Washington. Wie gehts es nach dem Rückzug Bidens aus dem US-Wahlkampf weiter? Was es mit „Blitz Primaries“ auf sich hat – und wer antreten könnte.

  • Joe Biden zieht sich aus dem US-Wahlkampf zurück – und empfiehlt Kamala Harris als Nachfolgerin
  • Doch die Vize-Präsidentin ist längst nicht als Präsidentschaftskandidatin gesetzt
  • Wie es bei den Demokraten jetzt weitergehen könnte

Joe Biden hat am Sonntag seine Präsidentschaftskandidatur für die US-Wahl im November zurückgezogen. Jetzt brauchen die Demokraten einen neuen Kandidaten oder eine neue Kandidatin. Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Rückzuges wurde von allen Seiten die jetzige Vizepräsidentin Kamala Harris ins Spiel gebracht, die auch schon signalisiert hat, die Nachfolge von Joe Biden antreten zu wollen.

Trotzdem muss auch Harris erst beim Parteitag der Demokraten im August offiziell nominiert werden. Dort könnte es auch zu einer sogenenannten „Blitz Primary“ kommen, also einer „Blitz-Vorwahl“. Befürworter dieses alternativen Modells glauben, dass es den Demokraten neue Kraft verleihen könnte, indem es junge, frische Talente ins Rampenlicht rückt, das Land mit einer kraftvollen Formulierung der Werte der Partei inspiriert und, was entscheidend ist, verhindert, dass Trump ins Weiße Haus zurückkehrt und einen umfassenden Angriff auf die amerikanische Demokratie startet.

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„Blitz Primary“ schon vor Rückzug von Joe Biden entwickelt

Die Idee wurde schon vor dem Rücktritt von Biden von einem losen Zusammenschluss von demokratischen Parteigrößen ins Spiel gebracht, darunter ehemalige hochrangige Regierungsbeamte und gewählte Vertreter, Großspender und aktuelle Parteifunktionäre. Sie nennen ihren Plan die „Blitz-Vorwahl“ – ein schnelles, streng kontrolliertes Auswahlverfahren, das mit der Nominierung eines jüngeren Nachfolgers für Biden auf dem Parteitag der Demokraten enden soll.

Nach dem Rücktritt von Biden könnte eine engere Auswahl von fünf bis acht jüngeren Kandidaten ermittelt werden, die aus der Biden-Regierung, demokratischen Gouverneuren und anderen aufstrebenden Stars der Partei stammen.

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Neben Vizepräsidentin Kamala Harris, die ganz oben auf der Liste steht, gehören die Gouverneure Gretchen Whitmer aus Michigan, Gavin Newsom aus Kalifornien und Andy Beshear aus Kentucky, der US-Senator aus Georgia, Raphael Warnock, und Mitglieder des Biden-Kabinetts wie Handelsministerin Gina Raimondo und Verkehrsminister Pete Buttigieg zu den möglichen Kandidaten.

Kamala Harris müsste unter gleichen Bedingungen antreten

Ein kontroverser Aspekt des Blitz-Primary-Modells ist jedoch, dass Harris unter gleichen Bedingungen antreten müsste – sie würde nicht zur Nachfolgerin Bidens ernannt werden. Allan Katz, der an der Ausarbeitung des Plans mitgewirkt hat, sagte gegenüber dem „Guardian“, wenn sie als Kandidatin hervorgehen würde, wäre sie „eine viel stärkere, viel bessere Kandidatin, als wenn ihr die Nominierung einfach so in die Hand gegeben würde“.

Die jüngere Generation von Führungspersönlichkeiten würde der Nation in einer Reihe von im Fernsehen übertragenen Bürgerversammlungen im Vorfeld des Parteitags am 19. August in Chicago vorgestellt. Die Moderatoren würden aufgrund ihrer dynamischen Fähigkeit ausgewählt, zur besten Sendezeit ein großes Publikum anzuziehen, insbesondere jüngere Wähler, und Trump so das Rampenlicht der Medien wieder zu entreißen.

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Oprah Winfrey, Michelle Obama, die Historikerin Doris Kearns Goodwin und sogar Taylor Swift wurden als Fantasie-Gesprächspartner ins Spiel gebracht.

Modell der Blitz-Vorwahl habe sich als beliebt erwiesen

Gemäß den Parteiregeln gibt Biden nach seinem Rücktritt seine 3904 Delegierten-Stimmen zurück, die jetzt für einen anderen Kandidaten frei sind. Nach der Blitz-Vorwahlformel würde eine Abstimmung vor dem Parteitag in Chicago stattfinden, um das Risiko eines hässlichen und schmerzlichen Spektakels bei der Veranstaltung selbst zu vermeiden.

Die Auswahl würde durch Rangfolgewahl erfolgen. Die Delegierten würden nur einmal abstimmen, aber alle Kandidaten in der Reihenfolge ihrer Präferenz auflisten. Die Kandidaten würden dann einer nach dem anderen ausscheiden und ihre Stimmen auf die verbleibenden Kandidaten umverteilt. Dieser Prozess könnte über mehrere Tage verteilt werden, um maximale Spannung und Aufmerksamkeit im Fernsehen zu erzielen.

Befürworter der Blitz-Vorwahlen berichten, dass sich das Modell bei denen, an denen sie es getestet haben, als beliebt erwiesen habe.