München. Im NSU-Prozess hat ein ehemaliger Nachbar von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am Mittwoch ausgesagt. Der 44-Jährige schilderte das Zusammenleben mit dem Trio. Gerede über die Dreierbeziehung habe es nicht gegeben, sagte der Zeuge, in dessen Keller ein Hitler-Bild gestanden hatte.

Solch ein ehrenwertes Haus - die Frühlingsstraße 26, in Zwickau. Es war zwar zwischen 2009 und 2011 auch der letzte Unterschlupf des NSU-Terrortrios, aber eigentlich geprägt durch eine gut eingespielte nachbarschaftliche Gemeinschaft. So schilderte am Mittwoch ein 44-jähriger Mitbewohner das jahrelange Zusammenleben mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe.

An die Namen der beiden jungen Männer konnte er sich nicht erinnern. Der Zeuge sprach auch immer nur „von den Herrschaften“. Beate Zschäpe dagegen war ihm bekannt. Eine liebe Nachbarin. Sie hatte sich als Susann Dienelt vorgestellt. Die männlichen Nachbarn tauften sie aber auf „Diddl-Maus“. „Erstens hieß sie Dienelt und zweitens ist sie eine Maus“, erklärte der 44-Jährige mit Anspielung an die bekannte Plüschfigur.

Zschäpe ist das Zusammentreffen mit Ex-Nachbarn unangenehm

Bei dieser Bemerkung musste die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess kurz auflachen. Wahrscheinlich hatte sie sich damals sogar ein wenig geschmeichelt gefühlt. Im Gericht wirkte sie am Mittwoch angespannt. Das Zusammentreffen mit ihren früheren Nachbarn ist ihr sichtlich unangenehm.

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Es sei aber niemals gebaggert worden, schob der Zeuge kurz darauf nach: „Ich war nicht traurig, dass ich mit den zwei jungen Männern keinen Kontakt hatte, ich hatte ja den Kontakt zu Frau Zschäpe. „Denn einige Nachbarn trafen sich nach Aussage des Zeugen fast täglich in seinem Keller zum Trinken. Zschäppe hatte das Zusammenleben in der Wohnung damit erklärt, dass der eine der jungen Männer ihr Freund sei und der andere sein Bruder. Beide würden Fahrzeuge überführen, sie dagegen zu Hause im IT-Bereich arbeiten.

Hitler-Bild auf dem Fernseher

Die  Vernehmung des Zeugen durch Richter Manfred Götzl plätscherte etwa anderthalb Stunden dahin, dann durften auch die Nebenkläger Fragen stellen.  Der Zeuge räumte ohne irgendwelche Bedenken ein, dass in seinem Keller, in dem sich die Nachbarn immer trafen, ein Hitler-Bild auf dem Fernseher gestanden habe. „Das war ein Andenken an einen verstorbenen Mitbewohner der Frühlingsstraße 26. Das wusste jeder und es wurde akzeptiert“, beteuerte der Zeuge.

Kurz darauf räumte der 44-Jährige  ein, dass er damals in seiner Wohnung auch einen Jutesack mit Hakenkreuz aufbewahrt hatte. Dieser sei noch ganz neu gewesen. Er habe das Stück bei einer Wohnungsauflösung gefunden und nicht wegwerfen wollen, so seine lapidare Begründung. An dieser Stelle machte Richter Götzl den Zeugen darauf aufmerksam, dass er sich selber nicht belasten müsse.

Er habe den Jutesack bereits weggeworfen. Das Hitler-Bild dagegen stehe auch in seiner neuen Wohnung. Als er Wochen nach dem Brand vom 4. November 2011 noch einmal in seinen Keller in der Frühlingsstraße durfte, „da ist der gute . . . das gute Bild mit umgezogen“, erklärte der Zeuge. Proteste gegen das Foto habe es bei den Kellerrunden nie gegeben. Auch Frau Zschäpe alias Dienelt habe dazu nie etwas gesagt.

Kein Gerede über Dreierbeziehung

Nur einmal reagierte der 44-jährige Zeuge empfindlich. Ein Nebenkläger hielt ihm eine Aussage eines Nachbarn vor, der über den Zeugen gesagt haben soll, dass dieser eine rechte Einstellung habe und unter Adolf Hitler alles besser gefunden habe.  „Wir haben nie Heil Hitler gerufen“, betonte der Zeuge und erklärte sich für politisch neutral. Dass er einen VW-Kübelwagen mit Eisernen Kreuzen auf der Karosse besitzt, wie ihn bereits die Wehrmacht benutzte, empfand der als völlig normal.

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Beate Zschäpe habe nur unregelmäßig an den Trinkrunden im Keller teilgenommen. Sie habe mitgelacht, aber nur wenig über sich erzählt. Der Zeuge bedauerte, dass nie Urlaubsfotos gezeigt wurden. Er wusste, dass die Drei beispielsweise mit einem Wohnmobil auf die Ostseeinsel Fehmarn gefahren waren.

Während der gesamte Befragung äußert sich der Zeuge nie zu den Beate Zschäpe vorgeworfenen Verbrechen. Dagegen  betonte er immer, dass ihn nie interessiert habe, was die Nachbarn machen., so lange es Früh bis 7.30 Uhr und abends nach 7.30 Uhr ruhig im Haus war. Über die Dreierbeziehung von Zschäpe, Mudlos und Böhnhardt soll es nie Gerede gegeben haben, so der 44-Jährige. Ihm seien ihre Erklärungen schlüssig erschienen.