Berlin. Ein Raketenangriff auf die von Israel besetzten Golanhöhen hat zwölf Menschen getötet. Ist die Hisbollah dafür verantwortlich?

Ein Raketenangriff auf den israelisch besetzten Golanhöhen mit zwölf Toten droht Israel und die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah an den Rand eines offenen Kriegs zu bringen. Israel macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich und griff nach Angaben seines Militärs noch in der Nacht eine Reihe von Terrorzielen der Miliz im Libanon an. Unter den Zielen hätten sich auch Waffenlager sowie terroristische Infrastruktur befunden, teilte das israelische Militär bei Telegram mit. Dazu veröffentlichte es Videoaufnahmen, die die Angriffe zeigen sollen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Zuvor waren am Abend bei einem Raketenangriff in der Ortschaft Madschd al-Schams auf den Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren, die meisten von ihnen Kinder und Jugendliche, ums Leben gekommen. Eine Rakete iranischer Bauart schlug dort auf einem belebten Fußballplatz ein. Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, man habe mit dem Angriff nichts zu tun. 

Der Vorfall löste international Angst vor einer Eskalation der Gewalt in der Region aus. UN-Vertreter riefen beide Parteien nachdrücklich zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf. Auch die USA und die EU verurteilten den Angriff.

Raketenangriff auf Golanhöhen: Netanjahu droht mit Vergeltung

Israels Präsident Izchak Herzog zeigte sich entsetzt über den Angriff auf den Golanhöhen. „Die Terroristen der Hisbollah haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen darin bestand, Fußball zu spielen“, schrieb er auf X. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte umgehend mit Vergeltung. „Die Hisbollah wird einen hohen Preis dafür bezahlen, einen Preis, den sie bislang noch nicht bezahlt hat“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. 

Der Regierungschef wollte am Sonntag nach seiner Rückkehr aus den USA das Sicherheitskabinett einberufen, hieß es weiter. Netanjahu hatte in den USA eine Rede vor dem Kongress gehalten und US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen. Seine Abreise aus Washington zog er um mehrere Stunden vor. 

Die Hisbollah wies die Vorwürfe, Madschd al-Schams angegriffen zu haben, kategorisch zurück. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete dies als eine „Lüge“. Bei dem Geschoss habe es sich um eine iranische Rakete vom Typ Falak-1 gehandelt, die nur die Hisbollah verwende. Das hätten forensische Untersuchungen ergeben. Die Schiiten-Miliz wird vom Iran unterstützt und teilt dessen israelfeindliche Haltung. „Die Hisbollah steckt hinter dieser Katastrophe und muss die Konsequenzen tragen“, sagte Hagari. 

Ständige Hisbollah-Angriffe auf Israel seit Beginn des Gaza-Krieges

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, der durch den beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden war, feuert die mit der Hamas verbündete Hisbollah aus dem Libanon fast täglich Raketen auf den Norden Israels ab.

Israel hält die strategisch wichtigen, im Grenzgebiet zwischen Israel und Syrien liegenden Golanhöhen seit dem Ende des Sechstagekriegs im Jahr 1967 besetzt und annektierte sie 1981. Die internationale Staatengemeinschaft erkennt die Annexion bis heute nicht an.