Kopenhagen. .
Kurt Westergaard, der vor vier Jahren eine der umstrittenen Mohammed-Karikaturen gezeichnet hat, ist nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Der Täter ist ein Somalier mit mutmaßlichen Verbindungen zu Al Kaida. Muslime in Dänemark haben den Angriff scharf verurteilt.
Mehr als vier Jahre nach Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen in Dänemark ist einer der Zeichner nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Ein Somalier mit mutmaßlichen Verbindungen zu Al Kaida drang ins Haus von Kurt Westergaard ein und bedrohte den 74-Jährigen mit Axt und Messer, wie der dänische Geheimdienst mitteilte. Westergaard, der unter ständigem Polizeischutz steht, konnte Alarm schlagen und sich gerade noch rechtzeitig mit seiner fünfjährigen Enkelin im Badezimmer einschließen.
Die Sicherheitsvorkehrungen für Westergaard, der den Propheten Mohammed mit einem Turban als Bombe gezeichnet hatte, wurden nach dem Angriff von Freitagabend weiter verstärkt, und der Karikaturist wurde an einen unbekannten Ort gebracht. Der dänische Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen verurteilte die Tat als Angriff «auf unsere offene Gesellschaft und unsere Demokratie».
Der Somalier besaß nach einem erfolgreichen Asylverfahren eine Aufenthaltsgenehmigung für Dänemark, wurde allerdings vom dortigen Geheimdienst (PET) beobachtet. PET-Chef Jakob Scharf erklärte, der 28-Jährige habe vermutlich enge Verbindungen zur somalischen Terrorgruppe Al Shabaab und zu Al-Kaida-Führern in Ostafrika. Er habe aber offenbar allein gehandelt.
Medienberichten zufolge wurde er bereits im September in Kenia festgenommen. Dem PET sei bekannt, dass er wegen der angeblichen Planung eines Anschlags gegen US-Außenministerin Hillary Clinton festgehalten worden sei, berichtete die Zeitung «Politiken» am Sonntag. Aus Mangel an Beweisen sei er später wieder freigekommen. Der dänische Botschafter in Kenia, Bo Jensen, sagte der Nachrichtenagentur Ritzau, der Somalier sei wegen Problemen mit seinen Reisedokumenten festgenommen worden.
«Es war knapp. Wirklich knapp.»
Nach Polizeiangaben schwang der Mann während des Angriffs in der Stadt Aarhus seine Axt auch gegen einen anrückenden Beamten und wurde von diesem ins Knie und in eine Hand geschossen. Er wurde daraufhin mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Haftrichter beschuldigte ihn des versuchten Mordes in zwei Fällen, an Westergaard und an dem mit der Axt bedrohten Polizisten. Laut Polizei bleibt er zunächst für vier Wochen in Untersuchungshaft, zwei davon in Isolationshaft.
Westergaard flüchtet sich nach Polizeiangaben sofort in sein eigens gesichertes Badezimmer, nachdem der Bewaffnete ein Fenster seines Hauses eingeschlagen hatte. Zwei Minuten später seien auf seinen Alarm hin Beamte eingetroffen. Im Haus hielt sich zu diesem Zeitpunkt nur noch seine fünfjährige Enkelin auf.
Seinem Arbeitgeber, der Tageszeitung «Jyllands-Posten», sagte Westergaard, der Angreifer habe «Rache» und «Blut» gerufen, während er versucht habe, in das Badezimmer einzudringen. «Es war beängstigend. Es war knapp. Wirklich knapp. Aber wir haben es geschafft», zitierte die Website der Zeitung den 74-Jährigen. Er steht seit Februar 2008 rund um die Uhr unter Polizeischutz.
Muslime in Dänemark verurteilen Angriff
Ein Dachverband muslimischer Gruppen in Dänemark verurteilte den Angriff. Man distanziere sich von jeder Art von Extremismus, die zu solchen Taten führe, hieß es.
«Jyllands-Posten» hatte am 30. September 2005 insgesamt zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Westergaards Zeichnung des Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe gehörte zu den am heftigsten kritisierten. Die Karikaturen führten bei Muslimen weltweit zu Protesten, denen mehr als 100 Menschen zum Oper fielen. Westergaard hat bereits mehrfach Morddrohungen erhalten, 2008 wurde ein Komplott von Tunesiern gegen ihn aufgedeckt und vereitelt. (apd)