Düsseldorf. .

Gemeinsamer Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder - das ist das nächste große Schulprojekt von Rot-Grün in NRW. Doch der Philologenverband ist besorgt: Die Schulen seien nicht vorbereitet. Es fehlten Lehrer und Personal.

Die rot-grüne Lan­desregierung stößt nach der Gemeinschaftsschule das nächste große Schulprojekt an: Gemeinsamer Unterricht für Behinderte und nicht be­hinderte Kinder. Im Landtag wurde am Mittwoch klar: Eine große, Parteien übergreifende Mehrheit will dieses Ziel zügig erreichen. Nur die FDP hat noch Bedenken im Detail.

In Schulfragen liegen sonst Gräben zwischen Rot-Grün und CDU, doch beim Thema gemeinsamer Unterricht sind sie sich einig: Der Umbau zu einem Schulsystem, das Be­hinderte nicht mehr ausgrenzt, soll schrittweise und praktisch ab dem nächsten Schuljahr beginnen.

SPD, Grüne, CDU und Linke sagten dazu im Schulausschuss „Ja“. Sie empfehlen der Regierung den „massiven Ausbau des gemeinsamen Unterrichts an allen Schulformen“. Heute ge­hen 85 Prozent der behinderten Kinder in NRW in Förder- und 15 Prozent in Regelschulen. „Dieses Verhältnis muss sich umkehren“, hieß es. Zurzeit besuchen 100 000 Kinder in NRW eine Förderschule.

„Die Schulen sind nicht vorbereitet“

Hintergrund ist, dass Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention un­terschrieben hat. Behinderte haben grundsätzlich das Recht zum Besuch einer Regelschule in ihrer Nähe. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) lobte die Initiativen der Vorgängerregierung zur Integration Behinderter. Der Konsens sei ein Signal, auf das die Eltern gewartet haben. Die FDP ist zwar für ge­meinsamen Unterricht, stimmte dem Antrag aber nicht zu. Sie reibt sich am „uneingeschränkten Rechtsanspruch“ auf einen Platz in einer Regelschule. „Dieser An­spruch ist in nächster Zeit ja gar nicht realisierbar“, so Ingrid Pieper von Heiden (FDP). Eltern sollten auch zwischen verschiedenen Förderorten wählen dürfen.

Der NRW-Philologenverband äußert Bedenken. „Die Schulen sind nicht vorbereitet. Es fehlen Personal und Räume, und es werden zu wenige Förderschullehrer ausgebildet“, sagt Vorsitzender Peter Silbernagel. Ein grundsätzlich gemeinsamer Unterricht sei „pädagogisch unverantwortbar“.

Die Schulleitungsvereinigung (SLV) begrüßt hingegen die Entwicklung. Die Schulen bräuchten aber gut ausgebildete Sonderpädagogen zur Un­terstützung.