Kabul. .
Überschattet von Gewalt hat in Afghanistan am Samstag die Parlamentswahl begonnen. Auch das NATO-Hauptquartier der Hauptstadt wurde nur wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale mit einer Rakete beschossen.
Überschattet von Gewalt hat in Afghanistan am Samstag die Parlamentswahl begonnen. Zwei Menschen sind bei einem Raketenangriff getötet worden. Der Sprengsatz schlug nach Angaben der Polizei am Samstag in einem Haus in der östlichen Provinz Nangarhar ein. In der Region ereigneten sich demnach auch zwei Explosionen in der Nähe von Wahlbüros. In der südlichen Provinz Kandahar, die als eine Hochburg der radikalislamischen Taliban gilt, wurde zudem ein Anschlag auf den Konvoi des Gouverneurs Torjalai Wesa verübt. Niemand sei verletzt worden, sagte Wesa der Nachrichtenagentur AFP.
Bei einem weiteren Taliban-Angriff sind am Wahltag im Norden Afghanistans sieben einheimische Sicherheitskräfte getötet worden. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, kamen bei dem Anschlag in der Nähe eines Wahllokals in der Provinz Baghlan ein Soldat und sechs Angehörige einer regierungstreuen Miliz ums Leben. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden. Die Region gehört zum Einsatzgebiet der Bundeswehr.
Unterdessen wurden erste Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung gemeldet. Ein Vertreter der Wahlbeschwerdekommission (ECC) sagte AFP, es seien zwei Fälle entdeckt worden, in denen die Tinte, mit der ein Finger der Wähler nach der Stimmabgabe gekennzeichnet wird, abwaschbar gewesen sei. Die Unregelmäßigkeiten wurden demnach in zwei Wahlbüros in Kabul registriert.
Angriff auf das NATO-Hauptquartier
Nur wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale wurde auch das NATO-Hauptquartier der Hauptstadt mit einer Rakete beschossen worden. Das Geschoss habe in der Nähe der Gebäude eingeschlagen, aber niemanden verletzt, sagte eine Sprecherin der NATO-Truppe ISAF, Katie Kendrick, der Nachrichtenagentur AFP. In Djalalabad, rund 130 Kilometer südöstlich von Kabul in der Provinz Nangahae schlugen nach Polizeiangaben sechs Raketen ein. Es wurde niemand verletzt.
Die radikalislamischen Taliban hatten zu einem Boykott des Urnengangs aufgerufen und mit Gewalt gedroht. Bereits im Vorfeld der Wahlen haben die Aufständischen mehrere Kandidaten sowie deren Mitarbeiter ermordet oder entführt.
Präsident Karsai forderte die Afghanen eindringlich auf, sich an dem Urnengang zu beteiligen. „Wir hoffen auf eine große Beteiligung, die Menschen sollen sich ohne Druck für einen Kandidaten entscheiden, ganz gleich ob Mann oder Frau“, sagte Karsai vor Reportern in einer Schule nahe des Präsidentenpalastes im Zentrum von Kabul, wo er begleitet von einem großen Sicherheitstross seine Stimme abgab.
Soldaten sollen bei Wahl für Sicherheit sorgen
Rund 63.000 afghanische Soldaten und 52.000 einheimische Polizeibeamte sollten während des Wahlgangs für Sicherheit sorgen. Auch die fast 150.000 ausländischen Soldaten im Land standen für den Ernstfall bereit. „Die ISAF wird die afghanischen Partner so unterstützen, dass die Menschen ihre Stimme abgeben können“, sagte ISAF-Kommandeur David Petraeus „Spiegel Online“. Die Wahlen allerdings würden von den Afghanen organisiert und geführt. Ein NATO-Soldat starb am Wahltag nach Angaben des Bündnisses bei einer Bombenexplosion im unruhigen Süden des Landes.
Insgesamt waren mehr als 10,5 Millionen Afghanen aufgerufen, zum zweiten Mal seit dem Ende der Taliban-Herrschaft im Jahr 2001 die Zusammensetzung der Volksvertretung Wolesi Dschirga neu zu bestimmen. 68 der 249 zu vergebenen Abgeordnetenmandate sind dabei für Frauen reserviert. Insgesamt treten mehr als 2500 Kandidaten an. Die Wahllokale sollten bis 16.00 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MESZ) geöffnet haben. Ein Endergebnis des Votums soll nach Angaben der Wahlkommission am 31. Oktober vorliegen.
Zur Überwachung des Votums waren 300.000 Wahlbeobachter im Einsatz. Die Wähler mussten zur Stimmabgabe eine Wahlkarte mitbringen, die nach dem Votum gelocht wurde. Zur Kontrolle wurde zudem jedem nach der Stimmabgabe ein Finger mit Tinte gefärbt. Trotzdem warnte der UN-Sondergesandte in Afghanistan, Staffan de Mistura, am Wahltag erneut vor Wahlfälschungen. Die Wiederwahl Karsais im vergangenen Jahr war von erheblichen Betrugsvorwürfen überschattet. (afp/dapd/rtr)