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Obwohl die meisten Pflegebetriebe in der wachsenden Zahl ausländischer Senioren einen Zukunftsmarkt sehen, sind sie kaum auf die Pflege von Migranten vorbereitet. Das hat eine Umfrage des Essener Bildungsinstituts im Gesundheitswesen ergeben.

Die meisten Pflege-Betriebe betrachten die wachsende Zahl ausländischer Senioren als Zukunftsmarkt, sind aber gleichzeitig kaum auf die Pflege von Migranten vorbereitet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter rund 80 stationären und ambulanten Pflege-Unternehmen in der Region. Die Umfrage wurde kürzlich bei einer Fachtagung im „Bildungsinstitut im Gesundheitswesen“ vorgestellt, das seinen Sitz im Univiertel an der Straße „Auf der Union“ hat.

Die Zahl pflegebedürftiger Migranten wächst. Doch so genannte „kultursensible Pflege“ ist in vielen Betrieben noch nicht verankert: So verfügten die meisten Firmen – zwischen 70 und 85 Prozent – noch nicht einmal über fremdsprachliches Info-Material, heißt es in der Studie. Dabei sei die steigende Zahl alternder Türken, Russen und Polen „schlichtweg der Markt der Zukunft“, erklärte Ursula Kreft vom Sozialforschungs-Institut „RISP“ der Uni Duisburg-Essen. Das Institut begleitet die Studie.

„Kultursensible Pflege“

Zahllose Schwierigkeiten ergeben sich bei der Pflege von Migranten: Allein die Entscheidung, eine professionelle Pflege-Kraft einzuschalten, gestalte sich innerhalb einer ausländischen Familie oft als ausgesprochen langwierig. Eine Heimleiterin berichtete auf der Fachtagung, dass sie „manchmal mit bis zu 40 verschiedenen Personen“ aus einer Familie zu tun habe, ehe überhaupt klar sei, ob und wann das greise Familienoberhaupt ins Heim komme. „Die Oma oder den Opa einer Pflegekraft zu überlassen, wird oft als Versagen der Familie gedeutet“, sagte Heinrich Recken, Prokurist des „Bildungsinstituts im Gesundheitswesen“.

Sind die Migranten dann im Heim, sei die Pflege oft schwierig und mit realen Arbeitsbedingungen kaum zu vereinbaren: Muslima können nur von anderen Frauen gewaschen werden, nicht von Männern. Nicht alle Heime sind auf feste Gebetszeiten oder andere religiöse Rituale eingerichtet. Ursula Kreft vom Institut „RISP“ ermunterte die Teilnehmer der Fachtagung: „Machen Sie die kultursensible Pflege zum Markenzeichen Ihres Betriebs!“