Düsseldorf. Die Vergabe der Impftermine ist in NRW mit Technik-Chaos gestartet. Was Impfwillige, die bislang keinen Termin bekommen haben, nun tun können.
- Corona in NRW: Die Terminvergabe für die Corona-Impfungen in den Impfzentren ist am Montag gestartet.
- Trotz diverser technischer Probleme und Anlaufschwierigkeiten zum Impfstart in NRW hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) positiv geäußert. "Der Impfstart ist gelungen", sagte Laschet am Montag in Berlin.
- Bis 17 Uhr am Montag wurden laut Gesundheitsministerium für gut 122.000 Menschen ab 80 Jahren Impftermine vergeben worden.
- Wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe am Montagmittag meldet, sind noch Impftermine bis zum 21. März verfügbar, auch wenn die Homepage derzeit etwas anderes anzeigt.
- Die Hotline und die Website www.116117.de waren am Morgen überlastet. Es kam zu technischen Problemen und zu Ausfällen.
- KV Nordrhein meldet online: Alle aktuell verfügbaren Termine vergeben
- Der Start der Impfzentren ist wegen Lieferengpässen auf den 8. Februar (Montag) verschoben worden.
Die Terminvergabe für die Corona-Impfungen in den Impfzentren in NRW ist am Montag mit Problemen gestartet: Hotline und Website waren für viele Nutzer über den Tag nicht zu erreichen. Manch einer kam gar nicht auf die Seite, andere bekamen Fehlermeldungen im Prozess.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat den Impfstart als Erfolg bezeichnet. "Zehntausende haben heute einen Termin bekommen", sagte Laschet. "Wenn eine Million Menschen einen Brief bekommen und dann eine Hotline anrufen, dann kann es zu Stauungen kommen. Dann kann es auch zu technischen Problemen kommen."
Corona-Impfung: Trotz Problemen spricht Laschet von Erfolg
Diese räumte auch der Ministerpräsident ein. „Es muss auch nicht jeder heute anrufen, es reicht auch noch morgen oder übermorgen", erklärte er. Die Termine lägen dann im Februar, so weit bis dahin genug Impfstoff zur Verfügung steht.
Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, bestätigte dies auf Nachfrage: "Fakt ist, dass die Zugriffe im Zeitraum seit Mitternacht bis ca. 8/9 Uhr heute Morgen enorm gewesen sind. Mit der Folge, dass die Seite nicht zu erreichen ist." Termine könnten jedoch auch direkt auf den Online-Portalen der jeweiligen Bundesländer gebucht werden. Wer noch keinen Termin bekommen hat, sollte es also weiterversuchen. So ist die Impftermin-Service-Website mittlerweile wieder erreichbar.
Corona-Impfung NRW: "Es sind noch Termine frei"
„Es gibt noch Termine“, sagt eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Das ganze System sei am Montagvormittag aufgrund des Ansturms ausgefallen.
Am Montag seien Termine bis einschließlich 21. März vergeben worden. Ab Dienstag komme dann der 22. März hinzu, ab Mittwoch der 23. März und so weiter. „Jeder wird einen Termin bekommen“, versichert die KVWL.
(In einer früheren Version hatten wir berichtet, dass keine Termine mehr bis zum 21. März verfügbar sind. Laut KVWL sind noch Termine frei, auch wenn die Homepage diese aktuell nicht anzeigt.)
Corona-Impfung in NRW: Zusammenbruch der Technik
Wer zum Start am Montag bereits einen 1. Impftermin erhalten hat, nach Zusammenbruch der Technik aber keinen zweiten bekommen hat, muss nach Aussage der KV nichts machen. „Wenn Sie eine Bestätigungsmail für den ersten Termin erhalten haben, ist der auch im System gespeichert. Wir werden uns dann noch mal bei den Betroffenen melden und einen zweiten Termin machen.“ Sollte das nicht der Fall sein, gebe es den zweiten Termin spätestens bei der ersten Impfe im Impfzentrum. „Nehmen Sie den ersten Termin deshalb auf jeden Fall wahr.
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Auf ihrer Homepage bat die Kassenärztliche Vereinigung zunächst um Geduld und spätere Terminbuchung. Die hohen Zugriffszahlen auf die Internetseiten sowie das hohe Anruferaufkommen hätten zu langen Wartezeiten am Telefon und beim Laden der Website geführt.
Christopher Schneider, Sprecher der KV Nordrhein, zeigte sich am Montag wenig überrascht von den hohen Zugriffszahlen. „Wie erwartet gab es seit dem Start um 8 Uhr eine extreme Nachfrage nach Terminen – sowohl telefonisch als auch online.“
„Um 12 Uhr hatten wir bereits 66.000 Termine für 33.000 Impfberechtigte vergeben“, hieß es aus der Pressestelle. Momentan würden Termine für die ersten drei Impfwochen vergeben. „Es gibt noch Termine“, so Sprecher Heiko Schmitz. „37.500 pro Woche stehen zur Verfügung.“ Limitierender Faktor sei die vorhandene Impfstoffmenge. Niemand müsse sich jedoch Sorgen machen, leer auszugehen, versicherte die Kassenärztliche Vereinigung in einer Pressemitteilung.
Später hieß es aus dem Gesundheitsministerium, dass in NRW am ersten Tag der Impftermin-Vergabe bis 17 Uhr für gut 122.000 Menschen ab 80 Jahren Impftermine vergeben worden. Insgesamt seien 244 300 Termine vergeben worden.
Ein vorläufiges Fazit für die einzelnen Impfzentren wollte die KV Nordrhein am Montagmittag noch nicht ziehen. „Eine lokale Auswertung werden wir frühestens heute Abend vornehmen“, so Schmitz.
Gesundheitsministerium hatte Buchung über 116117.de empfohlen
Das Gesundheitsministerium hatte vorab empfohlen, die beiden Termine für die Erst- und Zweitbuchung im Internet unter der Adresse www.116117.de zu vereinbaren. „Das klappt besser, glaube ich, als über Telefon“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in einem Video-Format für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Wenn man es sich nicht zutraue, online einen Termin zu machen, „fragen Sie ihr Enkelkind oder Ihre Kinder oder Ihre Nachbarn“, appellierte der Minister.
Zum Start der Terminvergabe am Montagmorgen jedoch klappte über die Website zunächst nicht viel. Wer sie ab kurz nach 8 Uhr ansteuerte, bekam häufig nicht mehr als eine Fehlermeldung zu sehen. Die für die Impfungen in den Zentren zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen hatten schon vorab zur Geduld gemahnt und angekündigt, dass es zunächst sowohl online als auch telefonisch Wartezeiten geben könne: "Jeder Impfwillige wird drankommen, aber es ist Geduld gefragt", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dirk Spelmeyer.
Termin für Corona-Impfung: Diese Hotlines gibt es in NRW
Die Terminvergabe sollte aber auch telefonisch möglich sein. Die Leitungen sind von 8 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.
- Wer im rheinischen Teil von NRW lebt, soll die kostenfreie Rufnummer 0800/11611701 wählen.
- Menschen in Westfalen können die ebenfalls kostenfreie Hotline 0800/11611702. Mit längeren Wartezeiten ist zu rechnen.
Viele Anrufer waren am Montagmorgen auch über die Hotlines nicht durch. Sie berichten von Besetztzeichen, mitunter komme es aber nicht einmal dazu, die Verbindung breche einfach ab.
Vertrauenspersonen können stellvertretend Termine vereinbaren
Die Terminvereinbarung können auch Angehörige oder Vertrauenspersonen übernehmen. In der vergangenen Woche hatten die Kommunen Info-Briefe der Landesregierung zum Ablauf der Impfung verschickt. Auch wer noch keinen solchen Brief bekommen hat, kann einen Termin vereinbaren.
Termine für Impfungen zunächst nur für den Nachmittag
In ganz Nordrhein-Westfalen sind vorerst wegen der fehlenden Impfdosen nur Terminabsprachen für die Nachmittage möglich. Darauf weisen die Kassenzärztlichen Vereinigungen Nordhein und Westfalen-Lippe (KVNO und KVWL) übereinstimmend hin.
Ursprünglich sollten die 53 Impfzentren Nordrhein-Westfalens am 1. Februar ihren Betrieb aufnehmen. Wegen kurzfristiger Umbauten in einem Abfüllwerk liefern die Hersteller Biontech und Pfizer diese Woche jedoch deutlich weniger Impfstoff als vorgesehen. Deshalb musste die Landesregierung die weitere Impfplanung anpassen.
Losgehen soll es nun am 8. Februar. Pro Woche wird das Land zunächst 70.000 Termine einstellen. Sobald es mehr Impfstoff gebe, werde man auch mehr Termine anbieten.
Eine Impfung ist nur mit einem Termin möglich. Sie ist freiwillig und für die Bürger kostenlos. In NRW leben rund 1,2 Millionen Menschen über 80 Jahre.
Corona-Impfungen in 2000 Heimen in NRW
Im Zuge der vor vier Wochen gestarteten ersten Impfwelle konnten sich in NRW bislang Bewohner und Mitarbeiter von rund 2000 Pflegeeinrichtungen gegen Corona impfen lassen. In etwa 300 Heimen wurde noch nicht geimpft, wie das NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dies stehe aber bevor, erklärte ein Sprecher. In der ersten Februarwoche sollen die Erstimpfungen in allen Heimen erfolgt sein.
Bis einschließlich Freitag zählte das Ministerium in NRW knapp
341.000 Erstimpfungen, darunter 40.000 von Beschäftigten in Kliniken. Außerdem erhielten gut 72.000 Menschen bereits die für den Komplettschutz nötige Zweitimpfung. Wegen eines Lieferengpasses beim Biontech/Pfizer-Impfstoff finden in dieser Woche in NRW keine neuen Erstimpfungen statt. Zweitimpfungen sollen aber wie geplant durchgeführt werden.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bezeichnete es als "sehr ärgerlich, dass wir nun eine Woche pausieren müssen". Trotzdem stehe der Impfplan in NRW. "Über 80 Prozent der Pflegeheime sind durch mobile Teams zur Impfung aufgesucht worden" Die Logistik habe gut funktioniert, so Laumann weiter. "Leider können wir aber nur das verimpfen, was wir bekommen."
Städtetag fordert Kostenübernahme für Weg zum Impfzentrum
Vor der Vergabe der Termine fordert der nordrhein-westfälische Städtetag, dass Bund und Land die Kosten für den Transport zu den Impfzentren übernehmen. "Diese Menschen brauchen, wenn sie nicht mobil sind und keine Fahrgelegenheit haben, einen Fahrdienst. Hilfsorganisationen können das übernehmen, Taxigutscheine sind möglich. Die Städte kümmern sich auch um die Organisation", sagte Geschäftsführer Helmut Dedy der dpa. "Denn solche Fahrdienste gehören zur Impfung dazu."
Mit gutem Grund können sich laut Dedy zuerst gefährdete Menschen und Hochbetagte impfen lassen. "Umso dringlicher ist es, dass das Land gerade für ältere Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, Hürden aus dem Weg räumt."
Kritik an Wegen zu den Impfzentren
Kritik an den Wegen zu den Impfzentren hatten auch einige Landräte geäußert. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die betroffenen über 80-Jährigen zum Teil über Stunden unterwegs. Die SPD-Fraktion hat zum Thema einen Antrag im Landtag gestellt. Sie fordert Alternativen zu den Impfzentren und flexible Lösungen vor Ort, wie Impfbusse, Zweigstellen und mobile Impfteams. (mit dpa)