Essen.. Das Unwetter hat in weiten Teilen NRWs für ein Verkehrschaos auf Straße und Schiene gesorgt. Bäume wurden umgerissen, alleine in Bochum entstanden 40 Oberleitungsschäden. Auch am Mittwoch kommt es noch zu einigen Verzögerungen und Ausfällen bei der Bahn. Besonders stark betroffen ist der „Knoten Essen“.

Das Unwetter am Abend von Pfingstmontag hat in großen Teilen NRWs für Verwüstungen gesorgt. Polizei und Feuerwehr waren bis zum Dienstagnachmittag rund 17.000 Mal ausgerückt, teilte das NRW-Innenministerium mit. Das bevölkerungsreichste Bundesland sei "vom schlimmsten Unwetter seit rund 20 Jahren getroffen", erklärte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Das hat zur Folge, dass Pendler an Rhein und Ruhr wohl noch länger Ärger wegen der Unwetter-Folgen haben werden.

Bei der Bahn war am Dienstagabend völlig offen, wann die Revier-Hauptstrecken von Dortmund über Essen nach Düsseldorf/Köln und über Oberhausen nach Duisburg wieder befahren werden. Besonders der „Knoten Essen“ ist durch umgestürzte Bäume und zerstörte Oberleitungen betroffen. Noch am frühen Abend lagen sieben S-Bahn-Verbindungen lahm – die meisten im Raum Düsseldorf und im Revier die Linien Essen-Gelsenkirchen, Essen-Bottrop, Münster-Essen sowie Duisburg-Essen-Dortmund. Zehn ICE-Linien waren bis Redaktionsschluss bundesweit blockiert – der gesamte Fernverkehr durchs Revier. Züge aus Berlin endeten in Hamm, aus Hamburg in Osnabrück. IC und ICE aus dem Süden fuhren erst nur bis Frankfurt und später bis Köln. „Eine Prognose, wann sich der Verkehr normalisiert, ist aktuell nicht möglich“, hieß es am frühen Abend.

Bahnen müssen Reisenden Schadenersatz zahlen

Erstmals könnten Fahrgäste in großem Stil von einer durch den Europäischen Gerichtshof im letzten September angeordneten Neuregelung profitieren. Bahnen in Europa müssen seither für Verspätungen Schadenersatz zahlen – auch, wenn sie nichts dafür können. Der Hinweis auf „höhere Gewalt“ hilft nicht mehr. (Aktenzeichen EuGH C-509/11). Wer ein Ticket für einen Zug hat, der zwischen 60 und 119 Minuten verspätet ist, hat meist Anspruch auf Rückerstattung eines Viertels des Fahrpreises. Wer dagegen von einer Verspätung von mehr als zwei Stunden betroffen ist, bekommt die Hälfte zurück.

Busse und Bahnen in den Städten sollen diesen Mittwoch weitgehend wieder fahren. Ob dies auch Bochum betrifft, wo 40 Oberleitungsschäden entstanden, war noch unklar. Außerdem: auch für die Nacht zu Mittwoch gab es eine Unwetterwarnung, besonders für das Ruhrgebiet.

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Mitfahrzentralen erleben einen heftigen Boom. Beim größten Anbieter „BlaBlaCar“ sind die Mitfahrwünsche in NRW binnen weniger Stunden massiv angestiegen. Auf der Strecke Essen-Stuttgart um 792 Prozent, zwischen Köln und Essen um 452 Prozent, zwischen Köln und Dortmund um 60 Prozent.

Nach mehreren Sperrungen am Dienstagmorgen werden Fernstraßen mit Ausnahme eines Abschnitts der A 43 zwischen Recklinghausen und Herne-Eickel am Mittwoch weitgehend wieder nutzbar sein. In Richtung Wuppertal ist an der A43 die Standfestigkeit einer Lärmschutzwand bedroht. Die Aufräumarbeiten werden aber den Verkehr noch über Wochen behindern. Besonders schwer getroffen hatte es die A 40 zwischen Mülheim-Dümpten und -Heimaterde. Sie war ebenfalls für Stunden in Teilen gesperrt.