Brüssel. .

Irland flüchtet nach langem Zögern nun doch unter den europäischen Rettungsschirm – als erstes Mitglied der EU. Damit wird auch Deutschland Irland helfen. Wir verraten, wie teuer dies werden dürfte und geben weitere Antworten zur Irland-Krise.

Wie kann Europa Irland beispringen?

Nach der Griechenland-Krise schufen die EU-Mitglieder im Mai Rettungsmechanismen für bedrängte Staaten – Griechenland hatte im Frühjahr 110 Milliarden Euro Rettungshilfen von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Der bis 2013 befristete Schutzschirm umfasst insgesamt 750 Milliarden Euro und besteht aus drei Elementen. Einmal können Staaten der Euro-Zone – die Länder, die den Euro eingeführt haben – Kreditgarantien gewähren. Dieser Topf ist insgesamt 440 Milliarden Euro schwer. Möglich ist zudem ein Notkreditrahmen der Europäischen Union von bis zu 60 Milliarden Euro. Der dritte Topf ist beim Internationalen Währungsfonds (IWF) angesiedelt. Er besteht aus Kreditlinien von insgesamt 250 Milliarden Euro.

Auch wenn die Höhe der Irland-Hilfe noch nicht feststeht, ist sicher, dass Irland im Gegenzug einiges ändern muss. So soll die Bankenbranche saniert werden. Zudem macht die EU-Kommission Druck, Steuern zu erhöhen. „Es ist wahrscheinlich, dass Irland kein Niedrigsteuerland mehr sein wird“, sagte ein Sprecher von Europas Währungskommissar Olli Rehn. Irland lockte mit einer niedrigen Körperschaftssteuer von 12,5 Prozent viele Unternehmen an.

Was kommt auf Deutschland zu?

Da unklar ist, wie viel Geld Irland braucht – Finanzminister Brian Lenihan kündigte lediglich eine Hilfsanfrage von unter 100 Milliarden Euro an – ist unklar, welche Kreditsumme Deutschland absichern wird.

Allgemein gilt: Würden alle Rettungstöpfe des europäischen Schutzschirms voll ausgeschöpft, hafte Deutschland mit fast 174 Milliarden Euro, errechnete das Münchner ifo-Institut. Das wären etwa 2143 Euro je Bundesbürger.

Haben deutsche Banken ein Interesse daran, dass Europa Irland hilft?

Ja. Für sie steht viel Geld auf dem Spiel. Sie sind – nach Irlands Nachbar Großbritannien – der zweitgrößte Gläubiger irischer Banken, Unternehmen und anderer Schuldner. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben deutsche Banken 101 Milliarden Euro (Stand: Sommer 2010) an den irischen Staat, irische Firmen und andere Schuldner verliehen.

So kauften deutsche Banken irische Staatsanleihen. Da diese Anleihen jüngst massiv an Wert verloren, erlitten die Banken Vermögensverluste. Das dürfte ihre Gewinne 2010 schmälern, falls die Banken diese Schuldverschreibungen behalten und sich die Anleihen-Kurse nicht erholen. Dabei spürt auch die deutsche Bankenbranche weiter die Folgen der weltweiten Finanzkrise. Zur Erinnerung: Die Commerzbank musste teilverstaatlicht werden. Und der Münchner Staats- und Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) überlebt nur, da er komplett am Staatstropf hängt.

Die Krise in Irland sollte daher auch Bundesbürger aufhorchen lassen – die deutschen Banken verwalten schließlich Spargelder der Verbraucher, gewähren ihnen Kredit und verwalten zudem Gelder der Versicherer.

Und was ist mit deutschen Versicherern?

Die Branche erwartet wegen der irischen Turbulenzen bisher keine Probleme. Die Versicherer halten in Irland schätzungsweise Anlagen in Höhe eines „einstelligen Milliardenbetrags“, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Chef des in München ansässigen weltgrößten Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard, betont: „Irland ist zuerst vor allem ein Bankenthema.“