Essen. Der Bund will rund eine Milliarde Euro für Corona-Boni in der Pflege bereitstellen. Dass Praxispersonal außen vor ist, sorgt in NRW für Ärger.
Aus NRW hagelt es massive Kritik daran, dass die Bundesregierung bei der geplanten dritten Corona-Prämie das Praxispersonal der über 24.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Land außen vor lässt. Das sei ein Schlag ins Gesicht für die Medizinischen Fachangestellten, ohne deren Arbeit man in der Pandemie chancenlos wäre, ärgerte sich Volker Schrage, Vize der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe, in einer Mitteilung vom Dienstag.
„Hier geht es um viel mehr als ein paar hundert Euro“, sagte Schrage. „Noch wichtiger ist doch die Anerkennung der geleisteten Arbeit.“ Dass Praxispersonal anders behandelt werde als Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen, ergebe keinen Sinn. Gerade durch die Impfkampagne gelten die Praxen als stark belastet.
Auch die KV Nordrhein stimmte ein. „Die Angestellten der Arztpraxen schultern ebenso wie die Pflegekräfte in den Kliniken einen Großteil der Last der Pandemie und sollten daher ebenso wie diese eine finanzielle Anerkennung erhalten“, sagte ein Sprecher.
Eine Milliarde Euro für dritte Corona-Sonderzahlung geplant
Laut Koalitionsvertrag will die neue Bundesregierung rund eine Milliarde Euro bereitstellen, um einen dritten Corona-Bonus für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen. Bis zu 3000 Euro pro Person sind bisher im Gespräch. Vergangene Woche wurde deutlich, dass Praxisbeschäftigte nicht berücksichtigt werden werden.
Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe, sagte, sie sei fassungslos. Beim Praxispersonal „landen Anfragen ebenso wie Beschwerden und Drohungen unmittelbar, weil sie die ersten Kontaktpersonen sind“, so König zur „Ärztezeitung“. Sie verwies auch darauf, dass Pflegekräfte in Kliniken von Tariferhöhungen profitierten, die durch die Pflegeversicherungen zeitnah gegenfinanziert. Im niedergelassenen Bereich sei das anders. Der Verband kündigte für Mittwoch Protest in Berlin an.
Die erste steuerfinanzierte Corona-Sonderzahlung gab es 2020. In NRW haben nur etwa 97 Kliniken und ihre Mitarbeiter profitiert. Der Bonus belief sich auf maximal 1500 Euro. Um mehr Menschen zu erreichen, hatte der Bund für die zweite Sonderzahlung 2021 rund 450 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die rund 1000 in der Pandemie besonders geforderte Kliniken in ganz Deutschland unter ihrem Personal verteilen sollten. In NRW gab es rund 108 Millionen Euro für 228 der über 340 Kliniken.