Berlin. Die US-Langstreckenwaffen vom Typ Tomahawk können in zwei Stunden Moskau erreichen – und Ziele präzise zerstören. Ein Signal an Putin.

Es ist eine kleine Sensation für die Nato: In Deutschland sollen ab 2026 US-Marschflugkörper vom Typ Tomahawk stationiert werden, das haben die US-Regierung und die Bundesregierung am Rande des Nato-Gipfels in Washington bekanntgegeben. Damit befänden sich erstmals seit dem Kalten Krieg wieder amerikanische Langstreckenwaffen auf deutschem Boden. Sie fliegen mehr als 2500 Kilometer weit und könnten damit Ziele tief im russischen Kernland treffen – auch in der Hauptstadt Moskau.

Die Marschflugkörper, auch Cruise Missiles genannt, zählen zu den amerikanischen Erstschlagswaffen, die in zahlreichen Konflikten eingesetzt werden. Sie sind eine Art unbemanntes Flugzeug, das mit einem sehr modernen Navigationssystem in niedriger Höhe (30 bis 90 Meter) fliegen und seine Richtung unterwegs ändern kann. Auch Hindernissen weichen die Tomahawks aus. Wegen dieser Eigenschaften sind sie nur schwer auf dem Radar zu erkennen.

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Die Triebwerke strahlen nur wenig Wärme ab, das macht eine Ortung noch schwerer. Die Tomahawks können ohne Risiko für Piloten oder Flugzeuge sehr präzise Ziele treffen und zerstören: Kommandostellen, Bunker und Radaranlagen. Die Flugkörper sind etwa eine Tonne schwer und mit Sprengkopfbewaffnung über sechs Meter lang. Ihre Reichweite liegt zwischen 450 und mehr als 2500 Kilometern.

Tomahawk: Raketen lassen sich mit Atomsprengkopf bestücken

Tomahawks wurden von den USA erstmals massiv und erfolgreich im Golfkrieg 1991 genutzt, als in der Operation Desert Storm fast 300 solcher Waffen zum Einsatz kamen. Später folgte die Verwendung im Irak-Krieg 2003. Aktuell werden diese klassischen Marschflugkörper von US-Kriegsschiffen im Roten Meer gegen Ziele der Huthi-Rebellen im Jemen eingesetzt; das folgt der bislang üblichen Praxis der US-Streitkräfte, die die Marschflugkörper bislang in der Regel von Kriegsschiffen der US-Navy oder von U-Booten gegen Landziele starten.

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Die zwischen 600.000 und einer Million US-Dollar teuren Waffen des US-Rüstungskonzerns Raytheon lassen sich theoretisch auch mit einem Atomsprengkopf bestücken, das war anfangs auch der vorrangige Verwendungszweck. Bei den Plänen für Deutschland geht es aber ausdrücklich um konventionelle Bewaffnung. Die Marschflugkörper fliegen allerdings nicht schneller als ein Verkehrsflugzeug – also deutlich unterhalb der Schallgeschwindigkeit.

Das Ziel ist, die Reichweite landgestützter Systeme zu erhöhen

Werden Tomahawks hierzulande stationiert – im Gespräch ist der US-Truppenstandort Grafenwöhr in Bayern – bräuchten sie bis Moskau mehr als zwei Stunden Flugzeit. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor einiger Zeit eher die Sorge geäußert, dass Tomahawks eines Tages in der Ukraine stationiert werden könnten. Von dort aus, klagte Putin, würden sie in weniger als 35 Minuten in Moskau sein und wären so „ein Messer am Hals“.

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Insgesamt geht es den USA und der Bundesregierung darum, die Reichweite landgestützter Systeme zu erhöhen. Dazu gehören auch Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen, sogenannte hypersonische Waffen. Der Nato-Gipfel erörterte auch den Ausbau der Raketenabwehr in Osteuropa: Polen bekommt eine neue Basis für das Anti-Raketensystem Aegis Ashore, das bereits in Rumänien im Einsatz ist. Russland argumentiert, dass aus den Startkanistern auch nuklearfähige Tomahawk-Marschflugkörper und Raketen abgeschossen werden können.