Berlin. .
Altkanzler Schröder empfiehlt der SPD, an der Rente mit 67 festzuhalten. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks schlägt indes vor, dass Beschäftigte über die gesetzliche Rentengrenze hinaus arbeiten dürfen.
Altkanzler Gerhard Schröder hat sich in die Debatte über die Rente mit 67 eingeschaltet und seine Partei vor einer Abkehr vom Reformkurs gewarnt. Seine Regierung habe die Reform mit vorbereitet, sagte Schröder der Zeitung „Welt am Sonntag“ laut. „Und wenn ich gedacht hätte, dass ich falsch liege, hätte ich es nicht gemacht.“
Einschränkend sagte der frühere Regierungschef dem Blatt zufolge, er habe es sich abgewöhnt, in tagespolitische Entscheidungen einzumischen. Zur Rentendiskussion könne er sich „eigentlich nicht melden, weil ich natürlich ungeheuer privilegiert arbeite“. Die Rente mit 67 wurde 2006 unter Mitwirkung von Schröders Weggefährten Franz Müntefering beschlossen.
Auch die Arbeitgeber warnten die Sozialdemokraten davor, die Reform aufweichen zu wollen. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sagte der „Welt“, die SPD sollte nicht von ihrem eigenen Beschluss abrücken. „Die Fakten, die 2006 für die Rente mit 67 sprachen, haben sich nicht geändert.“
Er kritisierte, dass SPD und Gewerkschaften über die geringe Beschäftigung älterer Menschen klagten. „In den vergangenen Jahren wurden ältere Beschäftigte bewusst aus den Betrieben geschickt. Politik und Gewerkschaften haben das lange gefordert Stichwort Rente mit 60. Da kann man sich jetzt schwer hinstellen und beklagen, dass diese Jahrgänge weniger in Beschäftigung sind.“
Wowereit für schnelle Korrektur
Der Berliner Regierungschef Klaus Wowereit sprach sich indes für ein schnelles Abrücken der SPD von der Rente mit 67 aus. Er sagte der „Süddeutschen Zeitung“, die pauschale Anhebung des Renteneintrittsalters sei „mathematisch nicht richtig und emotional ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die es schon gesundheitlich nicht bis 67 packen“. Weil heute kaum jemand bis 65 Jahre arbeite, sei die Diskussion über die Rente mit 67 eine „Phantomdebatte“.
In der Union gibt es unterdessen Überlegungen, die Reform zu ändern. Fraktionsvizechefin Ingrid Fischbach sprach sich in der „Passauer Neuen Presse“ für flexible Übergänge in den Ruhestand ohne Abschläge aus. „Nicht in allen Branchen werden die Arbeitnehmer bis zum 67. Geburtstag arbeiten können. Wo die körperliche Belastung zu hoch ist, muss es andere Wege geben, um ohne Abschläge in Rente gehen zu können.“
Nötig seien flexible Lösungen, die aber nicht auf Kosten der Rentenkassen gehen dürften. Der Vorschlag, in guten Zeiten Lohnerhöhungen auf einem Konto anzusparen, um einen früheren Rentenbeginn zu finanzieren, sei nachdenkenswert, wurde Fischbach zitiert.
Freiwillig noch länger arbeiten
Beschäftigte sollen künftig auch über die gesetzliche Rentengrenze hinaus arbeiten dürfen. Das fordert der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, in der „WirtschaftsWoche“. Mit diesem Vorstoß will er dem drohenden Arbeitskräftemangel begegnen. Viele Arbeitnehmer würden sich noch im Alter fit fühlen und sollten dann auch über ihr 65. oder 67. Lebensjahr hinaus arbeiten dürfen.
Statt jetzt ohne Not das Rad bei der Rente mit 67 zurückzudrehen, sagte der Handwerkspräsident weiter, „sollte die Regierung die Hinzuverdienstregeln für Teilrenten attraktiver gestalten“. Kentzler: „So können wir den Fachkräftemangel entschärfen.“ Das Handwerk leide besonders unter den rückläufigen Zahlen bei den Schulabgängern. Laut ZDH-Präsident konnte das Handwerk schon im vorigen Jahr über 10 000 Lehrstellen nicht besetzen. Kentzler zufolge setze sich in diesem Jahr der negative Trend fort. (apn/ddp)