Potsdam..

Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard ist mit dem Potsdamer M100 Medienpreis ausgezeichnet worden. Westergaard hatte eine Karikatur gezeichnet, die den Propheten Mohammed mit einem Turban in Form einer Bombe zeigt.

Der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard ist mit dem Potsdamer Medienpreis M100 für Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet worden. Westergaard sagte am Mittwochabend in Potsdam, das sei die höchste Auszeichnung, die er in seinem Leben je erhalten habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte den umstrittenen dänischen Zeichner und rief dazu auf, sich gegen Intoleranz einzusetzen.





Religionsfreiheit bedeute nicht, „dass im Zweifelsfall die Scharia über dem Grundgesetz steht“, sagte Merkel. Europa sei ein Ort, an dem kritische Karikaturen wie jene von Westergaard gezeichnet werden dürften. Allerdings sei der Respekt vor Glaube und Religion ebenfalls ein hohes Gut, mahnte sie. Die Kanzlerin äußerte sich in ihrer Rede auch zu der von fundamentalistischen Christen geplanten Verbrennung des Koran in den USA. Wenn ein Pastor in den USA am 11. September den Koran verbrennen wolle, „finde ich das kurz gesagt schlicht respektlos, sogar abstoßend und einfach falsch“, sagte sie.

Gauck: „Nicht in Feigheit geflüchtet“

Westergaard hatte eine Karikatur gezeichnet, die den Propheten Mohammed mit einem Turban in Form einer Bombe zeigt. Die Veröffentlichung 2005 führte zu wütenden Protesten von Vertretern des Islam. Westergaard erhielt eine Reihe von Morddrohungen, vergangenes Neujahr konnte der 75-Jährige nur knapp einem mit einer Axt bewaffneten Mann entkommen, der in sein Haus eingedrungen war.

Laudator Joachim Gauck betonte, der Karikaturist habe sich nicht in die Feigheit geflüchtet. Westergaard erhalte die Auszeichnung dafür, dass er sich nicht von seiner Angst habe leiten lassen. Ihn erfülle es persönlich mit Abscheu, wenn das Eintreten für die westlichen Werte und die Menschenrechte als nach Vorherrschaft strebende Politik des Westens diffamiert werde, sagte der ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat von SPD und Grünen.

Muslime kritisieren Merkel





Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) kritisierte unterdessen die Teilnahme Merkels an der Preisverleihung für Westergaard. Die Kanzlerin ehre den Karikaturisten, der „unseren Propheten in unseren Augen mit Füßen getreten hat und uns alle Muslime eigentlich mit Füßen getreten hat“, sagte ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek im Deutschlandradio Kultur. Die Auszeichnung sei in einer aufgeladenen und erhitzten Zeit hochproblematisch.

Zentralrats-Generalsekretär Mazyek bekannte sich zwar zur Pressefreiheit, forderte aber Rücksicht auf die Gefühle religiöser Menschen. Durch die in der dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ 2005 gedruckten Karikaturen seien Muslime pauschal als Terroristen dargestellt worden.

Viele Muslime empfinden jegliche Abbildung des Religionsstifters des Islam als Beleidigung. Nach der Karikaturen-Veröffentlichung starben bei wütenden Protesten weltweit Dutzende Menschen.

M100 ist eine Initiative der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam im Rahmen der Medienwoche am Rande der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Den Medienpreis erhalten europäische Persönlichkeiten, die durch ihr Schaffen Spuren in Europa und der Welt hinterlassen haben. Im vergangenen Jahr erhielt der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) den erstmals im Jahr 2005 verliehenen Preis, im Jahr davor die Franko-Kolumbianerin Ingrid Betancourt, die jahrelang in Kolumbien als Geisel gehalten wurde. (afp/dapd/rtr)