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Anders als nach dem Erdbeben in Haiti flossen die Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan anfangs nur sehr zögerlich. Doch inzwischen erhöhten sich die Spendengelder aus Deutschland auf 6,8 Millionen Euro.

Bei Haiti, erinnert sich Simone Pott, da war vieles anders. Da ruckelte die Erde und keine fünf Stunden später konnte man die ersten Videos der Katastrophe im Internet sehen. Das Unglück, es schien schnell zum Greifen nah. In Pakistan dagegen, so beschreibt es die Sprecherin der Welthungerhilfe, da ließ sich das ganze Ausmaß der Not erst nach und nach erkennen. „Es regnete, die Pegel stiegen. So etwas gab es ja schon häufiger. Doch ab wann kann man von einer Tragödie reden?“, fragt Simone Pott.

Erklärungsversuche dafür, warum die Spenden für Pakistan anfangs nur sehr zögerlich flossen. Inzwischen helfen die Menschen, in Deutschland, in Europa, in vielen Teilen der Welt. Die Katastrophe hat ihre Bilder. Die Menschen, die sich durch Fluten kämpfen. Die Obdachlosen mit ihren Habseligkeiten, die hungernden Kinder. Beim „Bündnis Entwicklung Hilft“, dem neben der Welthungerhilfe, Misereor, terre des hommes, Brot für die Welt und medico international angehören, hatten sich die Spendengelder von 1,7 Millionen Euro am Montag auf jetzt 6,8 Millionen Euro erhöht.

Auch bei der Kindernothilfe in Duisburg spürt man inzwischen, dass das Thema Pakistan die Menschen berührt. Innerhalb weniger Tage wuchs das Pakistan-Konto auf 800 000 Euro an. „Pakistan, dieses Land wird mit Terror assoziiert, mit Taliban und Korruption. Das ist keine gute Vorlage, um Geld hinzuschicken“, erklärt Sascha Decker von der Kindernothilfe die anfängliche Zurückhaltung der Menschen, sich für das Land finanziell zu engagieren.

Leibeigenschaft

Längst berichten die Medien nicht mehr schwerpunktmäßig über die politischen Zustände, sondern über das Elend der von den Fluten Übermannten. Und wie auch Vertreter anderer deutscher Hilfsorganisationen, so betont auch Sascha Decker, die Kindernothilfe übergebe die Spenden natürlich nicht an Regierungsstellen, sondern an ihre lokalen Partner im Land. Schon seit 1974 unterstützt die Organisation Kinderprojekte im Pakistan. Schließlich, so Decker, gebe es dort noch Leibeigenschaft, würden selbst Kinder mit 14-stündigen Arbeitstagen geknechtet.

Die Flut kam, nun also rollt die Welle der Hilfsbereitschaft an. Die Vereinten Nationen, Europa, Deutschland, sie alle geben, und viele erhöhen gerade jetzt ihre Soforthilfe. Deutschland etwa steigerte diese von zehn auf 15 Millionen Euro, wobei dieser Betrag nach Ansicht des „Bündnisses Entwicklung Hilft“ enttäuschend sei, so dessen Geschäftsführer Peter Mucke gestern. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU), betonte jedoch, diese Summe sei nicht das letzte Wort. Er warb zudem für die Einberufung einer internationalen Geberkonferenz für Pakistan.

Anne Will sammelt

Die Not, sie scheint endlos. Hunderttausende Menschen in den Hochwassergebieten konnten nach UN-Angaben noch nicht erreicht werden. Von rund 20 Millionen Betroffenen hätten bislang weniger als eine Million Lebensmittel aus dem Welternährungsprogramm erhalten.

Die Dramatik ist erkannt, nun planen auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten erste große Spendensendungen. Das ZDF etwa bringt am Donnerstag um 20.15 Uhr eineinhalb Stunden „Hilfe für Pakistan“, Berichte und Live-Schalten aus den betroffenen Gebieten. Die Moderatoren Peter Frey, Theo Koll und Markus Lanz werden über die Lage im Land und das Leid der Menschen aufklären.

Für die ARD arbeitet Anne Will an einer journalistischen Sendung, die zur Zeit noch den Arbeitstitel „Pakistan braucht ihre Hilfe. Spenden trotz Korruption und Terroristen“ trägt.