Karlsruhe. .

Gentechnikkritiker jubeln über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Doch in Deutschland spielt der Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen nur eine Nebenrolle. Hier wird lediglich die BASF-Kartoffel Amflora angebaut.

Die Gentechnikkritiker jubeln, die Saatgutkonzerne sind enttäuscht. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bleibt alles beim Alten. Dabei spielt der Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in Deutschland trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit nur eine Nebenrolle.

Die Gen-Kartoffel

Derzeit beschränkt sich der Anbau von Gentech-Pflanzen auf die Kartoffelsorte Amflora des Chemiekonzerns BASF. Die Knolle ist nicht für den Verzehr geeignet, sondern ein reines Industrieprodukt. Sie produziert eine besondere Kartoffelstärke, die für die Klebstoff-, Papier- und Garnherstellung bedeutsam ist. Ne­ben Schweden wurde sie in Deutschland auf einem 15 Hektar großen Feld in Zepkow angebaut. Doch als es kürzlich in Schweden zu einer Vermischung zwischen Amflora und einer anderen gentechnisch veränderten Kartoffelsorte kam, untersagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus das „Inverkehrbringen“ der Kartoffel.

Mittlerweile ha­ben es Züchter auch auf konventionellem Wege geschafft, der Kartoffel ähnliche Eigenschaften anzuzüchten. Kaum besser erging es dem Genmais des US-Saatgutkonzerns Monsanto, „MON 810“. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) verbot 2009 den Anbau. Genmais stelle eine Gefahr für die Umwelt dar, so die Begründung. 2008 wurden vor allem in Ostdeutschland 3200 Hektar „MON 810“ als Futterpflanze angebaut.

Kaum Fortschritte

Daneben wachsen auf insgesamt 13 Hektar gentechnisch veränderte Zuckerrüben, Mais- und Weizenpflanzen, die von Firmen oder Universitäten im Freiland untersucht werden, aber nicht kommerziell genutzt werden dürfen. „Trotz intensiver Forschung haben sich die Hoffnungen der Industrie bislang nicht erfüllt“, sagt Arnold Sauter, Biologe am Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. So blieben etwa Versuche, medizinische Wirkstoffe mittels Genpflanzen in großem Stil herzustellen, wenig erfolgreich und wirtschaftlich riskant.

Die Forschung an der „Grünen Gentechnik“ geht indes weiter. „Sie findet in Labors oder Gewächshäusern statt und ist daher von dem Urteil kaum betroffen“, sagt Josef Stützel, Professor für Spezielle Botanik an der Ruhr-Universität Bochum. Stützel, erklärtermaßen kein Gegner der Gentechnik, sieht den Einsatz solcher Pflanzen skeptisch: „In Mitteleuropa sehe ich keine Zukunft für gentechnisch veränderte Pflanzen.“