Moskau. Nach dem Vormarsch ukrainischer Einheiten in Kursk veröffentlicht Moskau brisante Aufnahmen, die auch deutsche Panzer zeigen sollen.
Schon des Öfteren sind ukrainische Freiwilligen-Gruppierungen kurzzeitig in das russische Grenzgebiet vorgedrungen – jetzt aber greift die reguläre ukrainische Armee bei Kursk an. Und das laut russischen Angaben auch mit deutschen Panzern. Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium berichtet, sind an der Operation mindestens drei deutsche Schützenpanzer des Typs „Marder“ beteiligt. Das sollen veröffentlichte Drohnenaufnahmen beweisen, die zeigen, wie die Panzer von russischen Kamikazedrohnen attackiert werden.
Bekannt ist, dass die Ukraine bereits in der Vergangenheit US-amerikanische „Patriot“-Flugabwehrraketen in Richtung russisches Staatsgebiet abgefeuert hatte. Während des jetzigen Angriffs der ukrainischen Streitkräfte im Bezirk Korenewski in der Region Kursk wurden zudem amerikanische Panzer vom Typ „Bradley“ gesichtet, berichtet der russische Militärblogger Juri Podolijak auf Telegram. Und auch „Stryker“-Panzerfahrzeuge US-amerikanischer Herkunft sollen beteiligt sein. Nicht bekannt ist, ob auch Raketen westlicher Bauart in Richtung Russland abgefeuert wurden.
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Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber (FDP), sieht kein Problem darin, wenn die Ukraine von Deutschland gelieferte Waffen wie den Kampfpanzer Leopard 2 für den Vorstoß auf russisches Gebiet nutzt. „Mit der Übergabe an die Ukraine sind es ukrainische Waffen. Das gilt für jegliches Material – auch für die Leopard 2“, sagte Faber dieser Redaktion. „Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist das Territorium beider Staaten Kriegsgebiet. Der Einsatz der Waffen unterliegt den Bestimmungen des Völkerrechts.“
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BSW-Parteichefin Sahra Wagenknecht hingegen warnte vor dem Einsatz deutscher Waffen. „Das ist eine hochgefährliche Entwicklung“, sagte Wagenknecht dieser Redaktion. „Der Bundeskanzler muss mit dem ukrainischen Präsidenten telefonieren und verlangen, dass keine deutschen Waffen bei den Vorstößen auf russisches Territorium zum Einsatz kommen.“
Russischen Militärbloggern zufolge sollen zeitweise bis zu elf Ortschaften unter Kontrolle ukrainischer Soldaten gestanden haben. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS umfassten die Verluste auf ukrainischer Seite seit Beginn der Kämpfe in Kursk 660 Soldaten und 82 gepanzerte Fahrzeuge. Auf russischer Seite seien fünf Menschen getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden, 13 von ihnen würden im Krankenhaus behandelt. Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden können.
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„Mehrere tausend Menschen haben die unter Beschuss befindliche Region mit unserer Hilfe verlassen“, teilte der amtierende Gouverneur Alexej Smirnow in einer Videobotschaft mit. „Es brennt viel, es gibt keine Verbindung und kein Licht in den Dörfern“, berichteten Einwohner der Region. Die Situation sei „sehr schlecht“. Gouverneur Smirnow forderte die Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Unter den Verletzten sollen auch mindestens sechs Kinder sein.
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Putin wirft „Kiewer Regime“ eine schwere Provokation vor
Angesichts der schweren Attacken und vielen Verletzten rief Smirnow die Bürger in seinem Telegram-Kanal zu Blutspenden auf. Behörden in den benachbarten Regionen boten ihre Hilfe an. In Kursk wurde der Notstand ausgerufen. Ukrainische Drohnenangriffe gab es in der Nacht auch in der Region Belgorod.
Um das AKW Kursk mit seinen vier Blöcken und einer Leistung von fast zwei Gigawatt, das sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet, hat die russische Nationalgarde Rosgwardia den Schutz verstärkt. Nach unbestätigten Berichten sind ukrainische Truppen vom Gebiet Sumy aus bis 15 Kilometer in Richtung des Kraftwerkes vorangekommen. Die Betonhülle des Kraftwerks ist gegen alle möglichen Risiken ausgelegt. Einem Beschuss durch Granaten oder Raketen hält sie aber nicht Stand.
Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte während einer Regierungssitzung am Mittwoch, es sei mit Raketen auch auf zivile Objekte und Wohnhäuser geschossen worden. Dem „Kiewer Regime“ warf er eine neue, schwere Provokation vor. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa sprach von einem „Terrorakt“ gegen die Zivilbevölkerung. Bei einem weiteren Treffen, auch mit dem für den Grenzschutz zuständigen Inlandsgeheimdienst FSB, wollte sich der Kremlchef zusätzliche Lageberichte anhören.
Ukraine könnte mit Angriff auf Kursk strategischen Deal planen
„Der Einsatz zur Zerstörung der ukrainischen Armee-Einheiten geht weiter“, erklärte indes das Verteidigungsministerium in Moskau. Im Gebiet Sumy, in der Nähe der russischen Grenze, habe man ukrainische Soldaten mit Streumunition angegriffen. Als Folge des Angriffs drohte Dmitri Medwedew, der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, mit einer Ausweitung der russischen Invasion in der Ukraine und einem Vorstoß in Richtung der Städte Odessa, Charkiw, Dnipro, Mykolajiw, Kiew und darüber hinaus. Der Vormarsch werde erst dann eingestellt, wenn es Russland für vorteilhaft halte.
Die ukrainischen Geländegewinne werden kaum von langer Dauer sein. Wenn aber doch, dann könnte das Ziel des ukrainischen Angriffes diplomatischer Natur sein, meint David Axe von der US-Zeitung „Forbes“: „Selbst die Besetzung eines kleinen Teils Russlands würde die Ukraine in die Lage versetzen, bei möglichen zukünftigen Friedensverhandlungen dieses Gebiet gegen Teile der Ukraine einzutauschen, die Russland besetzt hält.“
Ziel des Angriffes auf Kursk könnte aber auch eine Verunsicherung der russischen Bevölkerung sein. Vielleicht hofft die Ukraine, damit in eine bessere Verhandlungsposition zu kommen. Es könnte aber auch das Gegenteil eintreten, sodass die Zustimmung der Russinnen und Russen zu Putins Krieg weiter wächst.
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