Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Laschet verzichtet auf die “Rückfahrkarte“ nach Düsseldorf. Die CDU in NRW dürfte jetzt zügig ihre Personalfragen klären.
Nun steht es fest: Nach nur viereinhalb Jahren im Amt des Ministerpräsidenten wird Armin Laschet (CDU) Nordrhein-Westfalen im Herbst Richtung Bundeshauptstadt verlassen. „Mein Platz ist in Berlin“, sagte der Kanzlerkandidat von CDU und CSU am Freitag in einem „FAZ“-Interview. Das Land NRW braucht einen neuen Regierungschef.
Der Druck auf den 60-Jährigen war offenbar so groß geworden, dass er sich vor der CDU-Landesvorstandssitzung am kommenden Montag erklären musste. Zuletzt sickerte durch, dass Laschet daran dachte, den längst überfälligen Landesparteitag, auf dem seine Nachfolge für die Landesparteispitze entschieden wird, auf Oktober zu verschieben. Dies hätte es ihm erleichtert, im Fall einer Bundestagswahl-Niederlage Ende September, in die Düsseldorfer Staatskanzlei zurückzukehren.
Laschet sieht sich in Berlin und macht den Weg frei für Nachfolgersuche
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), ein enger Vertrauter Laschets, hatte die Spekulationen über ein „Rückfahrticket“ für Laschet zuletzt noch genährt, indem er in der „Welt“ sagte: „Je nach Wahlergebnis würde ich nicht ausschließen, dass er Ministerpräsident bleibt und wieder kandidiert.“ Das Problem: Die politischen Gegner hätten Laschet als Kanzlerkandidaten vorführen können, den ernste Zweifel am eigenen Wahlsieg umtreiben. Und die CDU in NRW würde monatelang in einem Vakuum aus nicht gelösten Führungsfragen stecken.
Mit dem Abräumen aller Spekulationen über seine politische Zukunft macht Laschet den Weg frei für schnelle Entscheidungen in der Landespartei. Am Montag dürfte beim Treffen des Unions-Landesvorstandes über einen Termin für den Parteitag entschieden werden. Auch die Entscheidung, wer Laschet als Landesparteichef und Ministerpräsident beerben soll, steht womöglich kurz bevor.
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst aussichtsreichster Kandidat für Laschet-Nachfolge
Aussichtsreichster Kandidat für beide Positionen ist NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (45). Er stünde schon aufgrund seines Alters für einen Neuanfang, und er ist Mitglied des Landtags – eine Voraussetzung, um zum Ministerpräsidenten gewählt werden zu können. Wüst ist nicht unumstritten, und es gibt Kräfte in der Partei, die einen „Übergangsvorsitzenden“ Herbert Reul fordern, um Wüsts Aufstieg zu bremsen. NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach hat Reul gerade erst als „geeigneten Kandidaten“ für den Vorsitz gepriesen. Aber warum sollte die Union jetzt, nachdem Laschet die Berlin-Karte gezogen hat, noch über einen Übergangsvorsitzenden nachdenken?
Laschet selbst ließ in dem Interview offen, ob er im Fall einer Niederlage der Union Oppositionsführer im Bundestag werden wolle: „Wer was wann wie wird, entscheiden Partei und Fraktion nach dem Votum der Wählerinnen und Wähler.“
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