio-Konferenz gewährleisten kann. Geschenkt, dass die anbiedernde Lobhudelei des reichsten Mannes der Welt gegenüber einem verurteilten Straftäter und Staatsverächter nie das Kriterium eines Interviews erfüllte. Und geschenkt auch, dass das banale Gerede nie über das Niveau eines Thekengesprächs zweier Narzissten hinauskam.
Für Donald Trump wird die Luft nach dem von Pannen und Peinlichkeiten gespickten Ausflug auf die Social-Media-Plattform seines reichsten Fans gut 80 Tage vor der Wahl in Amerika noch dünner. Was als Befreiungsschlag gedacht war, um das Momentum von Kamala Harris zu brechen, die binnen drei Wochen den Präsidentschaftswahlkampf mit Charme und Charisma auf den Kopf gestellt hat, geriet zum langweiligen Flop.
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Weder gelang es dem im Umfragen-Sinkflug steckenden Ex-Präsidenten, seine Rivalin für noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler klar zu definieren. Wäre es anders, hätte er die aus seiner verqueren Sicht „linksradikale Fanatikerin“ nicht optisch mit Gattin Melania verglichen und ein neues Titelblatt der Kalifornierin als Beweis allergrößter Schönheit charakterisiert. Noch war der 78-Jährige imstande, die für ihn prekäre Dynamik des eindeutig zum Vorteil der Demokraten geratenen Wahlkampfs zu brechen und dem amerikanischen Volk eine neue, interessantere Version seiner selbst anzubieten.
Trump wirkte nicht nur alt, sondern auch verbraucht
Trump, das war die ernüchternde Erkenntnis des überflüssigen Abends, schwimmt seit nunmehr neun Jahren in der gleichen abgestandenen Suppe von Ressentiments, Allgemeinplätzen, Verdrehungen und Lügengeschichten. Er wirkt nicht nur alt und verbraucht, er redet auch so: nuschelnd, lispelnd, sich ständig wiederholend, immer öfter ohne Sinn und Verstand. Kostprobe: Dem Tesla-Boss, der nebenbei mit „X” sein eigenes privates Desinformations-Ministerium führt, riet er allen Ernstes, Solarpanele auf seinen Elektroautos zu installieren.
Trumps größtes Problem ist unverändert, dass er sich selbst der größte Feind ist. Er kann, von permanenten Rachegelüsten in Richtung der Demokraten getrieben, keine politische Botschaft diszipliniert ausbreiten und durchhalten. Wie Trump die nach wie vor Millionen Amerikaner plagende Inflation sozialverträglich senken, wie er die konstant beklagte illegale Einwanderung gerichtsfest eindämmen und die geopolitischen Knäule von Ukraine bis Gaza konstruktiv entwirren würde, darauf gibt er abgesehen von Plattitüden und Anmaßungen keine Antwort.
Stattdessen: reihenweise kleingeistige Verunglimpfungen, Verschwörungstheorien und Verdrehungen in Richtung Kamala Harris, die auf weite Teile Amerikas nur noch abstoßend wirken. Das Medienimperium von Rupert Murdoch hielt Trump einst tapfer den Steigbügel, doch zuletzt wurde die auf Kundgebungen längst feststellbare „Trump-Fatigue” mehrfach aufgespießt und der Kandidat zur Kurskorrektur aufgefordert. Bislang ohne jeden Erfolg.
Zunehmend lautet der Tenor von Analysten: Macht der ehemalige Präsident so weiter, kann sich Kamala Harris zurücklehnen und der Selbstzerstörung ihres Widersachers in Ruhe zusehen.
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