Berlin. .
Trotz klammer Kassen: Die deutschen Kassenärzte bekommen 2011 mehr Geld. In den Verhandlungen mit den Krankenkassen setzten sie eine Milliarde Euro mehr Honorar durch.
Die 150.000 Kassenärzte in Deutschland bekommen 2011 über eine Milliarde Euro mehr Honorar. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dapd am Dienstag nach Verhandlungen der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus Teilnehmerkreisen in Berlin. Die Kassen hatten ursprünglich eine Nullrunde gefordert; die Ärzte wollten bis zu zwei Milliarden Euro mehr durchsetzen.
„Die Ärzte stehen 2011 wieder vor einem Rekord-Honorar und die Beitragszahler müssen das über die von der Bundesregierung beschlossene Beitragserhöhung finanzieren“, erklärte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz. „Das ist eine Lösung im Interesse der Ärzte und nicht im Interesse der Beitragszahler.“
Die Gespräche sollen am Montag fortgesetzt werden, wie es weiter hieß. Die Ärzte setzten sich den Angaben zufolge mit Hilfe des als Schiedsmann eingesetzten Gesundheitsexperten Jürgen Wasem gegen die Stimmen der Krankenkassen durch.
„Asymmetrische Erhöhung“ vereinbart
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte den Verhandlungspartnern detaillierte Vorgaben gemacht. Die Vergütungen für die rund 150.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten sollen demnach zunächst einheitlich um 0,75 Prozent oder 180 Millionen Euro steigen. Darüber hinaus soll es aber auch eine „asymmetrische Erhöhung“ geben. Das heißt, zusätzlich sollen die Honorare in einzelnen Bundesländern unterschiedlich stark steigen. Um das Volumen dafür ging es jetzt.
Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, forderte Rösler auf, bundeseinheitliche Honorare durchzusetzen. „Der Gesetzgeber muss dafür sorgen, dass in Nordrhein für die gleiche ärztliche Behandlung nicht geringere Honorare gezahlt werden als in Bayern“, sagte Montgomery der „Rheinischen Post“. „Wir brauchen eine Gebührenordnung, bei der bundeseinheitliche Honorare für ärztliche Behandlungen gezahlt werden.“
Das Honorarsystem sei mittlerweile so kompliziert, dass es höchstens noch zwei oder drei Experten gebe, die den Durchblick hätten. „Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, da sind ganz bewusst Arztgruppen gegeneinander ausgespielt worden“, beklagte Montgomery.
Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass sich die Vergütungen für die 150.000 Fachärzte und Allgemeinmediziner seit 2007 um 11,3 Prozent erhöht haben. In einigen Regionen lag das Plus sogar deutlich höher. So erhielten Hamburgs Mediziner 25,4 Prozent mehr. (dapd/we)