Brüssel. .

Die Finanzkrise hat Irland besonders heftig getroffen. Warum das so ist, welche Auswirkungen das voraussichtliche EU-Rettungspaket auf Deutschland hat und weitere Antworten zur irischen Schuldenkrise geben wir hier.

Warum ist Irland in Not?

Anders als Griechenland hatte Irland bis zur Finanzmarktkrise eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Doch die Rettung des Bankensektors hat Dublin in die Schuldenfalle getrieben, die Neuverschuldung kletterte auf über 30 Prozent des BIP. Dass die EU private Gläubiger bei künftigen Hilfsprogrammen zur Kassen bitten will, hat die Nervosität an den Märkten verstärkt und die Risikoaufschläge für Staatsanleihen vergangene Woche auf neue Rekordhöhen getrieben. Die Beteiligung des Privatsektors ist eine deutsche Forderung. Die irische Regierung macht Bundeskanzlerin Angela Merkel deswegen für die Zuspitzung mitverantwortlich.

Braucht Irland jetzt Hilfe?

Nein. Erst Mitte 2011 muss Dublin neue Milliardenanleihen platzieren. Aber die Euro-Mitglieder fürchten, ein Weiterschwelen der Krise könne andere Länder wie Portugal oder Spanien mit in den Abwärtsstrudel reißen und den Euro schwächen. Deswegen wollen sie, dass Irland rasch Schutz unter dem Rettungsschirm sucht und die Märkte damit beruhigt werden. Spanien muss am Donnerstag am Markt frisches Geld auftreiben. Druck macht auch die Europäische Zentralbank, die Staatsanleihen kauft.

Wie stark müsste Deutschland mithaften?

Experten beziffern den Finanzbedarf Irlands auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Nach dem Verteilungsschlüssel für das Rettungspaket müsste sich Berlin dann mit Bürgschaften von bis zu 22,4 Milliarden Euro beteiligen. Möglich ist aber auch, dass nur der irische Bankensektor gestützt wird und nicht der öffentliche Haushalt selbst. Dann wäre die notwendige Finanzspritze aus Brüssel und damit die Beteiligung Deutschlands geringer. Etwas kosten würde die Hilfe den deutschen Steuerzahler auch nur dann, wenn Irland die in Anspruch genommenen Kredite nicht bedienen könnte. Das gilt als äußerst unwahrscheinlich.

Warum zögert Irland, den Schutzschirm in Anspruch zu nehmen?

Der Schritt wäre nicht nur mit erheblichem Ansehensverlust verbunden. Im Gegenzug für die Hilfe müsste sich das Land auch einem noch rigideren Sparkurs als bislang unterwerfen. Und bei der Umsetzung würde es streng von Experten der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds überwacht. (dapd)