Leipzig. .
Einen Monat nach seiner Auszeichnung in Potsdam wird der Karikaturist Kurt Westergaard erneut in Deutschland geehrt. Er hatte mit einer Mohammed-Karikatur weltweit Aufruhr erzeugt. In Leipzig erhielt er am Freitag den Preis „für die Freiheit der Medien“.
Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard ist am Freitagabend in Leipzig mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien ausgezeichnet worden. Ebenfalls geehrt wurden der bulgarische Reporter Assen Yordanov und der afghanische Journalist Sayed Yaqub Ibrahimi.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte bei der Preisverleihung, ob man Bilder oder Karikaturen als ansprechend oder geschmacklos, als pointiert oder witzig, aussagekräftig oder wenig aussagekräftig empfinde, liege in der Wahrnehmung eines jeden Einzelnen. „Und auch, wenn eine Karikatur meinen Geschmack nicht trifft, so bin ich doch dafür, dass jeder hierzulande und sonst wo in der ganzen Welt das zu Papier bringen kann, was durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt ist“, fügte er hinzu. Und wenn dann der Karikaturist, wie der heutige Preisträger, nach der Veröffentlichung mit dem Leben bedroht, überfallen und in übler Weise beschimpft werde, dann verdiene er den Respekt und die uneingeschränkte Unterstützung von allen Demokraten in der ganzen Welt, sagte de Maiziére, der zugleich betonte, er persönlich finde, dass Religion etwas Heiliges sei.
Iranerin sagte Rede aus Protest ab
Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Preis wurde zum zehnten Mal von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig verliehen. Der 75-Jährige Westergaard hatte mit einer Mohammed-Karikatur in einer dänischen Zeitung für Aufregung gesorgt und steht aufgrund der Kontroverse unter permanentem Polizeischutz. Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, die am Freitag als Rednerin beim 1. Leipziger Medienkongress auftrat, kritisierte die Karikatur und die Veranstalter, die sie nicht darüber informiert hätten, dass Westergaard unter den Preisträgern sei. Aus Protest kündigte sie an, nicht an der Preisverleihung teilzunehmen.
Der Karikaturist war bereits im September in Potsdam für sein Engagement für die Meinungsfreiheit mit dem Medienpreis M100 ausgezeichnet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bei der Verleihung die Bedeutung der Pressefreiheit für die Demokratie hervorgehoben.Westergaard sagte der Nachrichtenagentur dapd am Freitag, er respektiere die Entscheidung Ebadis. Der geschäftsführende Vorstand der Stiftung, Stephan Seeger, sagte, die Stiftung bedauere die Absage von Ebadi. Sie respektiere aber ihre Meinung, genauso, wie man erwarte, dass die Meinungen anderer respektiert würden. Seeger verwies darauf, dass die Nominierungsliste bereits seit August im Netz für jeden einsehbar gewesen sei.
Auszeichnung für Westergaards Standhaftigkeit
Dass der neben einer Reihe anderer Journalisten nominierte Westergaard ausgezeichnet wird, war erst am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz verkündet worden. Die Stiftung hatte grundsätzlich entschieden, ab diesem Jahr die Preisträger erst am Tag der Verleihung bekannt zu geben. Seeger betonte: „Zudem stehen wir aktuell in der Verantwortung für die Sicherheit von Westergaard.“
Bei der Vergabe des Preises an den Karikaturisten gehe es „ausdrücklich nicht darum, die Karikatur selbst auszuzeichnen, sondern um die Standhaftigkeit von Westergaard für seine Meinung“, sagte Seeger weiter. Nach Angaben der Stiftung hat sich auch der iranische Journalist und frühere Preisträger Akbar Ganji, der als Referent auftreten sollte, entschieden, nicht an dem Kongress teilzunehmen. Laut der Stiftung wollte Ebadi aber weiterhin an einer Podiumsdiskussion am Samstag teilnehmen.
Westergaard hatte eine der zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed gezeichnet, die am 30. September 2005 unter der Überschrift „Das Gesicht Mohammeds“ in der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ erschienen waren. Die Darstellungen lösten einen internationalen Streit um Meinungsfreiheit und gewalttätige Demonstrationen von Muslimen in der ganzen Welt aus, die sich von den Abbildungen beleidigt fühlten. Muslimen sind bildliche Darstellungen Mohammeds verboten. Bei Westergaards Zeichnung sieht man unter dem Turban eine Bombe. Hierzu hatte er einmal gesagt, es sei eine Zeichnung, die satirisch zeige, wie Terroristen aus Zeilen des Korans ihre geistige Munition bastelten.
Politische Motive zeichne er nicht mehr, sagte der Däne in Leipzig bei der Preisträger-Pressekonferenz. Stattdessen male er jetzt Aquarelle und widme sich poetischen und märchenhaften Motiven, fügte er hinzu. Aber nur ein Galerist habe sich getraut, seine Werke zu zeigen. Westergaard war selbst einem Attentatsversuch entgangen.
Die drei Preisträger eint ihre Standfestigkeit und der Wille, allen Bedrohungen zum Trotz nicht klein beizugeben und für ihre Meinung und eine freie Presse einzustehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Medienstiftung, Harald Langenfeld, zur Juryentscheidung des Stiftungsrats. Ibrahimi veröffentlichte in seiner afghanischen Heimat kritische Berichte über Machtmissbrauch, Waffen- und Drogenhandel. Wegen seiner Berichterstattung erhielt er Morddrohungen. Yordanov deckte in seiner Heimatstadt Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste Umweltverbrechen, Korruption sowie Fälle von organisierter Kriminalität auf. Er stand deshalb mehrfach vor Gericht und wurde Opfer körperlicher Gewalt. (dapd)