Düsseldorf. Laut einer aktuellen Umfrage hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen in einer Woche verdoppelt.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die Corona-bedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, hat sich in NRW im Wochenvergleich verdoppelt. Laut NRW-Schulministerium wurden zum Stichtag 19. Januar insgesamt 42.000 Corona-Fälle unter Schülern gezählt. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent. In der Vorwoche gab es 20.232 bekannte Fälle. In Quarantäne befanden sich zuletzt rund 65.389 Schulkinder, in der Vorwoche waren es rund 38.000.
Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Verunsicherung unter Pädagogen und in vielen Familien zu. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW und die Schulleitungsvereinigung fordern mehr „Entscheidungsfreiheit“ für die Schulen. Sie sollen selbst über Präsenz-, Distanz- und Hybridunterricht entscheiden dürfen. Laut Landeszentrum Gesundheit überschritt die Sieben-Tage-Inzidenz unter Kindern bis neun Jahren die 2000-er Marke.
Omikron rüttelt an den Fundamenten des Schulbetriebs
Immer mehr Pool-Tests in Grundschulen sind Corona-positiv, gleichzeitig lassen Einzelergebnisse wegen überlasteter Labore immer länger auf sich warten, die Nerven vieler Eltern, Kinder und Pädagogen in NRW liegen blank. Das Wort „Katastrophe“ macht die Runde, denn Omikron rüttelt an den Fundamenten des Schulbetriebs.
Wie ist die Lage?
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, hat sich in NRW im Wochenvergleich verdoppelt. Laut NRW-Schulministerium wurden zum Stichtag 19. Januar 42.000 Corona-Fälle unter Schülern gezählt. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent. In der Vorwoche gab es 20.232 Fälle. In Quarantäne befanden sich 65.389 Schulkinder (Vorwoche: rund 38.000). Darüber hinaus wurden laut Schulministerium von den Schulen 2.462 Corona- Fälle unter Lehrkräften gemeldet (Vorwoche: 1.709), in Quarantäne befanden sich 1.592 Lehrkräfte (Vorwoche: 1.046). „Trotz der gestiegenen Zahlen bleibt das Infektionsgeschehen landesweit unter Kontrolle“, sagte das Schulministerium am Montag. Durch engmaschige Testungen würden Infektionen früh erkannt.
Wie beurteilt die Opposition die Situation?
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„Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung war zu erwarten, dass die Infektionskurve an den Schulen steil nach oben zeigen wird. Die Leidtragenden sind jetzt abermals viele Tausend Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sowie die Lehrerinnen und Lehrer“, sagte die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur dieser Redaktion. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) schaffe es seit zwei Jahren nicht, die Schulen auf dem Weg durch die Pandemie vernünftig auszustatten, adäquat zu begleiten und angemessen mit ihnen zu kommunizieren.
"Kaum Luftfilter in den Klassenräumen, keine umfassenden Konzepte für digitale Unterrichtsformate, Zick-Zack bei der Maskenpflicht – die Bilanz der Schulministerin ist mehr als unglücklich", sagte Neubaur. Die Bildungsinstitutionen benötigten jetzt umgehend Flexibilität und Klarheit, um eigenverantwortlich auf die konkrete Situation vor Ort reagieren zu können. "Dazu gehört beispielsweise, auf feste, möglichst kleine Lerngruppen ohne häufige Wechsel des Lehrpersonals zu setzen“
Was fordern Lehrer?
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oberhausen nennt die Lage „katastrophal“ und „unerträglich“. Lehrer müssten immer häufiger die Aufgaben von Testlaboren übernehmen. Angesichts explodierender Infektionszahlen fordert die Landesvorsitzende der GEW, Ayla Celik, von der Landesregierung konkrete Konzepte. „Die Sorgen und Ängste an den Schulen müssen politisch endlich gehört werden“, sagte sie. Es reiche nicht, eingleisig nur auf Tests zu setzen, damit laufe man der Entwicklung hinterher. „Deshalb fordert die GEW ein Maßnahmenbündel, das den Schulen jetzt vorgelegt werden müsse, damit sie flexibel auf das Infektionsgeschehen reagieren könnten.
Zu einem „Plan B“ müsse eine Entschlackung des Lehrplans sowie die Entzerrung von Prüfungen gehören, fordert die GEW-Vorsitzende in NRW. „Solange diese Konzepte vom Ministerium nicht vorgelegt werden, fühlen sich die Beschäftigten, Eltern, Schülerinnen und Schüler mit ihren Sorgen allein gelassen“, kritisiert Celik. Schulen, Beschäftigte und Familien rechneten damit, wieder in den Distanzunterricht gehen zu müssen.
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW fordert mehr Entscheidungsfreiheit für die Schulen. Schulleitungen könnten am besten einschätzen, welche Maßnahmen sinnvoll seien. Verspätete Testergebnisübermittlung, erschwerte Kommunikation mit den Gesundheitsämtern, verstärktes Infektionsgeschehen in den Lerngruppen, starker Personalausfall - die Schulen benötigten Klarheit, wie sie damit umgehen können und dürfen, warnte VBE-Landechef Stefan Behlau. Wenn nötig, müsse es möglich sein, Lerngruppen bei personellen Engpässen oder zahlreichen Infektionsfällen neu aufzuteilen oder befristet in den Distanzunterricht zu gehen. Auch eine Kürzung der Stundentafel oder des Ganztags sollte nicht ausgeschlossen werden. „Es geht darum, den Präsenzunterricht so gut es eben geht fortzuführen“, stellte Behlau klar.
Was sagen Schulleiter?
Auch die Vereinigung der Schulleiter und Schulleiterinnen in NRW (SLV-NRW) fordert mehr Entscheidungsfreiheit für die Schulen. „Was die Schulleitungen benötigen, sind vor allem eindeutige Handlungsrahmen, durchaus im Sinne von Stufenplänen, und das Vertrauen der Dienstaufsicht“, sagte SLV-Vorsitzende Antonietta Zeoli dieser Redaktion. Daher sollte den Schulleitungen in einem „vorgegebenen Rahmen“ vor Ort die Möglichkeit gegeben werden, über Präsenz-, Hybrid- und Distanzunterricht selbst zu entscheiden, ergänzte der SLV-Vize-Vorsitzende Ralf Niebisch.
Mit der Teststrategie sehen sich die Schulen mittlerweile überfordert. So müsse das Kollegium immer häufige Aufgaben der überlasteten Gesundheitsämter übernehmen wie Nachverfolgung oder Quarantäneanordnungen. Die Schulen seien bereit, ihren Beitrag zur Überwindung der Pandemie zu leisten, jedoch sei diese Bereitschaft mittlerweile über Gebühr strapaziert.
Schon zuvor hatte der Städtetag NRW Notfallpläne für den Betrieb von Schulen und Kindergärten gefordert.