Düsseldorf. Reiserückkehrer nicht erst im Klassenraum testen? Schulministerin Gebauer zeigt sich überraschend offen für veränderte Test-Praxis.
Als Lehre aus der starken Corona-Infektionswelle nach den Sommerferien will Nordrhein-Westfalen im Herbst infizierte Reiserückkehrer in den Schulen frühzeitiger aufspüren. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zeigte sich am Mittwoch offen für Vorschläge, Corona-Tests nach dem Urlaub nicht erst im Klassenraum durchzuführen. Es gehe um die Frage, „wie können wir den Schulstart, den ersten Tag, vielleicht doch noch sicherer gestalten“, sagte Gebauer im Schulausschuss des Landtags.
Sie wolle mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) klären, wie das Verfahren nach dem Ende der Herbstferien Ende Oktober am besten organisiert werden könne: „Wir müssen dann eben schauen, dass wir den Schülerinnen und Schülern auch ein kostenloses Angebot zur Verfügung stellen“, so Gebauer.
Tests für ungeimpfte Schüler sollen weiter kostenfrei bleiben
Nach den Sommerferien hatte es Kritik gehagelt, weil in NRW rund 2,5 Millionen Kinder am ersten Schultag gemeinsam im Klassenraum einen Nasenabstrich genommen hatten. So sei die Gefahr der Verbreitung des Virus durch Urlaubsrückkehrer eher erhöht worden, hieß es damals.
Grundsätzlich sollen Corona-Tests auch nach dem 11. Oktober für ungeimpfte Kinder kostenlos bleiben, obwohl es inzwischen eine Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige gibt. Bundesweit endet an diesem Tag eigentlich die Kostenerstattung des Bundes für alle, die sich impfen lassen könnten. „Für die Schülerinnen und Schüler bleiben Tests weiterhin kostenfrei“, stellte Gebauer klar. In NRW hätten aktuell etwa 45 Prozent der 12- bis 17-jährigen Schülern mindestens die erste Impfdosis erhalten.
Gesundheitsämter müssen sich an Quarantäne-Erlass halten
Mit Blick auf die deutlich gelockerten Quarantäne-Regelungen in NRW ermahnte die Schulministerin die kommunalen Behörden, keine weitergehenden Entscheidungen zur Isolation von Schülern zu treffen. „Natürlich ist es Auftrag der Gesundheitsämter, sich an diesen Erlass zu halten und diesen auch vor Ort entsprechend umzusetzen“, sagte Gebauer. Man merke, dass das in den Kommunen „mitunter anders gehandhabt wird“.
In NRW sollen in der Regel nur noch infizierte Kinder in Quarantäne geschickt werden, nicht aber Kontaktpersonen wie Sitznachbarn. Gebauer sieht die Schulleitungen keinesfalls in der Pflicht, bei einem positiven Fall im Klassenverband weitere Kinder nach Hause zu schicken: „Infektionsschutzmaßnahmen können niemals durch die Schulen selbst angeordnet werden.“ Staatssekretär Mathias Richter wies daraufhin, dass Klassenlehrer allenfalls Hinweise an die lokalen Gesundheitsbehörden weitergeben könnten, falls es „engere Kontakte über einen längeren Zeitraum mit dem infizierten Kind gegeben hat“.
Die Landesregierung geht davon aus, dass die Schulen trotz zum Teil sehr hoher Inzidenzwerte bei Kindern und Jugendlichen unter 17 Jahren ein ausreichendes Corona-Schutzniveau haben. „Wir haben keine Ausbrüche in den Schulen. Infektionen werden seit einem Jahr in die Schulen hineingetragen, aber sie verbreiten sich dort nicht“, sagte Gebauer.