Paris. .
24 Millionen Euro haben die Deutschen bislang für die Flutopfer in Pakistan gespendet. Schauspielerin Angelina Jolie gab 100.000 Dollar. Das ZDF will mit einer Spendensendung weitere Gelder sammeln.
Auf der Europa-Werbetour für ihren neuen Kinofilm hat Hollywoodstar Angelina Jolie auch ihre Rolle als Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR nicht vergessen. Die US-Schauspielerin habe für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan 100.000 Dollar (78.000 Euro) gespendet, sagte ein Vertreter des UNHCR am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Paris. In der französischen Hauptstadt hatte Jolie am Vorabend den Spionage-Thriller „Salt“ vorgestellt, am Mittwochabend war Deutschland-Premiere in Berlin.
Jolie macht sich immer wieder für humanitäre Projekte stark. Nach dem Erdbeben in Haiti stellten sie und ihr Mann, Hollywoodstar Brad Pitt, der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen eine Million Dollar zur Verfügung.
ZDF nimmt Spendensendung ins Programm
Das ZDF präsentiert am 26. August eine Hilfssendung für Pakistan. Das Zweite sende um 20.15 Uhr eine 90-minütige „Informations- und Spendensendung“ mit Berichten und Live-Schalten aus den von der Flut betroffenen Gebieten, teilte der Sender am Mittwoch in Mainz mit. Zusammen mit prominenten Gästen wollen die Moderatoren Peter Frey, Theo Koll und Markus Lanz über die Lage im Land, das Leid der Menschen und die Arbeit der Hilfsorganisationen aufklären. Die Zuschauer können während der Sendung spenden. Gäste und weitere Details sind noch offen.
Ein Sprecher der ARD-Programmdirektion in München sagte auf ddp-Anfrage, eine Spendensendung sei im Ersten nicht geplant. Am Mittwochabend sollte es aber um 20.15 Uhr einen „Brennpunkt“ zu der Flutkatastrophe geben. Außerdem sei geplant, dass sich der Polittalk „Anne Will“ am Sonntagabend mit dem Thema beschäftigen.
Hochwasser wird Pakistan noch bis Ende August in Atem halten
Meteorologen machen den Millionen Flutopfern in Pakistan keine Hoffnung auf eine rasche Besserung ihrer Lage: Das Hochwasser wird bis Ende August nicht vollständig zurückgehen, wie Experten am Mittwoch vorhersagten. Die internationale Hilfe kommt derweil nach einem schleppenden Beginn allmählich in Gang. UN-Sprecher Maurizio Giuliano teilte mit, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der geforderten 459 Millionen Dollar (357 Millionen Euro) eingegangen seien.
Die Europäische Kommission kündigte an, ihre Hilfe für Pakistan um 30 Millionen auf 70 Millionen Euro zu erhöhen. Die zuständige Kommissarin Kristalina Georgieva erklärte, das Geld werde an die europäischen Partnerorganisationen in Pakistan fließen. Die Kommissarin reist am Montag in das Katastrophengebiet. Auch die Bundesregierung will sich ein direktes Bild von der Lage in Pakistan machen und schickt dazu ihren Beauftragten für Humanitäre Hilfe, Markus Löning, in die Überschwemmungsgebiete. Deutschland hat mittlerweile an die 60 Millionen Euro für die Flutopfer in Pakistan auf den Weg gebracht. Das Bundesfinanzministerium will zudem die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für Pakistan erleichtern.
Deutsche spendeten bislang 24 Millionen Euro für Pakistan
In Deutschland wurden für die Flutopfer in Pakistan bislang 24 Millionen Euro gespendet. Dies ergab eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bei insgesamt 37 Hilfswerken und Spendenbündnissen. Damit habe die Spendenbereitschaft nach anfänglich großer Zurückhaltung nun erkennbar zugenommen, erklärte das Institut, das ein Spendensiegel für vertrauenswürdige Hilfsorganisationen vergibt.
Für die Opfer des schweren Erdbebens in Haiti im Januar hatten die Deutschen den Angaben zufolge im gleichen Zeitraum bereits 86 Millionen Euro und damit mehr als dreieinhalb Mal so viel gespendet. Die Bundesregierung stellte für die Flutopfer in Pakistan bislang 15 Millionen Euro Soforthilfe sowie weitere Mittel zur Verfügung.
Bundesregierung bestreitet Zögerlichkeit bei Pakistan-Hilfe
Die Bundesregierung hat Kritik an einer angeblich zu zögerlichen staatlichen Hilfe Deutschlands für die Millionen Flutopfer in Pakistan zurückgewiesen. „Deutschland kümmert sich und Deutschland hilft, und das wird auch so bleiben“, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans am Mittwoch in Berlin. Nach seinen Angaben beläuft sich das derzeitige Volumen der Hilfen der Bundesregierung für die Katastrophengebiete in Pakistan auf zwischen 50 und 60 Millionen Euro. Diese Summe setze sich zusammen aus der bilateralen Nothilfe in Höhe von 15 Millionen Euro sowie den deutschen Anteilen an den Hilfen von Europäischer Union, Vereinten Nationen und Weltbank.
Vertreter von Hilfsorganisationen hatten zuvor kritisiert, dass die Hilfe der Bundesregierung zu spät komme und zu spärlich ausfalle. Gemessen am Bedarf in der Katastrophenregion seien die beschlossenen 15 Millionen Euro Soforthilfe ein „äußerst geringer und deshalb enttäuschender Betrag“, sagte der Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft, Peter Mucke, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dem hielt Steegmans entgegen, dass Deutschland in der Summe seiner bilateralen Hilfen und seiner Anteile an internationalen Hilfen der weltweit „viertgrößte Geber“ in der aktuellen Notlage Pakistans sei.
Vereinfachtes Verfahren
Die Bundesregierung will außerdem die Spendenbereitschaft der Bürger für Pakistan durch ein vereinfachtes Verfahren bei der Steuererklärung befördern. Wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte, wird derzeit in Abstimmung mit den Bundesländern eine Regelung vorbereitet, wonach sämtliche Spenden für Pakistan ohne Spendenbescheinigung der Hilfsorganisation in der Steuererklärung geltend gemacht werden können. Es reicht also ein Bankbeleg oder eine Buchungsbestätigung.
Normalerweise gilt ein solches vereinfachtes Verfahren ohne Quittung des Spendenempfängers nur für Spenden bis zu einer Höhe von 200 Euro. Schon für Spenden an Haiti nach der Erdbebenkatastrophe zu Beginn des Jahres war aber nach Angaben des Ministeriumssprechers das unbürokratische Nachweisverfahren eingeführt worden. Die entsprechende Regelung für Pakistan-Spenden solle rückwirkend seit Beginn der Flutkatastrophe und insgesamt für ein halbes Jahr gelten.
Papst Benedikt XVI. ruft Weltgemeinschaft zu Hilfe für Pakistan auf
Papst Benedikt XVI. hat die Weltgemeinschaft am Mittwoch zu konkreter Hilfe für Pakistan aufgerufen, das von den schwersten Überschwemmungen seiner Geschichte heimgesucht wird. „Meine Gedanken gehen zu den lieben Menschen in Pakistan“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. „Unsere Brüder, die so grausame Leiden erfahren, dürfen der Solidarität und konkreten Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nicht entbehren“, sagte Benedikt XVI. bei seiner wöchentlichen Audienz. Von den schweren Überschwemmungen in Pakistan sind 20 Millionen Menschen betroffen. (afp/apn/ddp)