Fulda. .
Die Bischofskonferenz in Fulda verabredete strengere Regeln bei der Priesterausbildung, um ungeeignete Kandidaten abzuweisen und Missbrauch vorzubeugen. Die Höhe der Entschädigung für bisherige Missbrauchs-Opfer bleibt aber offen.
Der 19. Januar 2010 ist in die Geschichte der katholischen Kirche eingegangen. Er hat tiefe Spuren hinterlassen. An diesem Tag machte der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, den sexuellen Missbrauch in der Jesuitenschule öffentlich. In den folgenden Monaten meldeten sich aus der gesamten Kirche mehr und mehr Opfer. Ein Skandal ungeahnten Ausmaßes wurde sichtbar. Doch die Kirche verharrte zunächst wie in einer Schockstarre. Seither allerdings ist viel passiert. Einiges davon konnte bei der Bischofskonferenz, die in Fulda tagt, besichtigt werden.
So haben die Bischöfe nicht nur Leitlinien im Umgang mit Missbrauch verabschiedet. Gestern legten sie auch ein Konzept zur Prävention vor. Es bezieht sich sowohl auf die kirchlichen Mitarbeiter wie auf die Priesterausbildung. Vorbeugende Maßnahmen bei der Priesterausbildung, darauf wies der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hin, seien zwar nicht neu. Sie sollen künftig jedoch intensiver beachtet werden. „Wir brauchen eine Atmosphäre, um auch über Sexualität zu reden“, so der Freiburger Erzbischof. Dabei würden auch Psychologen einbezogen. Bewerber mit Entwicklungsdefiziten sollen auf therapeutische Hilfen hingewiesen, nicht geeignete „entschieden“ abgewiesen werden.
Tabus ansprechen
Aber auch alle kirchlichen Mitarbeiter müssen künftig strengere Standards im Umgang mit Kindern und Jugendlichen einhalten. Bistümer müssen dazu klare Verhaltensregeln für ein „adäquates Nähe-Distanz-Verhältnis“ festlegen; haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter müssen eine Selbstverpflichtung unterschreiben.
Aber in Fulda wurde auch deutlich, dass die Debatte über den Missbrauch das Selbstverständnis der Bischöfe ins Wanken brachte. Häufig war auf den Gängen im Priesterseminar von einem „Erneuerungswillen“ die Rede. Wie diese Erneuerung aussehen kann, skizzierte Erzbischof Zollitsch in einem Referat vor der Konferenz. Darin regt er einen breiten Diskussionsprozess an, an dem sich alle Vereine und Verbände in der Kirche beteiligen sollen. Alle Themen, so drang aus den für die Öffentlichkeit verschlossenen Beratungstüren, die bisher mit einem Tabu versehen waren, sollen zur Sprache kommen, etwa der Zölibat, Sexualmoral, Diakonat der Frauen.
Auf eine Frage jedoch haben die Bischöfe noch keine Antwort: Darauf, wie hoch eine „Entschädigung“ für die Opfer des Missbrauchs ausfallen soll. Zollitsch wie auch der Missbrauchsbeauftragte, Bischof Stephan Ackermann, ließen zwar keinen Zweifel daran, dass die Kirche eine „finanzielle Anerkennung des erlittenes Unrechts“ leisten wolle. Über konkrete Beträge solle jedoch zunächst mit den Vertretern des „Rundes Tisches“ für Missbrauchs-Opfer geredet werden.