Kundus. .

Spezialkräften der Bundeswehr ist im afghanischen Kundus am Dienstag ein Schlag gegen die radikalislamischen Taliban gelungen. In einem gemeinsamen Einsatz mit afghanischen Sicherheitskräften nahmen sie den Taliban-Anführer Maulawi Roschan fest.

Der Bundeswehr ist in Nordafghanistan ein Schlag gegen die radikalislamischen Taliban gelungen. Eine deutsche Sondereinheit nahm bei einem gemeinsamen Einsatz mit afghanischen Sicherheitskräften in der Provinz Kundus den hochrangigen Taliban-Führer Maulawi Roschan fest, wie ein Bundeswehrsprecher am Mittwoch in Kundus sagte.

Taliban-Führer war in zahlreiche Attentate verwickelt

Roschan gilt den Angaben zufolge als hochrangiges Führungsmitglied der Taliban im Raum Kundus mit engen Verbindungen zur Talibanführung im benachbarten Pakistan. Er gilt als stellvertretender „Schattengouverneur“ in der Provinz und soll sich dort als „unrechtmäßiger Richter“ betätigt haben. Der Anführer wird mit zahlreichen Anschlägen gegen die NATO-Truppe ISAF und die afghanische Staatsgewalt, aber auch mit „sonstigen kriminellen Aktivitäten in der Provinz“ in Verbindung gebracht.

Die Spezialkräfte der sogenannten Task Force 47 schlugen den Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag in der Gegend von Gore Tapa nordwestlich von Kundus zu. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam teilte mit, bei dem Einsatz sei niemand verletzt worden. Die afghanischen Sicherheitskräfte hätten Roschan anschließend an die zuständige Ermittlungsbehörde übergeben. Einer Erklärung der ISAF zufolge war die internationale Truppe dem Taliban-Anführer durch Berichte von Geheimdiensten und Hinweisen aus der Bevölkerung auf die Spur gekommen.

Task Force 47 nimmt keine gezielten Tötungen vor

Weitere Einzelheiten zu dem Einsatz wurden nicht bekannt. Die Aktivitäten der im Feldlager Kundus stationierten Task Force 47 unterliegen großer Geheimhaltung. Zu den Aufgaben der Sondereinheit gehört die gezielte Festnahme der Führungsriege der Aufständischen, ihre Soldaten rekrutieren sich vor allem aus der Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK). Anders als US-Spezialeinheiten geht die Task Force 47 nach Angaben der Bundesregierung aber nicht mit gezielten Tötungen gegen die Taliban-Führung vor.

Nach dem Sturz durch eine von den USA geführte internationale Koalition Ende 2001 hatten die Taliban in den Stammesgebieten im benachbarten Pakistan Zuflucht gesucht, viele Kämpfer schlichen in den folgenden Jahren über die unkontrollierte Grenze zurück nach Afghanistan. Mittlerweile haben die Taliban in vielen afghanischen Regionen parallele Strukturen zu den staatlichen Stellen aufgebaut. Im Kampf gegen Aufständische sind landesweit 150.000 ausländische Soldaten im Einsatz.

Die Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei den Parlamentswahlen in Afghanistan am vergangenen Samstag nehmen unterdessen weiter zu. Wie die Wahlbeschwerdekommission (ECC) am Mittwoch in Kabul mitteilte, gingen allein über Vorfälle während der Wahlen mehr als 2000 Beschwerden ein. Zu Vorfällen während des Wahlkampfes hatte die Kommission zudem 1.700 Beschwerden erhalten. Das Endergebnis der Wahl soll Ende Oktober verkündet werden. Nach amtlichen Angaben beteiligten sich rund 4,3 Millionen Afghanen am Urnengang. (AFP)