Berlin. Trump und sein Vize Vance sind „weird“. Die Demokraten haben der Konkurrenz einen Spitznamen verpasst – und der funktioniert.

Donald Trump ist vieles. Ein verurteilter Straftäter zum Beispiel. Ex-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, auch das. Vielleicht sogar ein Frauenhasser und Feind der Demokratie. Manche nennen ihn einen Vergewaltiger. Die Liste der Vorwürfe ist lang und alle Einträge haben eines gemeinsam: Nichts davon bleibt an ihm haften, tut seiner Beliebtheit bei den Maga-Anhängern Abbruch. Im Gegenteil, der Republikaner versteht es meisterhaft, politisches Kapital aus den vielen Anschuldigungen zu schlagen, mit denen sich der 78-Jährige konfrontiert sieht.

Jetzt aber scheinen die Demokraten einen Hebel gefunden zu haben, der Trump aus den Angeln hebt. Und einen ziemlich einfachen noch dazu. Sie haben dem Straftäter einen Spitznamen verpasst – und der schmeckt ihm nicht. Donald Trump ist „weird“, also komisch, seltsam, merkwürdig. So lautet das Label, das Kamala Harris und ihr Wahlkampfteam dem Trump-Zirkus und seinem Direktor verpasst haben.

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Trump und Vance: „Einfach nur weird“

Die Demokratin etwa sagte bei einer Spendengala: „Manches von dem, was er und sein Vizekandidat da von sich geben, ist einfach nur merkwürdig.“ Der demokratische Gouverneur Tim Walz, damals noch Anwärter auf das Vize-Ticket der Demokraten, nannte die Republikaner „einfach nur komisch“, andere hochrangige Parteimitglieder stimmten in den Chor mit ein, bezeichneten unter anderem den Vorschlag von Trump-Vize Vance, man solle Kinderlose in ihren Wahlrechten einschränken, als eine „ziemlich seltsame Idee“.

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Längst sind US-Medien auf den Zug aufgesprungen. „USA Today“ etwa befand vergangenen Montag, es sei „höchste Zeit“, dass die Demokraten aussprächen, was Millionen Wählerinnen und Wähler im Land bereits denken würden: „Wow, das ist alles ziemlich komisch.“ CNN meldete am Freitag dann genüsslich, die Google-Suchanfragen für das Wort „weird“ seien um 32 Prozent angestiegen. Auch international hat der Spitzname verfangen, der britische „Guardian“ etwa beobachtet mit reichlich Hohn, wie sich die Republikaner über das Label empören.

Trump jetzt „weird“: Republikaner reagieren beleidigt

Die reagieren tatsächlich ziemlich unsouverän auf die Spitze, allen voran ihr Kandidat, dem nichts Besseres einfiel als das „Ich bin es nicht, du bist es“-Spiel: „Sie sind doch die Komischen“, beschwerte sich Trump lautstark beim konservativen Radiomoderator Clay Travis. Niemand habe ihn je als seltsam bezeichnet. „Ich bin vieles“, sagte der 78-Jährige beleidigt, „aber ich bin nicht komisch.“ Und J.D. Vance sei es auch nicht, „überhaupt nicht“. Bätsch! Für das Harris-Wahlkampfteam gefundenes Fressen. Es verbreitete kurzerhand einen Mitschnitt des Trump-Auftritts bei X, quasi als Beleg für die eigene Behauptung.

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Sein Ex-Rivale, der gescheiterte Präsidentschaftsbewerber Vivek Ramaswamy, verhielt sich ähnlich verunsichert: Bei X bat er die Demokraten, ihre „dumme und kindische“ Kampagne einzustellen. Man solle „mit dem Blödsinn aufhören“, es ginge hier schließlich um die Präsidentschaftswahl, nicht um einen Wettbewerb zur Ballkönigin. Marco Rubio, republikanischer Senator, versuchte es damit, die Demokraten als „noch seltsamer“ zu labeln und verwies im selben Atemzug auf den Schulhof-Charakter der ganzen Angelegenheit.

Ex-Präsident Donald Trump: „Sie sind doch die Komischen.“
Ex-Präsident Donald Trump: „Sie sind doch die Komischen.“ © DPA Images | Ben Gray

Katzenladys und Hannibal Lecter: Trump-Team liefert Vorlagen

Diese Versuche einer Retourkutsche dürften indessen zum Scheitern verurteilt sein. Auch, weil Trump und Vance die Vorlagen selbst liefern. Letzter etwa demontierte seine Zustimmungswerte mit einem Kommentar über kinderlose „Katzenfrauen“ und ließ die eigene Ehefrau zur Verteidigung anrücken, die dann bei Fox News zugeben musste: „Ich habe einen Moment gebraucht, um zu verstehen, was er gesagt hat.“ Das ist, nüchtern betrachtet, schon etwas komisch.

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Trump indessen philosophierte jüngst über die Gefahren durch Haie und Stromschläge in einem untergehenden Boot. Stargast in seinen Reden ist immer wieder auch Hannibal Lecter, der kannibalistische Serienmörder aus dem Thriller „Das Schweigen der Lämmer“. Ein netter Mann sei das, einer, den man zum Dinner einladen wolle. „Hört euch den Typen an“, sagte Gouverneur Walz, dem Sender CNN über Trumps Ausschweifungen. „Er redet über Hannibal Lecter und schockierende Haie und was auch immer an verrückten Sachen ihm in den Sinn kommt.“ 

So bringt es das Harris-Team dann auf den Punkt: Der „weirde“ Trump klinge wie jemand, „in dessen Nähe man nicht im Restaurant sitzen will – und den man schon gar nicht Präsident der Vereinigten Staaten sein lassen will“.