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An dieser Knolle scheiden sich die Geister: Für Umwelt- und Verbraucherschützer ist die Gen-Kartoffel Amflora ein Risiko. Dagegen besteht nach Einschätzung der EU-Kommission, die den kommerziellen Anbau von Amflora erlaubt hat, keine Gefahr. Ein Überblick zu Risiken und Chancen.

Welche Vorteile erhofft sich die Industrie?

Der deutsche Chemiekonzern BASF, der Amflora entwickelt hat, sieht in der Gen-Kartoffel einen nachwachsenden Rohstoff für die Industrie, mit dem sich Wasser, Energie und Geld sparen lässt. Der Grund dafür sei ein „optimierter Stärkegehalt“ der Gen-Kartoffel. Dieser ermögliche zum Beispiel, dass Garn reißfester werde, Papier stärker glänze oder Sprühbeton besser an der Wand hafte. BASF spricht von einem „geschätzten jährlichen Mehrwert von mindestens 100 Millionen Euro“ für Landwirte und Industrie in Europa.

Wie wird die Gen-Kartoffel verändert?

In herkömmlichen Kartoffeln besteht Stärke aus zwei Komponenten: Amylose und Amylopektin. In der Industrie wird nach Angaben von BASF aber vor allem das Amylopektin benötigt. Forscher des Konzerns haben daher mit Hilfe von Gentechnik Kartoffeln entwickelt, die reines Amylopektin enthalten.Warum wird der Anbau von Gen-Kartoffeln nun erlaubt?Seit 1996 lief das Zulassungsverfahren für Amflora. Nun gebe es „keine wissenschaftlichen Fragen mehr, die untersucht werden müssen“, erklärte EU-Gesundheitskommissar John Dalli. Neben der Mais-Sorte „Mon 810“ ist Amflora erst die zweite gentechnisch veränderte Pflanze, die zum kommerziellen Anbau in der Europäischen Union zugelassen wurde.

Sind Gen-Kartoffeln bald auch im Supermarkt erhältlich?

Als Nahrungsmittel soll Amflora nicht dienen. Reste der Gen-Kartoffel könnten gleichwohl in Lebens- und Futtermittel gelangen. Der Anteil darf allerdings nicht höher als 0,9 Prozent sein. Dies entspreche rein rechnerisch drei Knollen in einem Sack mit 25 Kilogramm Gewicht, so der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Die Grünen- Abgeordnete Ulrike Höfken warnte, Amflora drohe im Kartoffelbrei zu landen.

Was sind die Risiken?

Die Gen-Kartoffel ist bei Umwelt- und Verbraucherschützern umstritten, weil sie ein Gen enthält, das gegen Antibiotika resistent ist. Nach Einschätzung von Umweltschützern und einigen Wissenschaftlern könnte dieses Gen vereinzelt dazu führen, dass Menschen nicht mehr auf eine Antibiotika-Behandlung ansprechen.

Gibt es Gen-Kartoffeln auf deutschen Feldern?

Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern wurden 20 Hektar Land als Versuchsfelder bepflanzt. „Wir gehen nicht davon aus, dass es in diesem Jahr zu einem großflächigen Anbau kommt“, sagte Jens Rademacher vom Deutschen Bauernverband. Genfelder müssen drei Monate vor der Aussaat in ein Standortregister eingetragen werden. Wenn die Saat nicht bis zum Mai ausgebracht wird, ist es zu spät.Große Kartoffelstärke-Produzenten zeigten sich zunächst skeptisch. Das Risiko, Geschäftspartner zu verlieren, sei zu groß, weil es Kunden gebe, „die für grüne Gentechnik nicht offen sind“, hieß es etwa beim Unternehmen Emsland Stärke. Die Firma Südstärke erklärte, es sei schwierig, konventionelle und genveränderte Kartoffeln im Werk zu trennen.