Düsseldorf. Polizisten und Sekundarstufe II-Lehrer kritisieren neue Prioritäten beim Impfen. Laschet verteidigt Entscheidung und sieht „keine Kollisionen“.
Die bevorzugte Corona-Impfung von Lehrkräften in Grundschulen und Kita-Personal hat in Nordrhein-Westfalen einen Streit unterschiedlicher Berufsgruppe ausgelöst. Von einer „krassen Fehlentscheidung“ sprach die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Dass Erzieherinnen, die engen Kontakt zu kleinen Kindern haben, früher geimpft würden, sei zwar richtig, sagte GdP-Landeschef Michael Mertens. Lehrer hingegen könnten Schüler im Zweifel auch auf Distanz unterrichten. „Sollten wir eine dritte Welle bekommen, können die Schulen notfalls wieder geschlossen werden, bei Polizeiwachen geht das nicht“, so Mertens.
Unter den Polizisten gibt es die Sorge, dass mit der geplanten Hereinnahme von Grundschullehrern und Erziehern in die Prioritätengruppe 2 (Über 70-Jährige, Vorerkrankte, medizinisches Personal, Polizei und Ordnungskräfte) die Impfung noch einmal deutlich länger dauern könnte.
Polizisten und Lehrern streiten um Reihenfolge beim Impfen
Indirekte Kritik äußerte sogar NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der vor zu viel politischer Einflussnahme auf die von der Ständigen Impfkommission erstellte Reihenfolge warnte: Man solle im Sinne der Glaubwürdigkeit die Prioritätengruppen „beibehalten und nicht Woche für Woche infrage stellen“, so Reul.
Zweifel meldete auch der Philologenverband an, der vorwiegend Lehrkräfte an weiterführenden Schulen vertritt: „Alle im Präsenzunterricht eingesetzten Lehrkräfte sollten gleich behandelt werden“, forderte die Landesvorsitzende Sabine Mister. Dass Grundschullehrer höher priorisiert werden sollen, obwohl in Abschlussklassen Unterricht bis zur vollen Klassenstärke möglich sei, löse „Zweifel an der inneren Logik des Vorgehens aus“.
Laschet: Es gibt keinen Verteilungskampf um Impfstoff
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verteidigte dagegen die bevorzugte Impfung von Grundschullehrkräften und Kita-Personal: „Der Kampf ist gelungen, dass diese besonders betroffene Gruppe hineinkommt. Das ist der Stand, über den wir uns heute freuen.“ Einen Verteilungskampf sieht der CDU-Vorsitzende nicht: Es werde in wenigen Monaten so viele Impfstoffe geben, „dass es da nicht zu Kollisionen kommt“.
Familienminister Joachim Stamp (FDP) warnte davor, man dürfe „jetzt nicht Gruppen gegeneinander ausspielen“. Unklar blieb bislang, wo, wie und in welcher Reihenfolge Lehrer und Erzieher geimpft werden sollen. Klar ist bereits, dass auch Tagesmütter und – väter einen Anspruch auf frühere Impfung bekommen.
„Wir müssen gucken, wie diese Impfung in den Alltag der Einrichtung integriert werden kann“, erklärte Stamp. Offen blieb ebenfalls, ob sich Impfverweigerer unter Lehrern künftig noch vom Präsenzunterricht befreien lassen können. „Das sind Dinge, die in Ruhe beraten werden müssen“, so Stamp.