Köln. .

Nach der Explosion eines Triebwerks des Airbus A 380 von Quantas hat die Europäische Agentur für Flugsicherheit konkrete Hinweise auf Ursachen. Lufthansa und Singapore Airlines haben mit massiven Maßnahmen reagiert.

Nach der Explosion eines Triebwerks des Airbus A 380 von Quantas gibt es erste konkrete Hinweise auf die Ursache. Wie die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) mit Sitz in Köln mitteilte, könnte sich auslaufendes Öl durch die Triebwerkshitze entzündet haben.

Am Donnerstag veröffentlichte die EASA, die die A-380-Baureihe und das in Rede stehende Triebwerk „Trent 900“ zugelassen hatte, eine so genannte „Lufttüchtigkeitsanweisung“. Darin heißt es sinngemäß: „Eine vorläufige Analyse der ersten Elemente der Unfalluntersuchung zeigt, dass ein Ölfeuer in der Hoch- und Mitteldruckzone des Triebwerks möglicherweise Hydraulikstrukturen zerstört und den Bruch der Turbinenscheibe hervorgerufen hat. Dieser Zustand kann, sofern er nicht entdeckt wird, im Endeffekt zu einem solchen Triebwerksausfall führen mit möglichen Gefahren für das Flugzeug, sowie für Personen und Objekte am Boden.“

Aus diesem Grund weist die Luftsicherheitsagentur an allen vier Triebwerken des A 380 regelmäßige Untersuchungen der gesamten inneren Ölversorgung an, um jedwedes Ölleck zu entdecken. Bereits in den letzten Tagen hatten mehrere Fluggesellschaften Öl an Stellen in den Turbinen gefunden, an denen eigentlich kein Öl sein darf. Lufthansa und Singapore Airlines hatten am Mittwoch mit massiven Maßnahmen reagiert. Beide Fluggesellschaften tauschen vorsorglich einzelne Motoren des britischen Herstellers Rolls-Royce aus. Allerdings betonte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow gestern, dass dieser Austausch nichts mit der EASA-Anordnung zu tun habe. Jachnow: „An keinem der Triebwerke unserer A380 haben wir bisher Ölflecken oder Öllecks gefunden.“ Und weiter: „Natürlich werden wir auf die EASA-Vorgaben sofort reagieren und nicht die eingeräumte 10-Flüge-Frist ausschöpfen. Zwei der drei Lufthansa-Maschinen erhalten schon heute die entsprechende Wartung.“

„Für Was-wäre-wenn-Diskussionen ist es einfach zu früh“

Indes schloss die Europäische Agentur für Flugsicherheit weitere „zwingende Maßnahmen“ in Abhängigkeit der Unfalluntersuchungen nicht aus. Die in Köln beheimatete Luftsicherheitsagentur ist gemeinsam mit Airbus, Rolls-Royce und den australischen Unfallermittlern an der Untersuchung des Zwischenfalls der Quantas-Maschine beteiligt, wie EASA-Sprecher Dominique Fouda auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Insofern darf man vermuten, dass die Wartungs-Vorgabe der Behörde auf Anregung von Rolls-Royce erfolgte. Genaueres dazu wird möglicherweise am Freitag bekannt werden, wenn Rolls-Royce seine Bilanz vorstellt.

Derweil wird in Fliegerkreisen bereits darüber diskutiert, was passiert wäre, wenn die aus der rotierenden Turbine herauskatapultierten Teile nicht die Tragfläche, sondern den Rumpf des Riesen-Airbusses durchschlagen hätten. Dazu EASA-Sprecher Fouda: „Für Was-wäre-wenn-Diskussionen ist es einfach zu früh, dafür wissen wir noch zu wenig.“ Ähnlich argumentiert man auch bei der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig. Allerdings, so ein Mitarbeiter, sei der Vorfall ja gerade wegen der durchschlagenen Turbinenhülle und der zerstörten Tragfläche als scherwiegend einzustufen.

Eine Einschätzung, die man natürlich auch in Köln bei der EASA teilt. „Deshalb arbeiten wir alle so hart daran, die Ursachen aufzuklären“, so Dominique Fouda in Anbetracht der Tatsache, dass derzeit internationale Expertenteams auf der indonesischen Insel Batam nach Teilen einer zerstörten Turbinenscheibe suchen, die sich möglicherweise als ausschlaggebendes Puzzleteil bei der Unfallermittlung erweisen könnte. Ein Teil der Scheibe war sichergestellt worden, andere Trümmerstücke fehlen. Deshalb wurde die Bevölkerung aufgefordert, jedes noch so kleine Trümmerteil bei der Polizei abzugeben.