Düsseldorf. NRW hat die Corona-Impfungen auf Klinikpersonal aus der Prioritätsgruppe 2 ausgeweitet. Impfung von Lehrern und Erziehern soll im März starten.

In Nordrhein-Westfalen sind die Corona-Impfungen auf weiteres Krankenhauspersonal ausgeweitet worden. Seit dieser Woche könnten Ärzte und sonstiges Klinikpersonal mit regelmäßigem Patientenkontakt den Astrazeneca-Impfstoff erhalten, teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch mit.

Auch Personal der Blut- und Plasmaspendedienste sowie der Corona-Testzentren gehöre dazu. Diese Gruppen zählen bereits zur zweiten Prioritätsgruppe bei den Impfungen. Zuvor müssten aber die Impfungen des Klinikpersonals, das einem „sehr hohen“ Risiko etwa auf Intensivstationen und in Notaufnahmen ausgesetzt ist, abgeschlossen werden.

Konkrete Impfreihenfolge steht noch nicht fest

Die konkrete Impfreihenfolge aller Personengruppen innerhalb der Prioritätsgruppe zwei steht nach Angaben des Ministeriums derzeit noch nicht fest. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag geeinigt, Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen und Kita-Erzieher in der Impfreihenfolge von der Gruppe drei in die Gruppe zwei hochzustufen. Zur Gruppe zwei zählen außerdem viele chronisch Kranke und Menschen über 70 sowie auch Polizisten.

Die Corona-Impfungen für Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen und das Personal in Kindertagesstätten werden in NRW wohl in der ersten Märzhälfte beginnen. Diese Prognose gab NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Dienstagmorgen in einem Telefon-Interview beim Radiosender WDR2. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag darauf geeinigt, dass diese beiden Gruppen in der Impfreihenfolge nach vorne rücken.

"Es wird länger dauern, alle Menschen der Prioritätsgruppe 2 zu impfen"

Da zurzeit noch immer nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, würden sich deswegen die bisherigen Impfplanungen jedoch nach hinten verschieben, kündigte der Minister an. Laumann: "Nachsehen hat in dem Fall eine andere Gruppe. Es wird also länger dauern, alle Menschen zu impfen, die in der Prioritätsgruppe 2 sind." Dazu gehören unter anderem Menschen über 70 Jahren, viele chronisch Kranke aber auch Polizisten und Ordnungskräfte.

Mit den Lehrkräften und dem Kita-Personal rücke eine „gewaltige Berufsgruppe“ in die höhere Prioritätsgruppe, zugleich sei keine andere Gruppe herausgenommen worden, und der Impfstoff werde nicht mehr, so Laumann. Detailfragen zu der geänderten Impfreihenfolge müsse das Land nun noch klären, so der Minister im Interview. Unter anderem, ob auch Tageseltern früher geimpft werden.

Lehrer-Gewerkschaft: Lehrkräfte aller Schulen sollten früher geimpft werden

Ursprünglich waren alle Lehrer und Erzieher in der dritten Gruppe aufgeführt, ein Teil ist also in der Priorisierung nach vorn gerrückt. Lehrkräfte, die an weiterführenden Schulen oder Berufsschulen unterrichten, sind aber weiterhin in der dritten Impfgruppe aufgeführt.

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Der Landesvorsitzende der Lehrer-Gewerkschaft VBE lobte die Entscheidung der Gesundheitsminister, das Impfangebot für das Personal in den Kitas, den Grund- und Förderschulen vorzuziehen. "Konsequenter wäre es, das Angebot allen Kolleginnen und Kollegen zu unterbreiten, die im Präsenzunterricht tätig sind – egal in welcher Schulform“, so Stefan Behlau. Auch der Philologen-Verband schließt sich dieser Forderung an.

Polizei-Gewerkschaft verärgert über Prioritäten-Änderung

Mit scharfer Kritik reagiert hingegen der NRW-Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf die Entscheidung der Gesundheitsminister, Michael Mertens: "Dass jetzt die Polizisten nach hinten rutschen sollen, macht mich fassungslos. Ich bin darüber total verärgert“, sagte Mertens der „Rheinischen Post“.

Polizisten und Ordnungskräfte (hier bei einem Einsatz am Rhein in Düsseldorf) sind ebenfalls in der zweiten Impfgruppe. Ihre Immunisierung könnte jetzt zeitlich weiter nach hinten rücken. (Symbolbild)
Polizisten und Ordnungskräfte (hier bei einem Einsatz am Rhein in Düsseldorf) sind ebenfalls in der zweiten Impfgruppe. Ihre Immunisierung könnte jetzt zeitlich weiter nach hinten rücken. (Symbolbild) © dpa | Roberto Pfeil

Die Polizei habe keine einzige Wache geschlossen, keinen Einsatz abgesagt, obwohl Polizisten im Einsatz bespuckt und angeschrien würden. Man wolle offensichtlich den Lehrern die Rückkehr in die Schule schmackhaft machen, sagte der GdP-Landesvorsitzende. „Das hier ist der Moment der Wahrheit: Wie steht die Politik zur Polizei?“, sagte Mertens.

Terminabsagen wegen Astrazeneca - Kein anderer Impfstoff für Unter-65-Jährige

Zu vermehrten Terminabsagen in den NRW-Impfzentren wegen des Astrazeneca-Impfstoffs sagte Laumann, dass laut Untersuchung der KV Nordrhein im Rheinland derzeit rund drei bis vier Prozent der Termine nicht eingehalten würden. Der WDR berichtete hingegen von rund 40 Prozent Absagen in Köln. Den Impfstoff von Astrazeneca nennt der NRW-Gesundheitsminister einen vernünftigen Impfstoff, der vor allen Dingen vor schlimmen Verläufen schütze.

Warum der Impfschutz bei Astrazeneca bei 82,4 Prozent liegt

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    In Bezug auf vermehrt abgesagte Impf-Termine sagte Laumann: "Die Sache ist ganz einfach: Ich habe zurzeit nur für unter 65-Jährige keinen anderen Impfstoff zur Verfügung als Astrazeneca. Wer sich damit nicht impfen lassen will, muss eben warten, bis wir in ein bis zwei QUartalen mehr Impfstoff zur Verfügung haben."

    NRW liegt bei Zahl der Erst-Impfungen im Bundesdurchschnitt

    Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in NRW bisher rund 1,088 Millionen Menschen geimpft (Stand 23. Februar). Gut 760.000 erhielten die Erstimpfung und etwa knapp 330 000 die Zweitimpfung. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Impfungen um knapp 20 000. Die Zahlen der täglichen Impfungen schwanken aber. Mit einer Impfquote von 4,2 Prozent bei den Erstimpfungen liegt das bevölkerungsreichste Bundesland im bundesweiten Durchschnitt.

    NRW will die Impfkapazitäten weiter ausbauen. Von März an sollen 85.000 Corona-Impfungen pro Tag ermöglicht werden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Derzeit könnten schätzungsweise täglich 70 000 Impfungen erfolgen. Geimpft werde in den 53 Impfzentren und durch mobile Teams. Das Krankenhauspersonal impfe sich eigenständig. Derzeit plane das Ministerium, die bestehenden Impfzentren auszubauen sowie weitere Impfstellen und Schwerpunktpraxen einzurichten. Sondiert werde auch, ab wann die Hausarztpraxen in der Fläche in den Impfprozess integriert werden könnten.(mawo/dpa)