Rom. .

Papst Benedikt XVI. wird am Wochenende 24 neuen Kardinälen das rote Birett aufsetzen und den Ring überreichen. Zwei Deutsche gehören dazu. Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx (57), aus Geseke in Westfalen stammend, wird das jüngste Mitglied des Kardinalkollegs.

Marx, der an der Ruhr-Universität Bochum seinen Doktor gemacht hat, leitete später das Sozialinstitut Kommende in Dortmund. Professor Walter Brandmüller aus Bamberg (81), langjähriger Wissenschaftler in Augsburg und Chefhistoriker im Vatikan, erhält die Kardinalswürde für seine Verdienste.

Freudiges Klima will aber nicht so recht aufkommen. Zu viele Probleme hat die katholische Kirche – die Christenverfolgung in Nahost und in Asien, der Skandal um den sexuellen Missbrauch und auch interne Streitigkeiten. So ist die Stimmung eher gedrückt vor dem dritten Konsistorium (Vollversammlung der Kardinäle) des Papstes.

„Ich verspüre keine Euphorie, denn die Kirche steht in unserer Zeit vor gewaltigen Aufgaben. Es ist ein eher verhaltener Jubel, weil ich mir auch der großen Last meiner persönlichen Verantwortung bewusst bin“, erklärte Erzbischof Marx vor seinem Abflug nach Rom. 1500 Pilger aus Bayern und seiner westfälischen Heimat begleiten ihn.

Konservative Kandidaten

In schwierigen Zeiten sind bekanntlich Experimente riskant. Rund um den Vatikan wundert es daher nicht, dass Benedikt auch bei der Auswahl der 24 neuen Kardinäle eher unter konservativen Kandidaten wählte und gleichzeitig Mitarbeiter der Kirchenzentrale aufwertete. Für residierende Bischöfe wie Marx, mit dessen Bistumssitz traditionell die Kardinalswürde verbunden ist, gilt dies indes nicht. Aber gleich die Hälfte der 20 Papstwahl-berechtigten neuen Kardinäle unter 80 gehören zur Kurie. Insgesamt besteht das neue Kardinalskolleg aus 121 Papstwahl-Berechtigten und 82 über 80-Jährigen.

Und wer könnte von ihnen der nächste Papst werden? Der Antwort weichen selbst die gewieftesten Vatikankenner aus. Allenfalls werden Namen vom letzten Konklave 2005 genannt, etwa der Patriarch Angelo Scola von Venedig oder der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Aber insgesamt heißt es: Die Lage sei verworren und alles liege noch im Dunkeln.