Brüssel. .

Die neue EU-Tierversuchsrichtlinie erschwert die Verwendung von Affen und soll Leid für die Versuchstiere so gering wie möglich halten. Kritik kommt indes von allen Seiten.

Die Zahl der Tierversuche in Europa soll sinken. Das haben die Abgeordneten im Straßburger Europaparlament beschlossen. Die neue EU-Tierversuchsrichtlinie erschwert die Verwendung von Affen und soll Leid für die Versuchstiere so gering wie möglich halten. Kritik kommt indes von allen Seiten: Tierschützern sind die Regelungen nicht streng genug, die Grünen stimmten geschlossen dagegen, und die katholische EU-Bischofskonferenz fürchtet, das Gesetz könnte dazu führen, dass vermehrt embryonale menschliche Stammzellen eingesetzt werden.

Bedenken, die auch einzelne Parlamentarier teilen. Denn dem neuen Gesetz zufolge müssen Forschungseinrichtungen und Labore auf alternative Testmethoden zurückgreifen, wenn diese EU-weit anerkannt sind. „Leider ist derzeit in einigen wenigen Fällen die einzige Alternative zum Tierversuch die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen“, bemängelt der deutsche CSU-Abgeordnete Martin Kastler. In Deutschland werde es dazu allerdings nicht kommen, da die Hürden für den Stammzell-Einsatz hoch sind. Anderen europäische Länder könnten hingegen „ein Problem bekommen“, pflichtet Kastlers Fraktionskollege Peter Liese (CDU) zu. Die katholische europäische Bischofskonferenz (COMECE) sieht die „grundlegend unterschiedliche Würde von Tieren und Menschen“ in Gefahr.

Höchste Zeit für eine Neuregelung

Dass es höchste Zeit für eine Neuregelung war, möchten allerdings auch Kritiker nicht bestreiten. Das alte EU-Tierversuchsgesetz stammt noch aus dem Jahr 1986 und war somit nicht mehr auf dem Stand der medizinischen Forschung. Im Vergleich zu seinem Vorgänger sieht die jetzt verabschiedete Neufassung strengere Auflagen für Versuche vor, verpflichtet die Mitgliedsstaaten zur Kontrolle der Labore und begrenzt den Einsatz von Primaten. Große Affen wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans dürfen nicht mehr verwendet werden, andere Primaten-Arten nur in Ausnahmefällen.

Diese Ausnahmeregelungen allerdings ließen sich viel zu leicht erwirken und die bürokratischen Hürden für alternative Testmethoden lägen nach wie vor viel zu hoch, bemängelt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Unter dem Strich unterstützen allerdings auch die Tierschützer das neue Gesetz. „Der Kompromiss ist immer noch besser, als es bei der alten Regelung zu belassen“, meint die deutsche SPD-Europaabgeordnete Ulrike Rodust.

Die Zustimmung des Ministerrats zum dem Gesetz gilt als Formsache. Zwei Jahren haben die Mitgliedsstaaten dann Zeit für die Umsetzung in nationale Gesetzgebung. In Deutschland mit seinen vergleichsweise hohen Tierschutz-Standards wird sich durch die neue Tierversuchsrichtlinie nicht viel ändern.