Essen. Die Infektionszahlen unter den Kindern explodieren. Schulleitungen sollten die Möglichkeit haben, selbst vor Ort über Maßnahmen zu entscheiden.

Die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen gehen durch die Decke. Die Sieben-Tage-Inzidenz unter den Grundschülern (Altersgruppe fünf bis neun Jahre) hat laut Landeszentrum Gesundheit NRW die Marke von 2000 überschritten. Die Zehn- bis Vierzehnjährigen liegen nicht weit darunter. Angesichts dieser Lage scheint das Schulministerium nach dem Motto zu verfahren: „Augen zu und durch“. In einigen Wochen werde sich die Lage schon entspannen, lautet offenbar das gefährliche Kalkül.

Eltern stehen unter Stress

Dabei gehen Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern mittlerweile am Stock. Die Schulen sehen sich aus Sorge um ihre Schülerinnen und Schüler gezwungen, immer häufiger Aufgaben der überlasteten Gesundheitsämter zu übernehmen. Zudem kommen die Labore mit den Testungen nicht nach - mit der Folge, dass manche Ergebnisse erst nachmittags bei den Eltern einlaufen. Diese müssen dann hektisch wieder irgendeine Betreuungsmöglichkeit auf die Beine stellen. All das sorgt für Stress und Frust.

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Von der Ministerin sehen sich die Schulen im Stich gelassen. Sollen sie, dürfen sie die Kinder in den Distanzunterricht schicken, wenn nur noch vier oder fünf von zwanzig in der Klasse sitzen? Wie kann ein Rest an Gesundheitsvorsorge gewährleistet werden, wenn die Schulen nicht wissen, welche Optionen sie haben?

Entscheidungsfreiheit vor Ort

Für einen lange geforderten „Plan B“ ist es jetzt zu spät. Aber es wäre schon viel gewonnen, wenn das Land den Schulen in dieser schwierigen Lage mit mehr Handlungsspielraum den Rücken stärken würde und ihnen die Freiheit ließe, vor Ort selbst zu entscheiden. Wem nützt das Festhalten am Prinzip des Präsenzunterrichts, wenn sich die Klassen zusehends leeren?